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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Carlas Gesicht in b e i d e Hände und sagte sehr ernst:
    »Nein. Es wäre nicht gut für dich.«
    Ich weiß, was gut für dich ist. Du wirst mich heiraten.
    »Du hast so eigenartige Augen«, m u r m elte Nancy. »Das ist m ir als erstes bei di r aufgefallen. W i e Q u ellwasser ü b er einem m oosbedeckten Fels, und du kannst da m it alles ausschließen. Sag m ir, was du denkst.«
    Woran denkst du? Sag mir, was du denkst.
    »An Zyklen«, erwiderte Carla sehr ernst. »Nancy, was die Gewerkschaft angeht, hast du recht, aber ich werde auf jeden Fall nach Europa fahren, ganz gleich, ob gestreikt wird oder nicht, ob der Film nun m it m i r gedreht wird oder nicht.«
     
    »Haaallo, C arla Fehr«, sagte Eddie Feiton, als er sie zwischen den übrigen Mitgliedern des Albion Clubs erspä h te, der ursprünglich von den Mitgliedern der kleinen briti s c h en Kolonie in Los An g eles g egründet worden war, um sich Sport a rten wie Cricket, Tennis auf Rasen und Golf zu wid m en. Karloff hat t e sie hier eingeführt, und es gab inzwischen eine ganze Reihe weit e rer Nichtbriten, die von der relativen Abgeschiedenheit angelockt wur d en. Feiton war allerdings einer der wenigen, die ohne Einladung gekommen waren und sich trotzdem so verhielten, als gehörten sie dazu.
    » W ie ich hörte, hatten S i e einen kleinen Zusam m enstoß m it Tante Hedda ? «
    Resigniere n d resü m i erte Carla für sich ein m al m ehr, daß Los Angeles trotz seiner Größe ein Dorf war. Klatsch m achte hier schneller die Runde, als er es in den Berli n er T heaterkreisen je getan hatte.
    »Sie findet Sie unwiderstehlich«, entgegnete sie und schüttelte ihm die Hand.
    »Ah, und das konnten Sie nicht unwidersprochen lassen? Ich bin untröstlich!«
    Mit dem schlagfertigen, zynischen Eddie zu flirten war ein durchaus angeneh m er Zeitvertreib und nüt z lich dazu, wie sie Nancy erklärt hatte. Doch selbst wenn Nancy nicht existierte, k ä m e Carla nicht auf die Idee, aus dem Flirt etwas Ernsteres zu m achen. Der Grund, warum Eddie Feiton für seine kurzen Af f ären be r üchti g t war, selbst in einer Ge m einschaft, in der so etwas auf der Tagesordnung stand, lag darin, daß er bei seinen Erober u ngen unweigerlich nur nach der Schwachstelle suchte, sie, wenn er sie gefunden hatte, ans Tageslicht zerrte, dann das Interesse verlor u n d das Objekt seiner kurzfristigen B e m ühungen gede m ütigt zurückließ. Sadisten brauchten nicht fett und unangenehm zu s e in; es gab sie auch in der gutaussehenden, char m anten, geistreichen Variante.
    Was sein Tennisspiel anging, so ließ er sich von ihr schlagen, m öglicherweise absic h tlich, aber s ie m u ßte sich anstrengen, und da m it hatte s ie z u m indest etwas für ihre Figur getan. Als sie hinterher im Club noch etwas tranken, kam er wieder auf Hedda Hopper zurück und m einte: »Sie hat Sie wegen der Gewerkschaftssache gefragt, stim m t’s? T ja, da schlägt für uns alle wohl die Stunde des Gewissens. Und das in Holly w ood.«
    Sie hob eine Braue. »Für uns ? «
    »Darling, Sie glauben doch nicht, daß die Screenactors Guild die einzige Gewerkschaft ist, die sich den Beschluß des Obersten Gerichtshofs zunutze m a c ht? Die Sc r eenwrit e rs Guild, die Gewerkschaft der Drehbuchautoren, hat genau das gleiche vor, von den Technikern ganz zu schweigen. B i s jetzt haben sich schon über tausend in die Liste der Streikwilligen eingetragen, wenn es hart auf hart geht und die Studios nicht nachgeben. Für den ersten Mai ist eine große De m o nstration geplant.«
    »Und was werden Sie tun ? « fragte C arla, au f richtig intere s si e rt.
    Was seinen Lebensunterhalt anging, so hatte er es überhau p t nicht nötig zu arbeiten, aber das Drehbuch für Armadale war s e ine l e tzte Chance, es in Hollywood zu schaffen, und daran m ußte ihm etwas liegen. S ie hatte seinen Ro m an gelesen. Er tr u g alle Ken n zeichen einer uner w iderten Liebesaffäre, und sie hegte den Arg w ohn, daß seine t a tsä c hlichen A f fären nic h ts anderes als die Spiegelung seines Verhältnisses zur Fil m indust r ie an sich darstellten.
    Er nippte an seinem Glas. » W enn i c h Prinzipien hätte, dann wäre ich wohl kaum hier, nicht wahr? I c h wäre auf der anderen Seite des Kontinents und würde flam m ende T h eaterstücke über die Ungerechtigkeit der Welt verfassen. Übrigen s , wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, versuchen Sie in diesem Fall a u ch nic h t, P rinzipien in sich zu entdecken. Eine Auslandsproduktion

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