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Unter deutschen Betten

Unter deutschen Betten

Titel: Unter deutschen Betten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justyna Polanska
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wir dann wieder das, was wir am besten können: essen.
    Diesmal den Mitternachtssnack.
    Der besteht konsequenterweise wieder hauptsächlich aus verschiedenen Fleisch- und Wurstsorten.
     
    Am Ende tanzten die Gäste auf den Knien. Mein Vater war so betrunken, wie ich ihn noch nie gesehen hatte.
    Krawatten und Jacketts lagen unter den Tischen, daneben der ein oder andere Wodkasünder.
    Einer kotzte um vier Uhr noch auf die Treppe.
    Ab zwei hatte er eigentlich draußen auf ein Taxi warten wollen, aber die anderen holten ihn immer wieder »auf ein Ründchen« herein. Irgendwann bricht eben jeder …
     
    Um fünf Uhr waren wir durch.
    In jeder Hinsicht.
    Als wir heimkamen, machten wir noch die vielen Briefe und Umschläge auf, die wir bekommen hatten, um uns anschließend erschöpft und glücklich ins Bett fallen zu lassen.
     
    Am nächsten Tag würde es nur noch eine Etappe zu bewältigen geben.
     
    Das Resteessen.

Onkel Doktor
    E iner meiner Kunden ist Zahnarzt mit eigener Praxis. Mit seinem Hund Franz wohnt er in einer Vierzimmerwohnung.
    Franz ist ein Weimaraner, ein edles Tier.
    Weimaraner waren lange verschrien in Deutschland, weil sie früher die Spürhunde der SS-Offiziere waren. Aber diese Zeiten sind lange vorbei, und mittlerweile sind die schlanken silbergrauen oder schokobraunen Tiere mit den bernsteinfarbenen Augen wieder als »Adelshunde« in Mode.
     
    Natürlich hat der Herr Doktor einen Weimaraner.
     
    Franz sollte eigentlich nur »auf Probe« kommen. Offensichtlich ist die Probe gelungen, denn mittlerweile sauge ich seit einem Jahr jede Woche Berge von Hundehaaren von den fünfzehn Perserteppichen, die der Herr Doktor von Mama geschenkt bekommen hat.
     
    »Benannt ist er nach dem österreichischen Kaiser Franz-Josef. Kennen Sie den?«
    Nein, nicht persönlich. Aber ich bin Polin, und die österreichischen Kaiser haben sich selbst bis zu uns durchgesprochen.
     
    Aber der Herr Doktor meint sowieso immer, ich wäre ein bisschen unterbelichtet.
    Einmal fand ich im Badezimmer neue Handtücher mit dem Logo der Steigenberger Hotels.
    Offensichtlich hatte der Herr Doktor bei einem Zahnärztekongress ein paar mitgehen lassen. Das wollte ich nun doch genauer wissen:
Ich: Ach, wo haben Sie die denn her?
Er: Die habe ich aus dem Kempinski.
Ich: Aha …
Er: Kennen Sie Kempinski? Das ist eine internationale Hotelkette. Fünf Sterne plus.
Ich: Haben Sie mich gerade gefragt, ob ich Kempinski kenne?
Er: Ja, K-e-m-p-i-n-s-k-i. Das ist so wie … Na ja, die werden Sie auch nicht kennen … Hyatt? Marriott? Steigenberger?
    Hallo? Bin ich in der Kohlegrube aufgewachsen? Ist Polen auf dem Mond?
    Fahre ich vielleicht jeden Tag am Kempinksi in Frankfurt vorbei? Ja, ich kenne Kempinski. Die Hotelkette wurde von einem Polen gegründet. Deshalb auch der polnische Name. Schon mal aufgefallen?
    Und warum sollte ich Hyatt, Marriott und Co. nicht kennen?
    Doch vor allem: Hab ich die Handtücher geklaut oder der Herr Doktor?
     
    Er wurde mir damals von einem anderen Kunden empfohlen. Der meinte nur: »Ich hab da eine Putzstelle für Dich. Aber der Herr dort ist ziemlich pingelig.«
    Macht ja nichts, dachte ich, das bin ich auch. Kann ja passen.
    Also stellte ich mich vor.
     
    Beim ersten Treffen fragte mich der Herr Doktor, ob ich SMS schreiben könne.
    Ich weiß bis heute nicht, ob er eher dachte, ich könnte nicht schreiben, oder vielleicht annahm, ich hätte noch nie ein Handy gesehen.
    Wahrscheinlich war ihm beides nicht so klar.
    Nachdem ich diese Frage mit Ja beantworten konnte, nannte er mir einen Schlüsselcode für die Haustür.
    Offenbar brauchte man seiner Meinung nach die Kompetenz zum SMS-Schreiben, um die Schließanlage zu bedienen.
    Klar, wenn man noch nie eine SMS geschrieben hat, kriegt man das nicht hin. Es sind immerhin sechs Zahlen einzutippen. Mit einem Finger. Da stellt man schon besser eine gelernte SMS-Tipperin ein. Damit die Tür auch aufgeht.
    Denn was nutzt eine Putzfrau, die deshalb nicht in die Wohnung kommt, weil sie noch nie eine SMS getippt hat?
    Cleveres Bürschchen, der Herr Doktor.
     
    Er ist übrigens auch der beste Zahnarzt Deutschlands. Findet meine Schwester.
    Weil er mir großherzig angeboten hatte, dass wir jederzeit zur Behandlung kommen könnten, ging meine Schwester einmal hin, als sie starke Zahnschmerzen hatte.
     
    Nachdem sie zwei Stunden gewartet hatte, rief Herr Doktor sie herein.
Er: Frau Po… Podols… Sie, kommen Sie rein.
Sie: Hallo, Herr Doktor, wie geht’s?
Er:

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