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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Landkarte. »Wir dachten, die Kunst des Krieges würde auf dem Kontinent tot sein. Und nun scheint der junge Herrscher aus Tarpol sie besser zu beherrschen als jeder seiner Vorgänger.«
    Perdór schnalzte mit der Zunge. »Ärgerlich, unheimlich, nichtsdestotrotz den Tatsachen entsprechend«, lautete sein Urteil. »Mittlerweile hat sein ›Großreich‹, wie er es nennt, den historischen Gipfel erreicht. Niemals in der Geschichte Ulldarts besaß ein Kabcar so viel Land. Macht Euch das nicht nervös?«
    »Wenn es uns kalt ließe, wären Vyvú und ich nicht erschienen«, gab Moolpár zurück und setzte sich so, dass er die Eingangstür im Auge hatte. »Wie habt Ihr sie überzeugen können, den Verhandlungen beizuwohnen?«
    Der Herrscher lächelte verschmitzt. »Sie weiß nichts von Eurer Anwesenheit. Sonst würde diese Unterredung nur in einem sehr kleinen Kreis stattfinden.«
    Ein Lakai öffnete die Tür und gab den Weg für die erwartete Besucherin frei.
    Ein Traum aus dunkelroten Seidenstoffen, durchzogen mit Iurdum-, Gold- und Silberfäden, besetzt mit funkelnden Edelsteinen, umhüllte den braunen Körper von Alana II., der Regentin Tersions, die zusammen mit einem Gefolge eigener Dienerinnen den Raum betrat.
    Kostbare Metallreifen und -spangen schmückten ihre makellosen Arme, vom Wert des Geschmeides um den Hals der Regentin könnten drei Generationen unbeschwert leben. Ihr blanker Kopf wurde durch eine perlenbesetzte rote Samthaube verdeckt, Rubine schimmerten auf.
    Bei allem Prunk dienten die raffiniert arrangierten Accessoires und Gewänder lediglich dazu, die Person Alanas hervorzuheben. Nichts lenkte den Betrachter zu sehr ab, die Frau wurde zu einer Gesamterscheinung, wie sie beeindruckender nicht sein könnte.
    Die braunen Augen, deren Wirkung durch die schwarze Tusche auf den Lidern und die restliche Schminke zusätzlich betont wurde, verengten sich, als sie die beiden Kensustrianer entdeckte.
    Wie angewurzelt blieb sie stehen, der rechte Arm schoss ausgestreckt nach vorne, der Zeigefinger mit dem rasiermesserscharfen Fingernagel deutete auf Moolpár. »Ich habe ihn nicht erwartet, Perdór. Er geht doch hoffentlich gleich? Andernfalls werde ich wieder gehen müssen.«
    Der König absolvierte eine Verbeugung, obwohl es das Protokoll nicht unbedingt vorsah, auf Unverschämtheiten freundlich zu reagieren. »Auch ich bin erfreut, Euch zu sehen, Nachbarin.« Er deutete auf einen freien Sessel. »Nehmt Platz und hört Euch an, was ich Euch vorschlagen möchte.«
    »Hat es etwas mit Kensustria zu tun?«, verlangte sie schneidend zu wissen, ihr Arm senkte sich langsam, anmutig, elegant. Wie immer wirkte sie in ihren scheinbar genau geplanten, durchdachten Bewegungen wie eine Tänzerin.
    »Es hat etwas mit der Zukunft und dem Fortbestand von Tersion zu tun«, verbesserte Perdór in der Hoffnung, auf diese Weise ihre Neugier geweckt zu haben. »Es geht um den Kabcar von Tarpol.«
    »Und was haben sie damit zu tun?« Alana gab nicht auf. Mit herrlicher Arroganz würdigte sie die beiden Kensustrianer keines Blicks.
    »Sie sind hier, weil ich sie gebeten habe, anwesend zu sein«, wich der König aus und ging zum Angriff über, indem er die Hand der Regentin nahm und sie zu ihrem Platz führte. »Kommt, verehrte und geschätzte Nachbarin, hübschestes Wesen des Kontinents.«
    Die Frau reagierte darauf mit einem Schnauben, ließ sich aber den sanften Zwang gefallen. Die Dienerinnen scharten sich um sie und erfüllten Alana jeden Wunsch, den sie mit kaum wahrnehmbaren Gesten und Zeichen äußerte. Vom Einschenken des Getränks bis hin zur bequemen Lagerung der schlanken Beine unter dem Tisch auf dem Rücken eines der Mädchen.
    Perdór bemerkte einmal mehr, wie unterschiedlich die Kulturen auf dem Kontinent waren. Als er sich sicher war, dass alle Anwesenden ihm ungeteilte Aufmerksamkeit schenkten, erklärte er anhand der Karte leicht und schnell verständlich die Situation, in der sich Ulldart befand. Immer wieder wies er daraufhin, dass niemand vorhersagen konnte, was der junge Mann in Ulsar als Nächstes zu tun gedachte.
    »Ich weiß, dass man mir nachsagt, ich kümmerte mich nicht um die anderen Reiche, weil ich mich ohnehin mehr zum Kaiserreich Angor hin orientiere«, begann Alana. »Dennoch bin ich mir der Entwicklungen sehr wohl bewusst. Aber was sollte man dagegen unternehmen?«
    »Wir drei sind die Reiche, die noch unberührt von der Hand des Kabcar geblieben sind. Wenn wir uns zusammentun, kann das auch so

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