Unter dem Zwillingsstern
Schrank lauert und Carla Fe h r einen zum Frühstück v erzehrt«; die Lacher, die das im Publikum h e rvorrief, als sie den Film sah, bewiesen ihr, daß es kaum je m anden gab, der die Anspielung nicht verstand. Carla Fehr würde genausowenig wie Boris Karloff, B e la Lugosi, Dwight Frye oder Zita Johann je von der Kritik, die Horrorfil m e verabscheute, ernst genom m en werden, aber das Publikum liebte sie, und deswegen lohnte es sich, sie zu interviewen.
»Aber Sie sind, soweit ich weiß, noch keine amerikanische Staatsbürgerin«, hakte Hedda nach. » W a r das nicht ein wenig voreilig? Oder hätte m an Sie sowieso a u sgebürgert? Sind Sie Jüdin ? «
»Ich habe m eine deutsche Staat s bürgerschaft aufgegeben«, erwiderte Carla langsa m , »weil die gegenwärtige Regierung einige m einer Freunde und einen großen Teil der Bevölkerung um die ihre gebracht hat. W enn sich das ändert, wenn wieder Normalität in Deutschland herrscht, werde ich f r oh sein, sie wieder anneh m en zu können.«
»Heißt das, Sie wollen nicht in A m erika bleiben ? « fragte Hedda vorwurfsvoll. »D e m L a nd, das Sie in sein Herz geschlossen und berüh m t g e m a cht hat? Herzchen, das klingt reichlich undankbar!«
» W ir reden über Staatsbürgerschaften, Hedda, nicht über W o hnorte«, gab Carla freundlich, aber bestim m t zurü c k. »Ich lebe ausgesprochen gern in A m erika und bin dankbar für die Gastfreundschaft. Ich wünschte nur, eine Menge Men s chen m ehr könnten sie genießen, denn sie brauchen sie wirklich dringend.«
O Gott, dachte Hedda, nicht schon w i eder die F l üchtlinge, ich habe es ja gewu ß t. Es war i h r auch klar, daß sie bisher n u r Pressestate m ents gehört hatte, noch nichts S p ontanes. Es war an der Zeit, das The m a zu wechseln und zu versuchen, ob es ihr nicht gelang, die Frau irgen d wie aus der Reserve zu locken.
»Sie waren neulich m it Eddie Feiton auf der Pre m iere von Schloß des Schreckens. Liegt d a etwas Ro m antik in der Lu f t?«
»Nein. W i r sind nur Freunde.«
Hedda beschloß, etwas aggressiver zu werden.
»Kom m en Sie m i r nicht da m it, D a rling. Der Kerl ist der einzige Schreiberling, den ich kenne, der g u t genug aussieht, um es auch vor der Ka m era zu versuchen, und sein Vater steht auf du und du m it L.B. Mayer. Mit so etwas ist m an nicht befreundet, wenn es ledig ist und frei heru m l äuft.«
Carla lac h te. »Ich werde ihm ausrichten, daß Sie soviel von ihm halten, Hedda.«
Hedda Hopper hielt nicht das geringste von Eddie Feiton, d e m Sohn des Para m ount-Vorstands m itglieds Bud Feiton. Der junge Mann hatte seine Kindheit da m it ver b racht, sich von seinem Vater in teuere Ostküstenschulen stecken zu lassen, und kam m it einem Neuengland-Akzent und einem unerträgli c h arroganten Snobismus nach Hollywood, als sei er der Sprößling eines britischen Lords, nicht eines ehe m aligen Schrottwarenhändlers. Die Drehbücher, die er verfaßte, wurden alle abgelehnt, tro t z der Position seines Vat e rs, do c h statt etwas De m ut zu l e rnen, sc h r i e b er einen satirischen Ro m an über Hollywoods Produzenten. Die Opfer waren äußerst dünn mit Pseudony m en maskiert und für jeden e r kennbar; kein W under, daß die New Yorker Presse das Werk lieb t e. Nun war er wieder im Lande, die Taschen voller hymnischer Ost k üstenkritiken, und bot dreist wie eh und je seine Dienste als Drehbu c hautor an. Hedda hätte es vielleicht ko m isch gefunden, wenn sie nicht selbst als »Harriet Biooper« verewigt worden wäre. So m ußte sie sich da m it abfinden, daß nie m and wagte, Eddie Feiton von den großen Parties auszuladen; Ruhm und Erfolg waren der Schlüssel, der Hollywood selbst die schlim m sten Beleidigungen übersehen ließ. A ber sie kannte sich aus. Noch ein paar Monate, und Eddies Ro m an würde Schnee von gestern sein, d i e Gekränktheit seiner Opfer dagegen nicht, und wenn er bis dahin nicht zu m i ndest einen Kasse n schlager ge s chrie b en hatte, war er endgültig erledigt, selbst wenn das Geld seines Vaters sicherstellen würde, daß er nie unter finanziellen Nöten l i tt. D as und sein gutes Aussehen waren die einzigen Pluspunkte, die sie ihm zugestand, aber sie hütete sich, etwas von diesen Überlegungen gegenüber Carla Fehr zu äußern.
»Sie haben eine Menge guter F reu n de, Carla«, m einte Hedda spitz.
» W ie steht es m it Bela Lugosi ? «
»Hedda!« rief Carla sc h ockiert, und wenn Hedda nicht selbst darin geübt wäre,
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