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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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seiner Versprochenen schenken. Die Münzen verbarg er in der Asche des Kamins, um sie nach dem Bankett abzuholen, dann kehrte er in den großen Festsaal zurück.
    Der Kabcar war bereits samt seiner Familie und dem Konsultanten eingetroffen, wechselte von einem Gesprächspartner zum nächsten und parlierte offenbar über die unterschiedlichsten Dinge. Die Kabcara erwies sich als nicht weniger gesprächsfreudig. Govan wich Nesreca nicht von der Seite, Krutor formte auf seinem Teller Gebilde aus Essbarem, und Zvatochna sprach mit dem Musikmeister.
    Tokaro ging zu dem missgestalteten Tadc und setzte sich ihm gegenüber. Mit einer stillen Freude im Gesicht matschte der Krüppel Kaviar, gefüllte Eier und Weißbrot zu einem klebrigen Teig, aus dem er filigrane Figürchen anfertigte. Als er den Rennreiter bemerkte, kneteten die Finger gerade einen Schimmel.
    »Treskor«, erklärte Krutor stolz und reichte Tokaro das Gebilde, das sehr wohl als Pferd erkennbar war. »Gut geritten. Fertig gemacht.« Er lehnte sich grinsend nach vorne. »Wie damals Govan.« Die Faust schlug unvermittelt in die Handfläche. »Patsch, zwei Mal.«
    »Das hat Euch gefallen, was?«, erkundigte sich der Knabe. »Ihr könnt ihn nicht leiden?«
    »Er ärgert mich«, knurrte der missgestaltete Junge mit den Ausmaßen eines Erwachsenen. »Patschst du Govan noch mal?«, fragte er dann hoffnungsvoll und zerrte an Tokaros Uniformärmel. »Bitte.«
    »Nein, nein, hoheitlicher Tadc.« Er besann sich auf die korrekte Anrede. »Ich kann Euren Bruder nicht schlagen. Ich müsste schon wieder um mein Leben reiten.« Am Blick seines Gegenübers erkannte er, dass er ihn nicht verstanden hatte. »Nicht patschen, sonst …«, er zog mit dem Zeigefinger einen Strich entlang der Kehle und machte das passende Geräusch, »Kopf ab.«
    »Au ja!«, klatschte der Krüppel und lachte reichlich stupide. »Govans Kopf ab.«
    »Nein, hoheitlicher Tadc.« Er hielt dem Thronfolger die Hände fest, um weiteres Applaudieren zu verhindern, weil bereits die ersten Gäste neugierig zu den Jungen sahen. »Nicht Govans Kopf, sondern meiner.«
    »Nein«, schüttelte der Junge den entstellten Schädel. »Tokaro ist mein Freund, du wirst nicht sterben. Ich schütze dich. Ich bin der Tadc.«
    »Dürfte ich um die Aufmerksamkeit der Gäste bitten?«, erklang die Stimme des Herrschers, die Musik erstarb. »Als besondere Freude des Abends, bitte ich die Anwesenden hinaus auf den Exerzierplatz. Es erwartet Euch alle eine Überraschung.«
    »Gehen wir mit?« Tokaro schaute zu, wie die Männer und Frauen in den Ballkleidern lachend und scherzend durch die torgroßen Glastüren nach draußen drängten.
    »Komm, Freund«, grölte Krutor und nahm den Rennreiter am Kragen, zerrte ihn bei seinem ungestümen Ausbruch halb über den Tisch und schleifte ihn hinter sich her, sodass dem Jungen nichts anderes übrig blieb, als dem Krüppel wie ein störrischer Hund hinterherzustolpern.
    Der Kraft des Tadc konnte er nichts entgegensetzen. Er warf Zvatochna einen hilflosen Blick zu, und schon befand er sich mitten zwischen wallenden Reifröcken und parfümgetränkten Hosen, durch die sich Krutor rücksichtslos seinen Weg suchte, bis er vorne angelangt war.
    Zehn Soldaten standen in Reih und Glied auf dem gepflasterten Platz, einen seltsamen Stock geschultert, der am unteren Ende mit einem Holzschaft versehen war. Geschätzte zweihundert Schritt entfernt stellten Diener gerade Rüben auf Kisten, um sich danach schleunigst von dort zu entfernen.
    »Was Ihr hier gleich sehen werdet, liebe Gäste, ist meine neueste Waffe, mit der ich Ulldart die Befreiung vom Joch der Unterdrückung bringen will«, erklärte der Kabcar strahlend. »Die Bombarden, die wir inzwischen auch auf Schiffen transportieren, sind allgemein bekannt. Was diese Soldaten bei sich tragen, ist die neueste Entwicklung meiner Ingenieure. Es sind Büchsen. Präzisionsbüchsen.«
    Bei diesem Stichwort klappten die Soldaten kleine Metallrähmchen auf den Läufen nach oben, hoben gleichzeitig ihre Waffen, und legten auf die Rüben an. Einer der Schützen brüllte einen Befehl, und alle zehn Büchsen spien Rauch aus der Mündung.
    Fast im gleichen Moment zerfetzte es einen Großteil der Knollen, die Haut platzte auf, das Fruchtfleisch flog durch die Luft. Danach setzten die Soldaten ihre Waffen ab und begannen, die Fernwaffen in einer umständlichen Prozedur nachzuladen.
    »Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten. Und mit diesem Fortschritt sind wir nicht

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