Unter dem Zwillingsstern
seit Jahren beim Fi l m , und wenn ich nicht kompetent dabei wäre, hätte m an m ich entlas s en. Mein Vater kann es sich im Gegensatz zu dem Ihren nicht leisten, m i ch m ein e n B e ruf als Hobby ausüben zu lassen.«
Am Ende hatte Carla versucht, einen Ko m pro m i ß herbeizuführen, indem sie Feiton bat, N ancys Kor r ekturen als V orschläge und Denkanstöße und nicht als Anweisungen zu betrachten, wohlweislich jedoch nicht in Nancys Gegenwart, und Nancy d a rauf hinwies, daß der Mann durch seinen Vater, ganz g l eich, wie ungerecht das sei, tatsächlich am längeren Hebel sitze.
»Du bist es doch, die mir sonst i mm er Vorsicht und Takt im Umgang m it solchen Studioangehörigen predigt, und da läßt du dich von diesem einen aus der R uhe bringen? Er ist es nicht wert, daß du dich über ihn au f regst.«
So etwas wie ein W af f enstill s tand w ar eingetreten. W ährend sie auf das Abstempeln ihrer V i sa, Auswe i se und Pässe warteten, unterhielt sich Feiton de m onstrativ nur m it Carla, nicht m it Nancy, die direkt neben ihr stand. Als einer der Z ö llner und der Para m ount-Vertreter m it den Papieren zurückkehrten, entschied sich Carla, d aß es an der Zeit für eine weitere Dosis Ablehnung war, ignorierte seine letzte B e m erkung und sprach beim W eiter g ehen genauso gezielt nur m it Nancy, bis zu dem Mo m ent, als sie unter den wartenden Menschen jens e its d e r Zollsc h ra n ken eine gr oße, breits c hult r ige G e stalt im schwarzen Mantel sah.
Eddie Feiton, der gerade erwog, eine neue Schiffbruchszene zu schreiben, die Carla stundenlang v o n Kopf bis Fuß durchnäßt drehen mußte, ver g aß seine Rachsucht üb e r dem erstaunlichen Anblick, der sich ihm bot. Die selbstbeherrscht e , kalte Hexe, die weder von Zweideutigkeiten noch von Beleidigungen je aus der Fassung zu bringen war, erstarrte einen M o m ent und hörte m itten im Satz zu sprechen auf. Dann rannte sie, die Leute r echts und links w ie ein Kind ignorierend und zur Seite stoßend, zu dem Mann, der m it einer erstaunlich m ächtigen Baritonstimme rief: »Duschka!«
»Bobby!«
Das gibt es nicht, dachte Feiton fasziniert, sie wird doch nicht so kitschig sein und…. do c h, sie warf si ch ihm direkt in die Ar m e, und er küßte sie gründlich u n d lange auf den Mund.
»Tja, Miss Nak a m ura«, sagte Eddie Feiton zu d er zur Salz s äule erstarrten Nancy neben sich, »es scheint, als wären wir beide gleichzeitig überflüssig geworden.«
Sie h a tte i h m telegraphiert, aber n i cht geglaubt, daß er so kurzfristig würde kom m en können, und erst in ein oder zwei W o chen in London m it ihm gerechnet. Auch der Vertreter von Para m ount hatte kein W örtchen verraten. Robert hier im H a fen von Liverpool zu begegnen überwälti g te s ie. In i h re alte Begrüßungsrouti n e zu verfallen stellte die m agische Verknüpfung zweier Verbündeter gegen den Rest der W elt sofort wieder her.
»Du hast schon wieder etwas zugen o m m en!« sagte sie atemlos, als er sie wieder losließ.
»Und du hast im m er noch nicht m i t dem Rauchen aufgehört! W e r ist denn der Unglücksvogel, der in diesem Film deinen Liebhaber spielen m uß ? «
»Doug Fairbanks junior, und du bist auch nicht gerade abstinent.« Sie u m a r m t e ihn nochmals, einfach um sich zu vergewissern, daß er wirklich da war. »Sa m , S a m , du hast entschieden eine Vorliebe für W i edersehensszenen, und das ist die beste von allen!«
»Besser als die im Internat?«
»Besser als die auf dem Bahnhof!«
Die A r m e um ihre Schultern gele g t, zog er sie n och ein m al an sich und flüsterte: »Ich habe dich ver m ißt, Carla, du hast keine Ahnung, wie sehr, aber wenn wir m it dieser W iederse h ensszene nicht bald Schluß m achen, verlieren wir unser Publiku m . Da starren zwei Leute zu uns herüber, die entschieden n i cht gut unterhalten dreinschauen.«
Es war ein verzweifelter Appell, den leichten Ton beizubehalten, denn wenn er es zuließ, würde ihn die Versuchung, ihr jetzt und hier über die ganze Misere der letzten fünf Jahre sein Herz auszuschütten, überwältigen. Insgeheim hatte er befürchtet, sie könnten sich fre m d geworden sein, denn Briefe waren keine Gespräche, und sie lebte in einer an d eren W elt. Aber in dem Mo m ent, als sie auf ihn zurannte, wußte Robert, daß er die verlorene Hälfte sei n er Seele wiederhatte, sein anderes Selbst, und Ent f remdungen waren un m öglich. Auch jetzt begriff sie ihn.
» W ir sind immer
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