Unter dem Zwillingsstern
Sie ja eine Doppelrolle die Einwanderin und die Vorstellung der Leute von einem Fi l m st ar, und die ist im m er übertrieben. Zwei Bew e gungsabläufe wären…«
»Max!« r i ef Shu m lins S tim m e; d e r Produzent stand wieder in einem der Bühneneingänge. »Sie sollten jetzt weiter m achen. Sie wissen doch, Z e it i s t Gel d !«
Die konzentrie r te Inten s it ä t in Rei n hardts Blick erl o sch. M an ve r abschiedete sich und wünschte sich gegenseitig viel Glück. Eleonore, die blieb, begleitete Carla noch bis auf die Straße und flüsterte dabei:
»Ich sage es ungern, aber in einem bin ich m it der zweiten Frau Reinhardt v öllig ei n ig irgend je m and sollte Shu m lin u m bringen.
Danke dir. Für kurze Z eit war er wieder da… du hast es be m erkt, nicht wahr?«
»Ja. Eleonore, würde es m ehr nutzen oder schaden, ihn zu m einer Pre m iere ei n zulade n ?«
»Lade ihn auf alle Fälle ein. W enn si ch die Dinge bis dahin so entwickeln, daß es m ehr schadet, fällt m ir schon etwas ein, um ihn abzulenken, und wenn ich ihm sagen m u ß, daß Helene ihn bei dem Workshop dringend braucht. Doch ich denke, m i r gelingt eine Ablenkung m it m ehr… Unterhaltu n gswert.«
»Du gibst nie auf, nicht wahr ? « gab Carla zurück, während sie Eleonore zum Abschied u m a r m t e.
»Erst, wenn er tot ist«, sagte Eleonore ernst. »Erst dann.«
Der Regisseur von Looking for Greta hielt es f ü r seine Aufgabe, Carla zu demonstrieren, daß ihr F il m ruhm keinen Eindruck auf ihn m achte, indem er sie noch etwas b a rscher behandelte als die jüngste Elevin. Sie nahm das einige Zeit hin, weil sie nicht den Eindruck erwecken w ollte, Sonderprivilegien zu erwarten, aber nach der Begegnung m it Eleonore und Reinhardt e n tschied sie, daß genug genug war. Als er sie das näc h ste m al a u fforderte, n icht nach nicht vorhandenen Ka m e ras zu schielen, m usterte sie ihn auf ihre herablassendste Art und erwiderte:
»Mein guter Mann, es ist Ihnen vie l leicht entgangen, aber ich hatte bereits ein Leben vor Hollywood. In den Ense m bles, in denen ich gespielt habe, würde m an Ihnen noch nicht m al gestatten, die Leuchter zu halten, und wenn Sie zu m e hr fähig sind, sollten Sie endlich anfangen, mir das zu beweisen.«
Während er sie noch sprachlos anstarrte, hörte sie je m anden im Zuschauerraum klatsc h en. Sie erkan n te einen Abgang, wenn einer fällig war, ging an dem Reg i sseur vorbei zur Bühnenra m pe und ließ sich von Eddie Feiton, der sich als der Beifall spendende Zuschauer entpuppte, hinunterhelfen.
»Zeit für eine kleine Pause, R udy, würde ich m einen«, rief Feiton zu dem Regisseur hoch und fragte s i e, ob sie an etwas frischer Luft int e res s ie r t sei, was sie bejahte. Vor dem Theater m einte er grinsen d :
»Ich dachte schon, Sie hätten I h r Te m per a m e nt an der Westküste gelassen. D arling, New York ist genauso ein Dschungel wie Hollywood, nur siegt hier, wer der größte Snob ist.«
»Sie m üssen es ja wissen. Sagen Sie, Eddie, was hat Sie eigentlich in ein anne hm bares m enschliches Wesen verwandelt? Ich dachte, ich würde allerhöchstens als Haßfigur in Ihren Me m oiren auftauchen.«
Das Grinsen verschwand und wich einer grübelnden Miene, wie Eddie Feiton sie früher nie zur Schau getragen hatte.
»Ich habe noch nie einen Menschen gewaltsam sterben sehen«, antwort e te e r leise. »Der einzi g e Tote, den ich zuvor erlebt hatte, war m ein Großvater, und der starb an Altersschwäche und wurde m i r erst als zurechtgesch m i nkte Leiche bei der Beerdigung präsentiert. Irgendwie dachte ich, daß der Tod immer so sei; das kommt vermutlich davon, wenn m an beim Film g r oß wird. Aber dann kam diese Nacht. W i ssen Sie, das Badezi mm er sah für m i ch aus wie ein Schlachthaus, und ich konnte nicht vergessen, daß ich sie wenige Stunden zuvor in den A r m en gehalten hatte, nichts besonderes, einfach nur eine Frau m ehr, und auch wenn ich merkte, daß es ihr nicht besonders gefiel, dachte ich, was soll’s, m i r gefällt es, und für die Eispri n zes si n m it der V orliebe für Nazis wird es ein Schlag ins Gesicht s e in. V erste h en Si e , wer m ir d a bei v ö llig e g al war, war Nancy, und als ich sie in der Badewanne sah, wurde m i r klar, daß m ein ganzes Leben so lief. Nimm, was du kriegen kannst, räche dich, wenn du es nicht kriegst, und den letzt e n beißen die Hunde. W en küm m ern schon die O pfer am Rand. Und es d r ehte m i r im wortwörtlichen
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