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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Sinn den Magen u m .«
    Zum ersten Mal seit dem Beginn ihrer Bekanntschaft e m pf a nd Carla etwas für ihn, das über die Wertschätzung für einen begabten Schriftsteller oder den grausa m en Spieltrieb, d er sie als die Katze und ihn als die Maus einordnete und den er im vergangenen Jahr während der Überfahrt in ihr geweckt hatte, hinausging. Es war weniger Sy m pathie als eine Art Ka m eradschaft in der schuldbehafteten G e m einschaft der Überlebenden.
    »Für Sie muß es unendlich schli mm er gewes e n sein«, fuhr Feiton fort, »aber Sie waren so anständig, m i r zu sag e n, es sei n i c ht m eine Schuld gewesen. Sie haben keine Ahnung, wie ich m i ch daran geklam m ert habe. Deswegen das Stück. Ich m eine, ich bin i mm er no c h kein Heiliger, ich hoffe, daß es ein Erfolg wird, ich weiß, daß Sie das Zeug dazu haben, sonst hätte ich m ir wohl etwas anderes für Sie ei n fallen lassen… Aber es sollte so eine Art W iedergut m achungsgeschenk sein.«
    Es wäre nun an ihr gewesen, ein Geständnis zu m achen, etwa, daß es für sie b ereits m ehrere Tote in ihrem Leben gegeben habe oder daß sie in dieser Nacht alle E m p f indungen aus sich ausgesperrt habe, aber so weit vertrau t e sie ihm doch nicht.
    »Dann werde ich m i r Mühe geben«, erwiderte Carla m it einem schwachen Lächeln, » d as Beste aus Ihrem Geschenk zu m achen. Aus allen genannten Gründen.«
    Er akzeptierte den Rückzug auf das sichere Terrain beruflichen Mit e inand er s.
    » W enn der alte Rudy Sie läßt. Zurück an die Front und auf in den K a m pf, Da r ling. Kaum ein Studioboß hat eine solche Kapazität da f ür, beleidi g t zu sein, wie ein gekränkter Broadway-Regisseur… Aber ein gekränkter Broadway- R egisseur ist immer noch zehnmal ko m petenter als ein glücklicher Studiohengst, also en garde!«
    Zu der Pre m iere von Reinhardts Inszenierung, The Merchant of Yonkers, einer a m erikanischen Bearbeitung von Nestroys Einen J UX will er sich machen, konnte Carla nicht kom m e n, da sie m it der Generalprobe für Looking for Greta zu s ammenfiel. Es wurde ein Mißerfolg, und kaum eine Kritik versäu m t e es, da r auf hinzuweisen, daß Reinhardt off ensichtlich den Anschluß an das moderne a m erikanische Theater verloren habe. Drei T age vorher, am W eihnacht s tag, hatte Carla die v e rzwei f elt opti m istisch wirkende Eleonore, die nur die festbedingte Anwesenheit von Hel e ne Thi m ig in New York als Grund für eine etwaige Niedergeschlagenheit vorschob, noch besucht und dabei festgestellt, daß Eleonore sich m ittlerweile nic h t m ehr die Mühe m achte, ihren Drogenkonsum zu verbergen. W ährend ihres Gesprächs g i ng sie, als sie aufgere g t wurde, in die Küche, um sich, wie sie sagte, zu beruhigen. Carla hatte den Morphiu m konsum bei Eleonore nie kom m entiert, genausowenig, wie sie es bei einem anderen Freund, Bela Lugosi, tat, weil sie es für sinnlos hielt. Mißbilligende Be m e rkungen brachten Süc h tige nicht von ihren Gewohnheiten ab, ob es sich nun um Drogen oder Alkohol handelte; dazu war ihr Roberts Vater Rainer noch in zu guter Erinnerung. Doch an diesem W eihnachtstag wurde ihr zum ersten Mal klar, daß Eleonore sich m it d e m M orphium vor ihren Augen u m brachte, langsa m er, unendlich langsa m er, als Nancy es getan hatte, aber es war dennoch eine bewußte Selbstzerstörung.
    »Eleonore, du brauchst das nicht.«
    Eleonore tat nicht so, als verstün d e sie nicht. »Doch, das tue ich, schon seit Jahren. Keine m oralisc h en Lektionen zu W eihnachten, Carla, ich kann sie jetzt nicht v e rkraften. W uß t est du, daß m ehr Leute zu W eihnachten Selbst m ord begehen als an jedem anderen Tag i m Jahr? Und es wäre doch wirklich ein Jammer. Ich gebe heute abend eine Party, für all d ie übrigen tra u rigen Existenzen, die es hier an Land gespült hat. Du bist selbstv e rständlich herzlich eingeladen, aber du hast so eine unangeneh m e Aura von Erfolg an dir, daß du m eine Geister alle versche u chen wirst.«
    Der Mißerfolg des Merchant of Yonkers bei der Pre m iere bewirkte, daß ihm Shu m lin noch nicht ein m al eine ganze Woche Spielzeit zugestand; als sie das er f uhren, rei s ten die Reinhardts ab, nicht ohne daß Max Reinhardt Carla eine Visite abst a tt e te, um ihr das Beste f ür ihre eigene Pre m iere zu wünschen.
    »Es würde m ich freuen, wenn Sie s i ch an unserer Schule beteiligten, sobald Sie wieder in Kali f ornien sind, m e in Kind«, sagte er.
    » W enn Ihnen danach ist,

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