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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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mehr aufzuhalten. Von diesen Büchsen werden in einem Jahr fünfzig Stück fertig sein. Sie reichen weiter als Bogen und Armbrust, und sind auf nähere Distanz beinahe unfehlbar«, erklärte der Kabcar und zog seine Pistole aus seinem Gürtel. »Von diesen Waffen werden ebenso viele bereit stehen. Jeder Knall bedeutet Freiheit.« Die Gäste applaudierten begeistert.
    Der Kabcar winkte einen der Soldaten herbei, der die Handhabung der Büchse demonstrierte und wie man sie effektiv im Nahkampf einzusetzen vermochte, indem man einen Dolch unter der Mündung anbrachte. Aufmerksam verfolgte Tokaro jede einzelne Tätigkeit des Mannes.
    Völlig überraschend packte ihn jemand bei den Haaren und zog ihn durch die Reihen der Gäste nach hinten weg, die von dem Vorgang nichts bemerkten, weil ihre Aufmerksamkeit zu sehr auf die Feuerwaffen gerichtet blieb.
    Am Eingang zum Festsaal gelang es dem Knaben, dem Unbekannten die Finger umzubiegen und ihn zum Loslassen zu bewegen. Er schaute in das triumphierende Gesicht des Hofmeisters.
    »Könnt Ihr mir erklären, was das soll?«, zeterte der junge Rennreiter aufgebracht und rieb sich den Kopf.
    »Du kleiner Dieb. Ich verpasse dir einen Tritt, damit du wieder dort landest, wo du hingehörst«, antwortete der Mann gehässig. »In die Gosse.«
    Siedend heiß rann es durch Tokaros Körper. Der Hofmeister schickte einen Diener los, der den Kabcar in Kenntnis setzen sollte. Stattdessen erschien Nesreca mit einem etwas entnervten Gesichtsausdruck.
    »Was gibt es, dass man den hoheitlichen Kabcar mitten in seiner Vorführung stören möchte?«, erkundigte er sich ungehalten.
    »Ich habe den Dieb«, verkündete der Hofmeister sichtlich stolz und schlug dem Jungen auf den Kopf.
    »Und was hat er gestohlen?«, wollte der Konsultant gelangweilt wissen. »Der ganze Palast ist voller Diebe, da kommt es auf einen mehr oder weniger auch nicht an, oder?«
    »Es dreht sich um die Summe von dreihundert Talern, Herr«, erläuterte der Ankläger des Jungen. »Ich hatte das Geld in meinem Zelt aufbewahrt, um die Musikanten beim Wettreiten auszuzahlen. Doch die Münzen waren verschwunden. Der Herr Obrist hat beobachtet, wie der Junge aus meinem Zelt kam, sich aber nichts dabei gedacht, bis ich im Lager nach Hinweisen fragte. Als wir sein Zelt durchsuchten, fanden wir die Taler.«
    »Kein Pappenstiel, oder, junger Balasy?«, meinte Nesreca nun etwas aufmerksamer. Die unterschiedlich farbigen Augen wurden nachdenklich. »Dem hoheitlichen Rennreiter hätte ich bei einem geringeren Verstoß Gnade eingeräumt, aber die Summe ist, bei aller Milde, zu stattlich.« Er nickte den Dienern zu, die in der Nähe standen. »Durchsucht ihn. Ich frage den Kabcar, was zu tun ist. Schließlich ist es sein Rennreiter.«
    Zum Erstaunen der Männer förderten sie den Anhänger von Zvatochna sowie die Brosche aus der Uniformtasche des sich mit Händen und Füßen wehrenden Jungen zu Tage.
    Der Kabcar persönlich erschien, um sein Urteil zu fällen.
    »Woher hast du das, Tokaro?«, verlangte er beim Anblick des Amuletts seiner Tochter zu wissen.
    »Sie hat es mir gegeben, weil ich ihr Favorit bin und weil sie mir versprochen hat, mich eines Tages zu heiraten.« Der Hofmeister und die Dienerschaft lachten los, was Tokaro umso wütender machte.
    Lodrik ließ das Mädchen kommen. Zvatochna schien zu ahnen, um was es ging, aber sie spielte die Unschuldige. »Ist es so, wie es der Junge schildert?«
    Böse funkelte sie Tokaro an, und zu spät fiel ihm ein, dass er eigentlich versprochen hatte, nichts von den gemeinsamen Plänen zu verraten.
    »Nein«, antwortete sie beleidigt. »Ich habe den Anhänger verloren, als wir auf Seinem Gutshof waren, Vater. Dieser Junge muss ihn gefunden haben und gab ihn nicht zurück. So eine Frechheit!« Sie schaute ihren Vater mit großen, unschuldigen Augen an. »Ich würde einem dahergelaufenen Stallknecht doch niemals ein solches Schmuckstück überlassen.« Sie lachte hell auf. »Und schon gar nicht würde ich ihm solche Versprechungen machen.« Ihre braunen Augen richteten sich auf Tokaro. »Nein, Vater, glaube Er mir. Mit diesem ordinären Knaben habe ich nichts zu schaffen.«
    »Ich kann es aber beweisen«, begehrte der Knabe auf. »Zvatochna, Ihr habt mir einen Zettel geschickt … Er ist verbrannt, aber ein Diener hat ihn mir vorgelesen.«
    »Welcher Diener?«, hakte der Konsultant nach und verschränkte die Arme auf dem Rücken.
    »Ich weiß es nicht, die sehen doch alle gleich aus«,

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