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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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worden, die Sch a uspieler m it dem Luftschiff oder m it d e m Flugzeug vorausreisen zu lassen, aber nach dem spektakulären Absturz der Hindenburg über Lakehurst vor vier Tagen hatte Para m ount eilig u m gebucht. Noch m ehr Gefähr d ungen einer Millionenproduktion wollte m an nicht ris k ieren.
    »Das hätte ins Auge gehen können«, sagte Kohner zu seiner Klientin und bezog sich nicht auf die Möglichkeit eines weiteren Luftschiffabsturzes. »Bud Feiton war fuchsteufelswild.« Er senkte die Stim m e. »Aber da ich selbst nicht m ehr auf der anderen S eite des Zauns sitze, kann ich sagen, die Sache war es wert. Das heißt allerdings nicht, daß Sie so ein Ti m ing noch ein m al versuchen sollten!«
    Seine Frau, die ihn begleitete, u m ar m te Carla und wünschte ihr alles Gute. Beide Kohners hatten die Reise nach New York nicht in erster Li n i e Carlas wegen ge m acht; Paul hatte einen Ter m in m it einem New Yorker Theaterproduzenten, der die Fil m rechte für sein Stück verkaufen wollte, und er erwar t ete in den n ächsten Ta g en einige sein e r Verwandten a us Europa. Sein Vater war im letzten Ja h r gestorben, doch seine Mutter ließ sich nicht be w egen, ihren Hei m atort im Sudetenland zu verlassen. Er war ein großzügiger Mensch und freute s i ch ü ber das W i edersehen m it den Cousins, aber er wünschte, seine Mutter wäre bei ihnen. Hit l er hatte oft genug den deutschen Anspruch auf das Sudetenland ziti e rt, und nach dem widerspruchslos hingenommenen Ein m a r sch im Rhe i nland und dem Einsatz der Legion Kondor hielt Kohner nicht nur das deutsche Reich für zu gefährlich, um dort zu leben. Er wußte, daß Carla selbst plante, Menschen, die ihr nahestanden, aus Europa zu holen, also m einte er zum Abschie d : »Vi e l Glück m it alle m .«

23. KAPITEL
     
    Den Atlantik m it dem Schiff zu überqueren hatte den unbestreitbaren Vorteil, sich an die verschiedenen Zeitzonen gewöhnen zu können, und so waren die meisten Passagiere, die der Vertreter von Para m ount in England in E m pfang nahm und in Liverpool durch den Zoll lotste, ausgeruht und unterneh m ungslustig, nicht erschöpft. Carlas Doku m e nte, die sie als »per m an e n t resident« der USA, aber auch als staatenl o s auswiesen, brachten i h r zwar einen taxierenden Blick, jedoch k e i n e weit e ren Proble m e ein. Beru f lich zu r e isen h atte i mm ense Vorteile, dachte sie und war ein m al m e hr dankbar, daß die Angelegenheit m it der Gewerkschaft gut ausgegangen war. Vorläufig gut ausgegangen, denn es blieb abzuwarten, ob Para m ount sie nach diesem Film je wieder bei Unive r sal ausleihen würde. Nun, sie hatte die feste Absicht, die beste Darstellung ihres Lebens zu liefern; der Glaube an die eigenen F ähigkeiten war ihr W ettein s atz, d en sie b ei ihrer Entscheidung gegen die Sicherh e it einer Nichtbeteiligung in die Bresche geworfen hatte.
    Sie hatte sich auch noch zu einem anderen Glücksspiel entschlossen, in dem Mo m ent, als Eddie Feiton ihr sein Angebot m a c hte und da m it unabsichtlich seine eigene Schwachstelle offenbarte. Der Mann war m anipulierbar. Mehr noch, er hatte es ver d ient, ausgenutzt zu werden. Wenn sie es richtig an st e l lte, dann würde er wirklich ein Stück für sie schreiben, ohne je e t was von ihr dafür zu erhalten. Also legte sie während der gesa m t en Überfahrt ihm gegenüber eine Mischung aus Koketterie und kühler H e rablassung an den Tag und stellte fest, daß es ihr durchaus Spaß m a c hte. Es tat ihr nur Nancys wegen leid. Nancy begleitete sie, und obwohl sie Carlas Erk l ärung hinsichtlich ihres Verhaltens Eddie Feiton gegenüber akzeptierte, machte sie deutlich, daß sie darunter litt.
    »Das ist wie eine deiner Rollen«, s a gte sie ein m al zu Carla, als sie allein waren, »aber so bist du nicht im wirklichen Leben, und es schadet dir, so zu tun, als ob.«
    Zwischen Nancy und Feiton hatte sich während der Überfahrt eine ständige Spannung entwickelt, die anfing, als Nancy begann, Carlas Szenen im Drehbuch zu überarbeiten.
    »Miss Nakamura, das können Sie vie l leicht m it den Skripts bei Universal m a chen, aber ich versich e re Ihnen, nichts in Ihrer Vergangenheit aus Inhaltsangaben und W erbe t exten befähigt S i e, in einem m einer W e r ke heru m zupfuschen. Das tut schon Ben Hecht, der den doppelten V orteil hat, selbst Autor einiger Stücke zu sein und von m ein e m Vater dafür bezahlt zu werden.«
    »Mr. Feiton, im Gegensatz zu Ihn e n arbeite ich bereits

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