Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
Vom Netzwerk:
er entschieden,  an  der  W u r zel  zu  beginnen,  und  einen  Reinhardt-Workshop gegründet, eine Schule für Schau s pieler. Es sind doch viele von seinen alten M itarbeitern hier, er hofft, sie als L ehrer zu gewinnen und m it genügend Schülern dann wieder ein Ensemble zu haben. Schüler gibt es schon, aber was die Lehrer angeht, nun, es hat wohl nur Max überrascht, daß sie l i eber in nostalgischen Erinnerungen schwelgen, als in der Gegen w art u m sonst zu dozieren. Keine Sorge, ich werde d ich jetzt nicht in V erlegenheit bringen und fragen, ob du dazu bereit wärst.«
    »Frag ruhig. Die Antwort lautet j a . Aber Eleonore, ich dachte, kein Mitglied d e r Fa m ilie Reinhar d t würde je wie d er ein W ort m it m i r reden wollen. Ganz ehrlich, ich bin überrascht, daß du es tust. Als ich Gottfried Reinhardt das letzte m al traf, hatte ich den Eindruck, die Exkom m un i kation sei noch zu gut für m ich.«
    Eleonores H ände hatten ihr ge w ohntes, unruhiges Spiel begonnen; m it der rechten trommelte s i e a u f den Tisch, während sie m it den Fingern der linken ihren Kaffeelö f fel balancierte. Einen Mo m ent lang war sie verblüfft genug, um da m it aufzuhören.
    » W arum denn das? G o tt f ried ist ei n Schatz. Mein liebster Reinhardt nach Max. W as hast du ang e stellt, um ihn zu ärgern ? «
    Nun begann Carla ihrerseits, in einer unbewußten I m itation Eleonores, nervös m it den Fingern zu trommeln. Konnte es sein, daß Eleonore von Iffland nie etwas gehört oder ges e hen hatte? Oder hatten die Ja h re v o ller Morp hi um ihr Ge d ächtnis beeinträc h ti g t? Verlegen zögerte sie und zerbrach sich den Kopf, wie sie das heikle Thema angehen sollte. Es blieb ihr erspart, denn Eleonores immer noch schönes, aber verwüstetes Gesicht erhellte sich, und sie lachte.
    »Ahhhh der Groschen ist gefallen. Du meinst deine Mit w irkung in diesem Fil m ! Carla, warum s o llte m ir das etwas aus m achen? Du warst hervorragend als Eleonore, und das Drehbuch war so nett, m ich m it Stil und m it Max unter g e h en zu la s se n . Mehr wünsche ich m ir gar nicht. W as den Rest angeht, nun, die treue Helene fand ihre Darstellung als talentloser Stein um den Hals von Max ganz und gar nicht ko m isch, im Geg e nsatz zu m ir, aber deswegen grollt sie deinem Freund König, nicht dir. Die Jung e n, Gottfried und W o l f gang, waren auch beleidigt, aber ich habe sie i n zwischen dazu gebracht, die Sache m it etwas mehr Hu m or z u neh m en.«
    Carla konnte nicht widerstehen. »Und der Professor ? «
    »Er wußte auch nicht, ob er geschmeichelt oder gek r änkt sein sollte, was seine Person anging, aber er m ußte natürlich Frau Thi m igs wegen e m pört s ein. Aber e r kä m e n ie auf d ie I d ee, desweg e n sä m tliche Mitwirkenden an dem kleinen E pos in Acht und Bann zu stellen. Außerdem hat er in den letzten Jahren ganz andere Sorgen gehabt. Vertrau m i r, Max wird entzüc k t s ein, dich wiederzusehen. Ja, ich glaube, ich bringe dich ihm gleich m it. Derzeit liegen ihm nä m lich nicht nur die Proben im Magen, sond e rn auch die Nachrichten. Er verzweifelt an dem Land, er verst e ht es einfach nicht, warum die Leute, die in seine Theater gegangen sind, derzeit einem Sch m ierenko m ödianten bei seinen Terrorakten zujubeln.«
    »Da ist er nicht der einzige«, kom m entierte Carla und trank den Rest ihres Kaffees aus. »Wer versteht es schon ? «
    Max Reinhardt bei der Probe in dem kleinen W i ndsor-Theater zu begegnen, in dem Bewußtsein, bald selbst zum Proben in das um einiges grö ß ere Palace zu gehen, war eine sehr zwiespältige Erfa h rung. W as ihre Beteiligung an Iffland betraf, so hatte Eleo n ore recht: Er ignorierte sie. »Natürlich er i nnere ich m i ch«, sagte er lächelnd,
    »Renate Beurens Schülerin. Helena!«
    Das Haar war m ittle r weile völlig weiß, doch die bla u en Augen noch so lebhaft und durchdringend wie eh und je, und auch der Char m e, m it dem Reinhardt einem bei jeder Begegnung das Gefühl ver m ittelte, m an sei der Mensch ( u nd Schauspiele r ), auf d e ssen Erscheinen er gerade gehofft hatte, war noch so mächtig wie eh und je. Trotzdem fehlte etwas. Sie waren gerade während einer kleinen Pause eingetroffen, und der Produzent, Shu m lin, der Carla und Eleonore nach einem kurzen Nicken völlig ignorierte, lag Reinhardt in den Ohren, die Pausen dürften künftig nicht länger als fünfzehn Minuten dauern. »Und m orgen fangen Sie schon um eins m it den Proben an!

Weitere Kostenlose Bücher