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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Schwierigkeiten bereitete.
    Seine Gegner lachten leise, als sie Tokaro schwitzen sahen, doch er kümmerte sich nicht um sie, überprüfte die Gurte und schwang sich auf den Rücken des Schimmels. Aufmunternd klopfte er dem stattlichen Tier auf den Hals. »Sei so schnell wie noch nie«, raunte er Treskor ins Ohr, und als ob das Pferd ihn verstanden hätte, schnaubte es kurz.
    Unter der Obhut der Soldaten lenkte er den Schimmel zur Startlinie, wo er vom tosenden Beifall der Ulsarer begrüßt wurde. Er schwenkte den Helm in alle Richtungen, dann verneigte er sich in Richtung der Ehrentribüne, auf der der Kabcar samt Familie Platz genommen hatte.
    Als er den schwarzen Schopf von Zvatochna entdeckte, machte sein Herz einen Freudensprung. Govan, der zur Linken des Konsultanten saß, schaute gelangweilt hinab, Krutor verfolgte mit stumpf glänzenden Augen den Flug eines Schmetterlings.
    Lauthals verkündete indes der Ausrufer, wen die Zuschauer da vor sich hatten und welcher meisterliche Reiter sich in dem Jungen verbarg. Danach begab sich ein Herausforderer nach dem anderen an die Startlinie.
    Tokaro vermutete in dem Obristen aus dem dritten hoheitlichen Kavallerieregiment seinen stärksten Widersacher: Sein Fuchs machte einen beinahe ebenso hervorragenden Eindruck wie Treskor. Die anderen fünf hakte er nach einer knappen Begutachtung ab, sie würden ihm nicht das Wasser reichen können. Lieber schaute er noch einmal zur Ehrenloge mit Zvatochna, die ihm in diesem Moment einen heimlichen Augenaufschlag schenkte und ihn anlächelte.
    Der Ausrufer bat um Aufmerksamkeit und bereitete den Beginn des Wettritts vor.
    Ein Trompetensignal schmetterte, und die wilde Jagd ging los.
    Es kam, wie der Junge es erahnt hatte. Der Offizier setzte sich bereits nach wenigen Metern an die Spitze des Feldes und hielt die Distanz zu Tokaro aufrecht. Selbst die aufgebauten Hindernisse vermochten es nicht, den Spurt seines Fuchses zu verlangsamen. Treskor geriet zu allem Überfluss nach einem gewaltigen Satz über ein Gatter kurzfristig aus dem Tritt und strauchelte, sodass sich der Knabe nur mit Mühe im Sattel halten konnte. Diesen Fehler nutzen zwei seiner Wettstreiter, den Schimmel lachend zu überholen.
    Vor seinem geistigen Auge sah er das enttäuschte Gesicht der Tadca. »Los, Treskor! Fliege nur so über die Wiese. Du weißt, was für mich auf dem Spiel steht«, sagte er zu dem Hengst, der sich tatsächlich noch länger zu machen schien.
    Weiter als bisher griffen die Läufe aus, die trommelnden Hufe schaufelten die Erdbrocken in die Höhe, Dreck und Sand schleuderten nach oben und verdreckten das weiße Fell. Doch der Schimmel setzte seine Hetzjagd unbeirrt fort, passierte schnaubend zwei der Kontrahenten und schloss Stück für Stück zu dem Obristen auf.
    Der Offizier bemerkte, dass der Junge mit seinem Hengst herangeflogen kam, peitschte auf den Fuchs ein und schrie. Flach wie ein Pfannkuchen legte er sich an den Leib seines Pferdes, Tokaro stand in den Steigbügeln, den Oberkörper abgeknickt und nach vorne gebeugt. Wind und Erde flogen ihm um die Ohren.
    Er hörte, wie die Zuschauer riefen und tobten, als die beiden Reiter beinahe gleichauf die letzten Meter bis zum Ziel zurücklegten. Selbst der Kabcar hatte sich von seinem Stuhl erhoben, das packende Finale riss alle Besucher mit.
    Und Treskor schöpfte aus einem geheimen Reservoir das letzte Quäntchen Kraft, das ihn und den Jungen als Erste über die Linie trug.
    Mit zitternden Beinen und Armen stieg Tokaro aus dem Sattel, umarmte den Hals des Hengstes, an dessen Flanken und Brust der Schweiß in Strömen herablief. »Du hast es geschafft«, flüsterte er ihm ins Ohr. »Danke.« Am Zügel führte er das erschöpfte Pferd vor die Loge des Herrschers und verneigte sich tief.
    »Da, seht, Ulsarer und Tarpoler«, sagte Lodrik laut, die Zufriedenheit stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Da steht der beste Reiter in meinem Reich. Einem halben Kind, einem dreizehnjährigen Jungen ist es gelungen, erfahrene Reitmeister auszustechen!« Die Menge klatschte begeistert. »Dieser Erfolg ist diesem besonderen Fest angemessen. Unsere Truppen haben die angorjanische Flotte vor der tersionischen Küste vernichtet, nachdem sie versuchten, das befreite Agarsien in ihre Gewalt zu bringen. Aber niemand wird mich daran hindern, alle Reiche, alle Menschen von der Macht der Unterdrücker zu erlösen, wie ich es damals mit euch getan habe, meine geliebten Untertanen! Schon bald werden auch die

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