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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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weitere f il m reife Drohung schien angebracht. »Ich schlage dich bewußtl o s, wenn es sein m uß, also bitte, bitte, tu, was ich sage!«
    Er hatte noch nie so sehr geh o fft, überzeugend zu wirken. Dr. Gold m ann zögerte.
    »Und Herr Holpert ? «
    »Der befin d et s ich z u r Zeit da, wo er am sic h ersten i s t, u nd ich kann nur hoffen, daß er dort bleibt, aber wir haben einfach keine Zeit, um das zu überprü f en. Komm j etzt!«
    Dr. Gold m ann schaute ihn noch einen Mo m ent länger an, dann nahm er stumm seinen Mantel, zog Hel m uts etwas zu große Pantoffeln aus, die er trug, schlüpfte in das nächste Paar Schuhe und folgte Robert. Inzwischen hörte m an auch in dieser Straße schon den Lärm, die Rufe, die Schreie, das all g egenwärtige Klirren von zerbrechendem Glas.
    »Robert«, sagte Dr. Gold m ann fassungslos, als sie in Roberts Auto saßen und losfuhren, »was geschieht hier ? «
    »Das weiß ich auch nicht. Aber es könnte dich das Leben kosten.« Ein paar Straßen weiter wurden sie an einer p o lizeilic h en Absperrung angehalten.
    »Ausweis!«
    Robert zog seine Brieftasche m it den Papieren hervor und setzte sein be s tes F il m starläc h eln auf.
    » W ir haben zie m lich spät m it d e m Drehen Schluß ge m acht«, sagte er pointiert, nur für den Fall, daß d e r Polizist ihn nicht erkannte. »Ich kom m e ge r ade von der Arbeit. Sagen Sie, was ist denn eigentlich los? In Babelsberg war es ganz ruhig.«
    Der Polizist gab ihm seine Papiere zurück. Er wirkte nicht sonderlich beeindruckt, doch er beant w ortete Roberts Frage. » S pontane Entfesselung des Volkszorns. In Paris hat doch einer von den Saujuden unseren Gesandschaftsrat er m or d et, haben S i e das nicht gehört? Das kann man denen nicht durchgehen lassen. W i r haben st rikte Anweisungen von oben, das Volk nicht zu behindern.«
    Sein Kollege war um den W agen heru m gegangen und tippte an das Beifahrerfe n ster.
    »Und wer sind Sie ? «
    »Mein Vater«, erklärte Robert ruhig. »Er wollte m i ch ein m al bei der Arbeit erleben. Ein F il m studio besichtigen.«
    »Verstehe. Also, Herr König… Sie haben nicht zu f ällig ei n e Autogram m karte dabei? Für m eine Frau, wissen Sie. Ich m ach m ir ja nichts aus Fil m en.«
    Robert ließ sein Lächeln breiter w e rden. »Nein, leider nicht, aber wenn Sie m i r etwas zum Schreiben geben…«
    Nach ei n i gem Kra m en reichte ihm der Polizist ein Blatt aus einem For m ularblock. Robert erkundigte sich nach dem N a m en der Frau, schrieb auf die leere Rücks e ite des Blattes sch w ungvoll Für Gerda, mit den besten Wünschen Robert König und versprach dem Polizisten ei n e wirkliche Autogram m ka r te, sollte er den W eg nach Babelsberg fi n den oder z u r Pre m iere des neuen Fridericus-Fil m s ko mm en.
    Als der Mann sie wie d er entließ, sagte Dr. Gold m ann eine ganze Weile nichts, während Robert in die Nacht hineinfuhr, aus Berlin hinaus, in Richtung Süden. Als er s c hließlich w i eder sprach, klang es du m pf, wie betäubt.
    » W ohin fahren wir ? «
    »Nach München«, erwiderte Robert gepreßt. »Um einen Gefallen einzutreiben.«
    Die ganze Nacht hindurch schwi e g Dr. Goldmann, bis auf die Bitte, ihn kurz zu entschuldigen, als Robert anhielt, um Benzin aus dem Kanister hi n t er d em Rücksitz nac h zufüllen. A u ch er m achte kei n en Versuch, Konversation zu betreiben. W as es zu sagen gab, war gleichzeitig zuviel und zuwenig, und er m ußte sich auf die längste Autofahrt seines Lebens konzent r ieren. Zu m i ndest konnte m an Hitler für eines dankbar sein, dachte er m it dem schwarzen Hu m or, der ihn nie ganz im Stich ließ, er hatte die Autobahn fertig gebaut. Man k a m entschieden schneller vorwärts als f r üher. Soweit er es b e urt e il e n konnte, schlief Dada g e gen vier Uhr m orgens ein. Robert wünschte sich, irgendwo anhalten und Kaffee trinken zu können, aber das wäre selbst unter no r m alen U m ständen un m öglich gewesen. Natürlich wollte es sein gewohntes Glück dieses Jahr, daß er aus g erechnet bei diesen Dre h arbeiten auf die Tabletten verzichtet hatte, weil ihm die Rolle nicht weiter wic h tig war. Im m erhin f and er e ine Z i g arettenschachtel in seinen Ta s chen, als er m it einer Hand den Mantel vom Rücksitz nach vorne zerrte, vors i chtig, um Dr. Gold m ann nicht zu wecken. Es war m ehr Carlas Met h ode als seine, doch Zigaretten halfen, einen wach und lebendig zu erhalten.
    Zwischen sechs und sieben wurde Dada wieder wach,

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