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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Aber er meinte es o ff ensichtli c h ern s t, und ihr W unsch nach ein e m zweiten Kind w a r im vergangenen Jahr nur noch stärker geworden, statt zu verschwinden. Außerdem war er ihr Gatte, u n d ihre ganze Erziehung sorgte dafür, daß es ihr nicht in den Sinn ka m , ihm seine, wie er s i ch au s drückte, »ehelichen Rechte« zu verweigern, selbst nicht unter diesen bizarren Um ständen. Also erhob s i e sich schweigend und ging die Treppe hinauf, zu ihrem Schlafzimm e r. Er entledigte sich schnell und m ethodisch seiner Kleidung, während ihre Hände zitterten, als sie sich ihre Bluse aufknöpfte. Es war schon eine ganze W eile her, daß Robert und sie m iteinander gesch l afen hatten. D e m ütigenderweise hatte sie es ver m ißt, obwohl sie sich i m m er wi e der sagte, daß anständige Frauen keine solchen Gefühle hegten. Das blieb den Männern überlassen.
    Erst als sie beide im B e tt lagen, sprach er wieder. »So«, sagte er,
    »und nun knie dich hin.«
    » W as?«
    »Nun, ich habe m i ch entschieden, dir etwas zu zeigen. E twas Abwechslung in unseren ehelichen Verkehr zu bringen. Knie dich hin, es wird dir gefallen, und wenn nic h t, erweitert es deine Bildung.«
    Mittlerweile erfüllten sie böse Ahnungen, aber sie verstand noch im m er nicht, worauf er hinauswollt e , also gehorchte sie. Sie spürte seinen Kör p er über s ich.
    »Monika«, flüsterte er, »hast du dich gefragt, wie genau in S odom und Go m orrha gesündigt wurde ? «
    Nun endlich begriff sie, aber es war zu spät. Sie schrie auf, als er in sie eindran g . Der Sch m erz trieb ihr Tränen ins Gesicht, und sie hörte kau m , wie er sagte: »Oh, tut m ir lei d , hatte ich nicht erwähnt, daß es weh tut? Gewöhnlich nimmt man V aseline oder Öl, u m das zu verhindern, aber es ist nun m al keines zur Hand.«
    » W aru m ? « schluchzte sie, während a lles in ih r em Körper ge g en die Verletzung protestierte, die w e iter und weiter ging. » W arum ? « Endlich ließ er sie los u nd rollte sich auf die Seite. » W eil ich gerade Dada etwas noch viel Schlimmeres angetan habe«, er w iderte er hart. » W enn m an ein m al m it dem Folt e rn an f ängt, f ällt es s chwer, sofort aufzuhören. Und nach der A r t, wie du ihn behandelt hast, verdienst du es. W er austeilt, m uß auch einstecken können, m eine Liebe.«
    Er stand au f . Ehe er im Badezim m er verschwan d , warf er ihr über die Schulter zu: »Ich neh m e an, selbst im Internat Hohencrem lernt m an, daß dabei kei n e Kinder gezeu g t werden k ö nnen, oder?«
    Sie hatte die Fenstervor h änge zugez o gen, doch die nach m ittägliche Sonne schien hell genug, um sie jedes Detail des Rau m es erkennen zu lassen. U nglaublich, daß alles n o ch wie vorher war, daß der W ecker auf ih r em Nachtti s ch neben d e m Bett ihr z eigte, d aß kaum eine Viertelstun d e vergangen war. Sie würde sich rächen. Sie w ußte noch nicht wie, aber s i e würde sich f ü r diese Ungeheuerlichkeit rächen, und wenn es das Letzte war, was sie tat.
     
    Es war ein langer W eg zwischen Babelsberg und Pankow, d e m Berliner Viertel, in dem er der z eit wohnte, und in der ersten Nov e m berwoche nahm Robert sich m ehr und m ehr Zeit für die F ahrt nach Hause. Er hatte es nicht eilig. Im m e rhin lag ein m erkwürdiger Trost in dem Gedanken, daß jetzt nichts Schlim m eres m ehr kommen konnte. Es gab nie m anden mehr, dem er sich nicht entfre m det hatte, m it Ausnah m e von Jean- P ierre und Dieter, die er ohnehin nur selten sah, und Astrid, die zwar eine gute F r eundin, aber verheiratet war und ihre ge m einsa m e Affäre schon vor e i niger Zeit beendet hatte, um ihre Ehe nicht zu gefährden. W as seine Ehe anging: wenn sie früher gespannt ge w esen war, so ließ sie jetzt Strindbergs Dra m en dagegen wie ein Id yl l wir k en. Seine Toc h ter m achte deutlich, daß sie ihn dafür und für Dadas Auszug verantwortlich m achte und ihn haßte; beides war, wie er nur zu genau wuß t e, seine Schuld. W as Dada anging, er war verschwunden, wie ein geb r ochener Schatten, und nur dank eines wütenden Telefonanrufs wußte Robert, daß er bei Helmut, m it dem er sich angefreundet hatte, untergeschlüpft war. Und Carla… Ich sehe Dich und mich, und im Moment ekelt es mich an. Aber ich weiß, daß man seinem Spiegelbild nie entkommt. Selbst wenn sie hier gewesen wäre, hätte er es derzeit nicht ertragen, m it ihr zu s p rechen.
    Nein, das war, das mußte der absolute Tiefpunkt sein, und die Gewißheit,

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