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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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»Ich brenne dir meinen Namen in deinen gar so lustigen Hintern.«
    Meckernd vollführte Fiorell einen Salto rückwärts und hing nahtlos eine Folge von Flickflacks an, um ein weiteres Mal auf diese Weise eine sichere Distanz zwischen sich und seinem Herrn zu erreichen. Doch darauf hatte Perdór nur gewartet.
    Mit einem sicheren Wurf beförderte er eine Portion Schmalz, die er sich mit einem beherzten Griff in den Topf nahm, hinter den kreiselnden Hofnarren, der prompt beim nächsten Überschlag mit dem Fuß in das schmierige weiße Fett trat.
    Bei aller turnerischen Brillanz und Reaktionsschnelligkeit, die Fiorell sonst an den Tag legte, gegen diesen Anschlag konnte er nichts mehr unternehmen. Die Extremität rutschte weg, der Hofnarr wurde durch seinen eigenen Schwung unkontrolliert nach vorne befördert, genau in den Schrank mit den gemahlenen Gewürzen.
    Das Möbelstück entleerte seinen Inhalt, die Türchen und Schubfacher flogen heraus, ein schreiender Fiorell verschwand in einer Wolke aus Zimt, Anis, Pfeffer, Safran, Pottasche, Hirschhornmehl und Nelken, während Perdór zufrieden den Schürhaken zurücklegte. Der Küchenmeister schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
    »Dir ist sicherlich bewusst, dass dir das Vermögen, das du gerade vernichtet hast, von deinem Lohn abgezogen wird«, verkündete der König zufrieden und kostete ein weiteres Mal von der Broccolicremesuppe.
    Ein gewaltiges Niesen dröhnte durch die Küche, ein bestäubter, schniefender Fiorell erhob sich aus dem Gewürzsammelsurium.
    »Wenn Ihr mich sucht, ich stehe im Springbrunnen und lasse mir das Zeug abspülen«, krächzte der Spaßmacher und verscheuchte mit seinem Narrenstab einen Gesellen, der einen winzigen brauchbaren Rest Safran von seiner Schulter in eine Schürze wischen wollte. »Danach sage ich dem Spezialisten Bescheid. Er wird froh sein, wenn er Euch entkommen darf.«
    Niesend, hustend, schnäuzend und spuckend verließ Fiorell die Küche, begleitet vom Gelächter der Kochpersonals. Perdór hatte sein Refugium erfolgreich verteidigt, wenn auch unter großen Verlusten.
    Nach einem letzten Lob an den Meister marschierte der König zuerst in sein Arbeitszimmer, um die Karte zu holen, und danach in das Besprechungszimmer, in dem er die Gäste erwarten wollte.
    Dieser fensterlose Raum lag mitten im Schlösschen, um ein Abhören unmöglich zu machen. Perdór nahm seit dem Debakel von Telmaran an, dass der Kabcar auf eine seltsame Art und Weise mit den Beobachtern kooperierte. Nur so war es möglich, dass er und sein Stratege von der Verlegung gewusst hatten, bevor die Befehle die Truppen des Geeinten Heeres überhaupt erreicht hatten. Auch die seltsamen Unfälle, die sich um die Anführer im Vorfeld ereigneten, erschienen in einem völlig anderen Licht. Seitdem duldete er keines der Wesen in seiner Nähe. Die Wachen erhielten die Anweisung, auf die Beobachter zu schießen, sollten sie sich dem Schlösschen annähern.
    Umständlich befestigte der Herrscher die Zeichnung Ulldarts mit Hilfe von Nadeln an der stoffverkleideten Wand und trat dann zurück, um aus der Entfernung einen Überblick zu erhalten.
    Dass die Tür aufschwang und die ersten Besucher eintrafen, bemerkte der in Gedanken versunkene Mann nicht; er drehte an den Löckchen seines Barts herum und grübelte.
    »Es ist erstaunlich, mit welcher Schnelligkeit die Soldaten des Kabcar vorankommen«, sagte ein Mann in seinem Rücken. Perdór erkannte die Stimme Moolpárs und drehte sich freudig zu seinem Gast um.
    Der hoch gewachsene Kensustrianer grüßte den Herrscher mit einer kaum merklichen Verbeugung, sein Famulus Vyvú ail Ra’az tat es ihm nach. Die beiden Anhänger der Kriegerkaste trugen wie immer ihre Rüstungen und Waffen, darunter die fließenden, weiten Gewänder, die beim Gehen fast kein Geräusch erzeugten. Das lange, grüne Haar trugen sie offen.
    »Wie schön, Euch beide zu sehen«, hieß der Ilfarit sie willkommen. »Ihr seid immer noch der Ältere von Euch beiden, nicht wahr?«
    Moolpár lächelte und zeigte dabei die eigentümlichen, sagenumwobenen Reißzähne, die bernsteinfarbenen Augen glommen auf. »Vyvú ail Ra’az wird zumindest mir gegenüber niemals die Gelegenheit erhalten, sich ›der Ältere‹ nennen zu können, auch wenn er sich noch so viel Mühe geben würde.« Sein Begleiter lächelte. »Ich muss eingestehen, dass Kensustria die Fähigkeiten des Kabcar, was die Eroberungen angeht, unterschätzt hat.« Er nickte wieder in Richtung der

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