Unter dem Zwillingsstern
Mißverst ä ndnis in einem Auffang l ager für Asylsuchende zu landen.
Als sie in ihrem Haus anka m , h a tte sich das Dilemma nur noch vertieft. Es h a n delte sich u m ihr zweites a m erika n isches Heim, wieder ein Bungalow, aber dies m al fast an der Spitze eines Hügels gelegen, weit entfernt von dem Verkehr und der Enge des japanischen Viertels und sehr viel näher an den S t udios. Maria L uisa, die Mexikanerin, die drei m al in der Woche zum Putzen kam, schnalzte m i ßbilligend m it der Zunge, als sie Carlas ansichtig wurde.
»Miss F. Sie schauen aus wie drei Tage Regenwetter, und Sie sind schon wieder durch die Gegend gerannt. Das m acht m an hier nicht, das ist würdelos!«
»Ist Miss N aka m ura schon da ? « fragte Carla und schlüpfte aus ihren Sandalen, wie sie es m eistens tat, wenn sie den Bungalow betrat, eine Angewohnheit, die sie von Nancy übernom m en hatte.
»Si. Macht auch ein Gesicht wie dr ei Tage Re g enwetter, a b er nic h t so arg wie S i e.«
Nancy ging auf der Veranda auf und ab, das Telefon in der Hand, und sprach beschwichtigend auf je m anden ein. Die lange Telefonschnur glitt hinter ihr her wie e i ne dünne schwarze Schlange. Carla klopfte gegen die Fensterscheibe, um ihre Anwesenheit deutlich zu m achen, dann warf sie sich auf die Couch im Wohnzim m er und legte die Beine hoch. Es dauerte nicht m ehr lange, und Nancy kam zu ihr.
»Das war Andy Stein. Bitte, sch w ör m ir, daß du Hedda Hopper nicht eine alte Sch m ierenko m ödiantin genannt hast.«
»Habe ich nicht. Ich weiß genau, daß ich ›abgehalfterte Schauspielerin‹ gesagt habe.«
Nancy stöhnte und ließ sich auf dem Sessel gegenüber der Couch nieder. »Ein Interview. Ein ein z i g es I n ter v i e w, bei dem du zwei Stunden lang nett zu je m and e m sein sollst.« E i ne winzige Spitze schlich sich in ihre Sti mm e. »Das kannst du doch sonst so gut.«
» W ie m einst du das ? «
»Eddie Feiton hat wieder angerufen.«
»Nancy«, sagte Carla, setzte sich auf und schaute zu ihrer Freundin, die sich etwas zu sehr be m ühte, ausdruckslos dreinzublicken, »er schreibt das Drehbuch f ür Armadale, sein Vater ist der P r oduzent, und du hast m i r selbst da m it in den Ohren gelegen, ich m üßte dies m al m it einem Mann zu der Pre m iere gehen, da m it es keine Gerüchte gibt.«
Nancy nickte. No m i nell arbeitete si e im m er noch für Universal, aber de f acto hatte sich ihr Beruf n e u de f inie r t u nd drehte sich m ittlerweile nur noch um Carla. Sie las die Drehbücher als erste und traf eine Vorauswahl, erledigte ihre ber u fliche Post bis hin zu den Verehrerbriefen und organisierte ge m ei n sam m it Ko h ner solche Dinge wie Inter v iews, Artikel und jede Art von öffentlichen Auftritten. Sie war darin sehr, sehr gut, doch gelegentlich beunruhigte Carla das ganze Arrange m ent, weil es sie so v ö llig zum Mittelp u nkt von Na n cys Leben m achte. Insgeheim hätte sie es besser gefunden, wenn Nancy ihre alten Pläne weiter v er f olgt h ä tte, Che f in der Öf f entlichk e its a rbeit bei Universal zu werden, oder P r ojekte wie die Biographie von Genevieve, an der s i e l ä ngst nicht m ehr schrieb. Ei ner ihr e r a lten Trä u m e, n ä m lich selbst Drehbücher zu verfassen, war in der Form wahr geworden, daß sie die Drehbücher von Carlas Fil m en a uf Carlas Stärken hin u m schrieb. Es war, a l s hätte Nancy ihre Existenz vor Carla vergessen und würde jetzt k e ine außer Carla m ehr haben wollen, und das m achte Carla angst. Sie liebte Nancy, aber eine derartige Hingabe war ihr fre m d; in ihrem L e ben gab es noch viele Dinge, die nichts m it Nancy zu tun hatten und ihr wichtig waren, und einige Menschen, d i e sie ebenfalls lie b te.
»Er wollte wissen, ob es bei eurer Verabredung zum Tennis bleibt«, sagte Nancy. »Nebenbei be m e rkt, du bist die einzige Schauspielerin, di e sich ö f t e r als zwei m al m it ihm getro ff en hat. Also, wenn du ihm gegenüber so per m anent nett bleiben kannst, warum dann nicht f ür zwei Stunden Hedda Hopper gegenüber ? «
»Das hatte nichts m it ihr zu tun. Falls sie m i ch nicht angelogen hat, droht die Gewerkschaft offizie l l m i t einem Streik, wenn die Produzenten alle Produzenten aller Stud i os ihre Forderungen nicht erfüllen, und s i e fragte m i ch, ob ich m i ch beteili g e . «
Nancy wirkte nicht überrascht, und C arla begriff, daß der m ögliche Streik für sie keine Neuigkeit m ehr war. » W arum hast du m i r nicht davon
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