Unter dem Zwillingsstern
nen.«
»Also gut. Ich werde sie einstellen.«
Philipp war längst nicht so geübt im Alkoholkonsu m , wie es Roberts Vater gewesen war, und Robert wußte, was er tat, als er ihm im m er wieder nachschenkte. Zwei Stunden später lag Philipp bewußtlos auf d e m Sofa. Robert hat t e sich ursprünglich zurückhalten und das Betrinken nur vortäuschen wollen, aber die Bilder in seinem Kopf, die Philipps Erzählung ausgelöst hatte, zwangen doch Glas nach Glas hinunter. Wankend ging er zu seinem Schlafzim m er, klopfte leise und flüsterte: »Lisa, m ach auf.«
Sie m ußte das m eiste gehört haben, denn sie zog ihn, kaum das sie die Tür geöffnet hatte, in den R a um, schloß sofort wieder ab und flüsterte: »Ich kann nicht! Ich kann nicht für ihn arbeiten!«
»Aber sicher kannst du. Es ist deine beste Chance, um zu überleben. Morgen früh verschwindest d u , bevor er aufwacht, klopfst, und wir führen ein kleines Begrüßung s- und Einweihungsritual vor. Und jetzt laß m i ch schlafen. Ich b i n gerade betrunken genug dafür.«
Er hörte ihre Antwort nicht m ehr, als er auf sein Bett stürzte und dankbar die Dunkelheit begrüßte, die ihn umfing und die Gedanken auslösc h te.
Der Anruf ka m , als Carla gerade ihre Zeit in der Hollywood Canteen absaß. Es handelte sich um eine von den Stars der W arner Brothers betrie b ene Organi s ation, d er s i ch m ittlerweile auch Sc h auspieler anderer Studios angeschlossen hatten. Die Hollywood Canteen bot Soldaten auf Urlaub d i e Möglich k eit, sich von S t ars nic h t n u r Autogram m e geben zu lassen, sondern mit ihnen zu tanzen (Besuch von Zivilisten w ar nic h t ge st att e t, so daß wirklich j e de Frau in d er Kantine ein Star war), sich m it ihnen zu unterhalten und sich von ihnen zum Essen einladen zu lassen. A l s Dankeschön der Schauspielerinnen an »unsere Jungs« wurde die E inrichtung rasch populär und war, dachte Carla, eine der angeneh m eren Möglichkeiten, s e ine Loyalität zu A m erika zu beweise n .
»Und das solltest du«, hatte Paul Kohner streng zu ihr gesagt.
»Hedda Hopper hat sch o n wieder ei n en Artik e l verö ff entlic ht , in dem sie darüber spekuliert, warum du nicht längst A m erikanerin bist und wem deine wahre Treue gilt. So e t was schad e t d einer K a rri e re.«
Mit Carlas Karriere sah es ohneh i n im Mo m ent etwas zwiespältig aus. Durch die Flut von Anti-Naz i - Fil m en erhielt sie endlich Rolle n angebote von allen Studios, und sowohl tapfere Jüdinnen als auch schwankende, schließlich vom a m e r ikani s chen Helden zum W i derstand überzeugte Deutsche war e n eine Abwechslung von dem alten Repertoire bei Universal, das sich zu wiederholen begann, ganz abgesehen davon, daß die Universal - Horrorfil m e all m ählich an Selbstparodie grenzten. Man warf nur noch so viele Monster wie m öglich in einen Topf, m achte sich kaum mehr die Mühe, eine einiger m aßen überzeugende Geschichte zu erzählen, und heraus ka m en Dinge wie Frankenstein meets the Wolfman.
Ja, es war eine Erleichterung, e t was anderes spielen zu können, und wenn es ei s kalte Ge s t apo-Agentinnen waren. Aber während es m it ihrer Fil m karriere bergauf ging, hat t e sie ihre T heaterkarriere verloren. Eine der Folgen des Besuchs der FBI-Agenten war, daß m an es ihr rundweg verweigerte, Los Angeles zu verlassen, auch nicht, um in New Yo r k auf der Bühne zu stehen. Es war zum Haareraufen, zu m al Max Reinhardts Hoffnung, in Los Angeles eine Theaterkultur zum Leben zu erwecke n , sich nicht er f üllt h a tte. Sogar seine Schauspielschule hatte er wegen Bank r otts schließen m üssen, denn die Schüler, d i e er hatte, k o nnten ihn ni cht beza h le n . Inzwischen steckte Hollywood voller frustrierter Theaterleute. Als Carla kurz vor A m erikas K r ieg s eintritt m it Peter Lo r re Die Rückkehr des Fu Manchu drehte (Lorre spielte Fu Manchu, Carla seine dä m onische Tochter), besuchte k e in anderer als Bert Brec h t, der m it Lorre befreu n det war, eines Tages den Drehort und m achte während einer Drehpause und eines geschnorrten Schnelli m biß’ laut seinem Un m ut über die hiesigen Verhältnisse Luft.
»Versucht nur m al«, knurrte er, »d e n Leuten zu erklären, was ein Theaterk o ll e ktiv ist. Ha! Die f innischen Eisblöcke waren einsichtiger.«
Carla konnte nicht widerstehen. »Ab e r ich habe neulich hier eine gute Definition für ein Theaterkoll e ktiv gehört«, erwiderte sie.
»Ein Theaterkollektiv ist
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