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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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die Schockierte zu s p ielen, hätte sie den ironischen Unterton überhört. »Bela ist schon seit einiger Zeit wieder verheiratet. Er und Hope sind sehr glücklich m iteinander.«
    Soweit m an m it ein e m gealterten ungarischen Mi m en, der laut dem u m laufenden Klatsch auch noch morphiu m süchtig war, glücklich sein konnte, dachte Hedda nicht sehr m itfühlend.
    »Tja, Darling, Sie sind eine der w e nigen Leute, die ich kenne, die es fertigbringen, sowohl m it Lugo s i als auch m it Karloff befreundet zu sein. Apropos, werden Sie sich dieser Streikgeschichte anschließen ? «
    Zum ersten Mal he u t e erlebte sie, daß Carla aus dem Takt g e riet.
    » W elchem Strei k ?«
    Endlich, der Durchbruch. Zu schade, daß er nicht bei einem der früheren The m en hatte kom m en k ö nnen, aber Hedda nutzte, was ihr in den Schoß fiel.
    »Ach, wissen Sie das noch nicht? Nach der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs fühlt sich die S creena c tors Guild offenbar berufen, m it den Produzenten in den Ring zu steigen. Na, und soweit ich weiß, waren Sie doch praktisch ein e s der Mit g lieder der ersten Stunde.«
    »Der zweiten«, entgegnete Carla wieder in dem gelassenen, scherz h aften Tonfall des Fil m stars, der ein Interview gibt, »ich bin ein Dreivierteljahr nach der Gründung eingetreten. Aber ich m uß zugeben, in bezug auf Gewerkschaftsarbeit bin ich eine völlige Ignorantin. Als ich seinerzeit in Deutschland zum ersten m al von d e m Deutschen Bühnenverein hörte, dachte ich, es handle sich um…«

Sie sprang von einer Anekdote in die nächste und tat es auf eine sehr unterhaltsa m e W e ise. Doch Hedda Hopper m erkte, wenn sie abgelen k t werden sollte. Ihr Killeri n stinkt w a r geweckt. Sie wußte nicht, war u m Carla a us gerechnet di e Frage nach der T eil n ah m e an einem m ög l ichen Streik aus dem L o t gebracht hatte, aber sie kehrte im m er wieder darauf zurück. Schli e ßlich erklärte Carla, sie sei noch zu überrascht, um eine Entscheidu n g zu treffen, und ließ sich zu keinen weiteren Stellungnah m en m ehr nötigen.
    » W ie es scheint, f allen I hnen Solid a ritätsg e sten leic h ter, w e nn sie nichts kosten und Sie von der Quelle des Übels ein paar tausend Meilen entfernt sind«, konstatierte Hedda scharf.
    Nicht, daß sie selbst große Sy m p a t hien für die ganze Gewerkschaftsidee hegte. In den alten Tagen wurde gearbeitet, was das Zeug hielt, und sie sah nicht ein, warum es die Jugend heute leichter haben sollte. Aber Schwächen mußte m an ausnutzen.
    Die m it der Präzision eines chiru r gischen Messers gelieferte Antwort stellte den er s t en Mo m ent da, wo Carla F ehrs Leinwandi m age sich m it der ruhigen, kühlen Person deckte, die Hedda gegenüber saß.
    »Im Gegenteil. Gerade e ben l e iste i c h m einen Beit r ag z u r Unterhaltung abgehalfterter Schauspielerinnen.«
     
    Es gab in Los Angeles nicht allzu viele Gelegenheiten, zu Fuß unterwegs zu s ein, also n ü tzte Car l a die wenigen, die es gab. Überdies half ihr die Zeit, die s ie brauchte, um vom Delaney’s zu dem Haus zu laufen, das sie seit einem Jahr bewohnte, sich wieder etwas zu beruhigen und ihre Gedanken zu ordn e n. Sie fluchte unterdrückt, und nicht Hedda Hoppers wegen, die sie m it einer Drohung, sich von Louella P a r s on über He d das Intervi e wstil int e rviewen zu la s sen, zu m i ndest etwas auf Distanz zu halten hoffte. In d er zweiten Aprilwoche hatte der Oberste Bundesgerich t shof der Vereinigten Staaten den Labor Relations Act für verfassungs m äßig erklärt und da m it die einschlägigen Klagen der Großindustriellen abgewiesen. Da m it trat eine Bundesbehörde ins Leben, die f ü r die Durchführung und Überwachung der neuen arbeitneh m erfreundlichen Bestim m ungen verantwortlich war. Gewerks c ha f tliche O r ganis a tionen sollten kü nf tig f rei von den Arbeitern ge w ählt werden, Betriebsgewerkschaften waren nun illegal, und die großen Gewerkschafts v erbände er hi elten das Recht zum Abschluß kolle k tiver Tarifverträge. Sie hätte sich denken können, daß die Guild die Gunst der Stunde n i cht ungenutzt verstreichen lassen würde, um endlich ihre Forderungen durchzusetzen. Zu jeder anderen Zeit wäre sie nur zu glücklich darüber gewesen. Ein festgesetzter Mindestlohn, zwölf Stunden Frist zwischen dem Ende eines Drehtags und d e m Beginn ein e s neuen, zehn Prozent mehr Gehalt f ür die Stati s ten, das waren alles Bestr e bungen, die sie voll und ganz unterstützte.

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