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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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und Robert erwog, einen fränkischen W i rt aus seinem Schlaf zu reißen. Dann fiel ihm ein, daß die Bäckereien gewöh n lich um diese Zeit schon offen hatten, also riskierte er einen kurz e n Abstecher nach Pegnitz, parkte das Auto vorsichtshalber in einiger E ntfernung vor dem ersten geöffneten Laden, den er fand, und becircte das Laden m ädchen dort tatsächlich, i h m zwei Tassen Kaffee zuzubereite n , nachdem sie ihm einige Brötchen verkauft hatte. Ein paar der Hausfrauen, die ihr Brot holten, erkannten ihn, und er poli e rte sein huldvolles Lächeln noch ein m al auf, verlor es auch nicht, als er entdec k te, daß sie ihn m it Ferdinand Marian verwechselten.
    »Die Lean d er, ist d ie in W irkli c hkeit auch so schön? Ich hab so geweint, da wo Sie so ge m ein zu ihr waren!«
    Robert versicherte i h r, Z arah Lean de r sei bezau b ernd, trank seinen Kaffee, kaufte noch eine Milchfl a sche, die Dada unterwegs austrinken konnte, und verschwand dann unter den allge m einen Abschiedsrufen, so schnell es ging.
    »Hier«, sagte er und warf Dr. Gold m ann Brötchen und Milch in den Schoß, als er ein s tieg, »Früh s t ü ck. W i r werden hoffentlich noch etwas anderes kriegen, wenn wir in München sind, aber bis dahin…« Dr. Gold m a nn starrte die Brötchen an, als wis s e er nic h t, was er m it ihnen anfangen solle.
    »Iß«, sagte Robert in seinem besten Befehlston und brachte den Wagen wieder in Gang. »Du brauchst das.«
    Das war der Mo m ent, in dem Dr. Gold m anns Selbstbeherrschung ihn verließ.
    »Danke, Robert«, entgegnete er heftig, »aber ich habe wirklich genug von deinen Al m os e n!«
    »Es sind keine Al m osen, sondern Mittel, um dich am Leben zu erhalten. Glaub m ir oder laß es bleiben, aber alle s , was ich in den l e tzten W ochen gesagt und getan habe, geschah, um dich am Leben zu erhalten.«
    Neben sich hörte er den älteren Mann ein paar m al tief ein- und ausat m en. Dann gab Dr. Gold m a nn traurig zurück: »Ich würde dir gerne glauben, Robert. Aber du hast ge m eint, was du gesagt hast.«
    Robert warf ihm einen raschen Blick zu und griff nach einem der Brötchen, die unangetastet dalagen. In seiner Erschöpfung brachte das Dr. Gold m ann zum Lächeln. G anz gleich, welche Lebenskrise eintrat, nic h ts ver s chlug Robert je d e n Appetit. Dann f i el ihm wied e r ein, wie Robert Stück für Stück sein Vertrauen in die wichtigste Beziehung seines Lebens zerstört hatte, und sein Lächeln verschwand.
    »Ich bin Schauspieler«, antwort e te Robert und schaute wieder geradeaus, auf die Fahrbahn. »Es ist m ein Beruf, überzeugend zu sein.«
    »Und bist du es jetzt ? « All der Z o rn, der sich nach der un m i ttelbaren Verletzung in den letzten Tagen aufgestaut h atte, b rach s ich endlich freie B ahn. » W ie soll ich je wie d er wissen, was echt an dir ist, Robert? Ich habe geglaubt, daß ich dir etwas bedeutete, dein ganzes Leben lang. Ich habe mein Leben um dich herum gebaut. Dann wirfst du m ir das ins Gesic h t, m achst m ir klar, daß wir uns die ganze Zeit über nur gegenseitig angelogen und etwas vorgetäuscht haben, und jetzt erwartest du, daß alles wieder wie früher ist, nur weil du m ein Leben rettest? W oher soll ich wissen, daß du es nicht nur aus Schuldgefühlen tust? Auf Schuldgefühle kann ich verzichten, Robert. Ich wollte nie, daß du dich nur aus Pflicht m it m i r befaßt.«
    »Ach nein?« erwiderte Robert scharf. »Schuldgefühle und Pflicht waren nicht zufällig auch Gründe f ü r dich, dich m it m i r zu b efassen, bis hin zu dieser hirnrissigen Geste m it dem aufgegebenen Visu m ? «
    Er versuchte, die Selbstbeher r schung wiederzugewinnen, die ihm in der vergangenen Nacht entglitten war, aber obwohl er seine Müdigkeit hinter sich gelassen hatte und wieder hellwach war, gelang es ihm nicht.
    »Du… du hast m ich im m er auf ein Podest gest e llt, a ls ob i c h das achte W eltwunder sei. D as war abwechselnd großartig und fürchterlich, aber w eißt du, wie sehr ich m i r m anch m al gewünscht habe, das Podest zu erschüttern? D och nein, g a nz gleich, was ich tue, du siehst im m er noch das wundervolle Kind m it seinen Kunststücken. Ich dachte, wenn ich erwachsen bin, hörst du wenigstens auf, dich für das Kind auf den Kopf zu stell e n, aber nein, Hitler kom m t dazwischen, und du nimmst jede Gelegenheit wahr, dich gänzlich aufzuopfern. Verstehst du denn nicht«, sei n e m ächtige Stim m e steigerte sich zu einem Brüllen, »daß ich es nicht

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