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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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isches Vis u m ausge f üllt habe. Nein, im Ernst, ich bin erleichte r t, aber warum hast du ihn nicht gleich m itgebracht?«
    Robert zog seinen Mantel etwas enger, dann steckte er die Hände in die Manteltaschen, eine Geste, die ihr bekannt war, die w enig m i t dem feuchten englischen W etter und sehr viel m it innerer Unruhe zu tun hatte.
    »Oh, die Papierarbeit hat sich g e lohnt… gewisser m aßen. Er hat ein Visum für die USA erhalten, nicht für England. Aber er will es nicht wahrneh m e n. Und weil er ein praktischer Mensch ist, hat er es einem seiner V e tt e rn ver m acht, dessen Name eben f alls Martin la u t e t.«
    Schockiert blieb sie stehen.
    »Ja«, sagte Robert tonlos. »Dr. Martin Goldmann glaubt, es m ir und m einer Tochter schuldig zu sein, in Deutschland zu bleiben, wo er gegenwärtig einen etwas höheren Status als ein Schäferhund hat. Ich wußte vorher nicht, daß m an L e ute, die sich selbst aufopfern, am liebsten umbringen m öchte.«
    Etwas löste sich in ihm, und m i t einer Art betäubter Verwunderung, als betrachte er einen Fre m d e n, entdeckte er, daß er begonnen hatte zu weinen. Carla sagte nicht s , sie öffnete nur die Ar m e, und er hielt sich an ihr fest. Die Tränen a u f seinem Gesicht m ischten sich m it der Feuchtigkeit des abendli c hen Nebels, der in der Dämmerung vom Mersey hochstieg, und es kam ihm vor, als ob ihre vertraute, war m e Gestalt, das ungewohnt lange Haar unter seinem Kinn und die festen, kräftigen Hände, die sich gegen seine Schultern preßten, das einzige wären, das ihn darin hinderte, sich m it dem Nebel in im m er dunklerem Nichts aufzulösen. Er weinte nicht nur Dadas wegen, sondern um jeden verlorenen Freund und die verlorene W e lt, in der die Zukunft nichts als A benteuer und Erfolge versprochen hatte.
    »Es ist eine endlose Verkettung«, m u r m elte er, als er wieder sprechen konnte. »Ein Kreis, und wir sind wieder am Anfang angelangt. Ich kann meine Fa m ilie nicht in Deutschland zurückla ss en. Dada nicht, Martina nicht, Monika nicht und die Her m iaden au c h nicht, zu m indest die von ih n e n , die un m ittelbar gefähr d et sind, wie Hel m ut und Astrid. Also arbeite ich daran, sie dazu zu bewegen, von sich aus zu gehen. Aber Monika wird es nie tun, und ich kann ihr Martina nicht wegneh m en. Dada wird nicht gehen, weil er glaubt, daß Martina und ich ihn brauchen. Und die Her m iaden vertrauen m i r. Im Fall von Hel m ut ist das wirklich erstaunlich, ge m essen daran, wozu ich ihn bereits gebracht habe, und Astr i d… Astrid war nicht nur selbst im G e fängnis, sie hat m iterlebt, wie zwei Freunde, die m i r vertrauten, deswegen verhaftet wurden. Aber sie vertraut m ir ebenfalls. Es ist der perfekte Teufelskreis, und ich finde nicht m ehr heraus.«
    All die Argu m ente, die sie sich zu r echtg e legt h atte, blieben ihr in der Kehle stecken. Oh, für die Her m iaden ließ sich etwas finden. Er hatte ihr selbst geschrieben, daß sowohl Gründgens als auch Hilpert gefährdete Leute in ihren Theate r n beschäftigten. W as Monika anging, vor die W ahl gestellt, ent w eder m it einem Kind allein in Deutschland zurückgelassen zu wer d en oder ihn ins Exil zu begleiten, würde sie sich gewiß für let z teres entscheiden, aber nur, wenn sie wirklich überzeugt werden konnte, daß er flüchten würde. Die Krux, das eine, nicht zu bewälti g ende Proble m , war Dr. Gold m ann. Er konnte schlec h t gegen seinen W illen zur Ausreise gezwungen werden, aber noch schlimmer war, daß er sein Visum verschenkt hatte. Schwierig genug, ihm ein Visum zu beschaff e n; ein zweites grenzte ans Un m ögliche, besonders weil m an die W eitergabe des ersten Betrug nennen würde.
    »Ritterlich k eit ist ein Fluch«, stieß s i e herv o r.
    » W e m sagst du das ? «
    Sie gin g en weiter. La n gsam wurde es kalt, und sie stellte fest, daß sie an so kühle Maiabende nicht m ehr gewöhnt war. Also begannen sie ernsthaft da m it, für Robert eine Unterkunft zu suchen, möglichst in der Nähe des Hotels, in dem P a ra m ount sie untergebracht hatte. Unterwegs erzählte sie ihm die ganze Geschichte von der Gewerkschaft und Armadale, m it allen verbundenen Details, teils, um ihn abzulenken, teils, um ihr Leben wieder m it ihm z u teilen. W i e erwartet, stürzte er sich auf das bizarrste E r eignis.
    »Stiefeletten und eine P eitsche? Sag m al, was sind das für Rollen, die du da für Universal spielst und die dann die Leute auf solche Ideen bringen? Unsereins

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