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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Männer, Frauen und Kinder im Land der Regentin wissen, was es heißt, frei zu sein, ohne Leibeigenschaft und ohne Angst zu leben, man könnte sie im nächsten Moment in die Sklaverei verkaufen, nur weil Alana gerade eine Zitrone übel aufgestoßen ist.« Die Zuschauer lachten. »Alle Menschen auf Ulldart sollen eigenständig sein. Und ich bringe ihnen diese Freiheit.« Er nahm sich einen Pokal und reckte ihn in die Luft. »Auf die Freiheit, Ulsarer und Tarpoler!« Tausendfach wurde der Trinkspruch wiederholt, dann schallte der Name des Kabcar aus unzähligen Kehlen über die Hügel. Tokaro lief es kalt über den Rücken, so ergreifend empfand er die Szenerie. »Und du, Tokaro, darfst dich entfernen«, sagte der Kabcar nur zu ihm und nickte ihm anerkennend zu.
    Der Hofmeister nahm den Jungen am Arm und geleitete ihn zurück zu seinem Zelt. »Ihr werdet Euch ein wenig ausruhen, um für das Bankett heute Abend bereit zu sein«, erklärte er den weiteren Ablauf des Tages. »Es werden die fünfhundert angesehensten Familien und Leute aus Tarpol anwesend sein, also benehmt Euch angemessen.«
    »Wer seid Ihr, dass Ihr mir, dem ungeschlagenen hoheitlichen Wettreiter, Anweisungen erteilen wollt?«, begehrte der Junge großspurig auf und riss sich los.
    »Ihr seid, wie Ihr eben treffend anmerktet, der Wettreiter des Kabcar, nicht der Herrscher persönlich«, gab der Hofmeister kühl lächelnd zurück. »Ihr seid ein ungehobelter, dreizehnjähriger Bengel aus der Gosse, der es einem unverschämten Glück und einem schnellen Gaul zu verdanken hat, dass aus ihm etwas anderes als Abschaum geworden ist. Ich bin der Hofmeister, und ich verdanke meine Position jahrelanger harter Arbeit, und ich gebe Euch Anweisungen, wie es mir gefällt.«
    »Das wollen wir einmal sehen«, sagte Tokaro trotzig, aber schon eine Spur kleinlauter. Mit einem solchen Widerstand hatte er nicht gerechnet. »Ihr seid nur neidisch.«
    »Ich habe keinen Grund, neidisch auf jemanden zu sein, dessen Stern sinken wird, sobald er nicht mehr der schnellste Reiter ist«, meinte der Hofmeister entspannt. »Und einen Schnelleren aufzutreiben, wird kein Problem sein.« Er blieb vor dem Zelt stehen. »Ruht Euch aus, wie ich es Euch empfahl.« Der Mann deutete eine Verbeugung an und schritt hinüber zu seinem Zelt, während die Wachen unverhohlen auf den Jungen herabgrinsten.
    Wütend stürmte er in seine Unterkunft und scheuchte seinen Knecht hinaus. Die Worte des Hofmeisters gingen ihm nicht aus dem Kopf, denn dummerweise hatte der Mann Recht. Er musste mindestens so lange berühmt bleiben, bis er Zvatochna geheiratet hatte. »Und deine Stellung ist auch nicht so sicher, wie du denkst«, grummelte Tokaro, das Bild des Mannes vor Augen, und sann auf Rache.
    Als es dunkler wurde, schlich er sich aus dem Zelt und pirschte sich an die Unterkunft des Hofmeister heran. Nachdem er sich durch Lauschen vergewissert hatte, dass niemand darin war, schlitzte er mit seinem Dolch die Rückwand des Zeltes auf und drückte sich vorsichtig hinein. In aller Eile durchsuchte er die Truhen, Kisten und Schränke, die aufgebaut worden waren. Zu seiner großen Freude entdeckte er eine stattliche Summe Münzen.
    »Sieh einer an«, flüsterte er. »Das sind agarsienische Taler. Reines Gold!«
    Zunächst wollte er die Säckchen zurücklegen, dann fielen ihm die Worte Zvatochnas ein. Und mit diesem kleinen Schatz, den er eben in Händen hielt, würde er durch den Einsatz bei Wetten zu einem großen Vermögen kommen.
    Die Verlockung war einfach zu groß, und zudem konnte er den ungeliebten Hofmeister durch das Verschwinden von dreihundert Talern in eine arge Zwickmühle bringen.
    So lautlos, wie er gekommen war, verließ er das Zelt. Die Wachen vor dem Eingang hatten nichts bemerkt.
    Tokaro versteckte die Münzen in der Satteltasche und legte sich zufrieden auf sein Bett. Verträumt betrachtete er den Anhänger, den ihm die Tadca geschenkt hatte.
    Pünktlich stand Tokaro in seiner Paradeuniform bereit, um sich von der Kutsche zum Palast fahren zu lassen. Die Fahrt ging quer durch die Straßen der hell erleuchteten Hauptstadt, denn an diesem Abend wurde überall gefeiert. Einmal mehr gossen die Wirte Bier und andere Getränke auf Kosten des Kabcar aus, der wiederum an seinem Hof nur die auserlesensten Gäste empfing und verköstigte.
    Mit großen Augen betrat der Junge, flankiert von zwei Bediensteten, den Palast und bewunderte auf dem Weg zum Festsaal die vielen hohen Räume, getragen von

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