Unter deutschen Betten
Wort darüber verloren.
Jetzt hatte ich meine Mutter komplett selbst bezahlt.
Wahrscheinlich hat der Doc seinen Freunden hinterher erzählt: »Meine Putzfrau ist zwar ’ne Zicke, aber immerhin korrekt.«
Ich hätte platzen können!
Danach mied er mich fünf Wochen lang. Nie war er in dieser Zeit zu Hause, wenn ich kam.
In der SMS-Korrespondenz ließen wir beide das sonst übliche »Liebe Grüße« demonstrativ weg.
Dann, ich putzte gerade das Bad, ging auf einmal die Wohnungstür auf.
»Oje, der Doktor kommt!«, dachte ich und hielt den Atem an.
Da rief es zuckersüß von der Eingangstür:
»Hallohooo!«
Ich rief »Hallo« zurück und putzte weiter.
Ein paar Minuten später betrat er das Bad. Ich schrubbte mittlerweile die Toilette. Er baute sich hinter mir auf und sprach mich mit tiefer und ernster Stimme an:
»Justyna …«
Das Herz rutschte mir in die Hose. »Jetzt«, dachte ich, »schmeißt er mich raus.« Ich hielt den Atem an.
»… Können Sie ab nächster Woche bei meinen Eltern putzen?«
»Was?!« Ich war völlig perplex.
»Meine Eltern brauchen eine Putzhilfe. Haben Sie noch Zeit?«
Darauf war ich nun so gar nicht vorbereitet gewesen. Ich hatte mir im Gegenteil schon zurechtgelegt, was ich ihm an den Kopf werfen würde, wenn er mir kündigte.
Dass er ein unsensibler Penner sei, eigensüchtig und gemein. Und dass er sich sein Geld sonst wohin schieben könnte. Und außerdem hätte ich es nicht nötig, mich so abzocken zu lassen.
Zwanghafter Korinthenkacker!
Aber das passte ja nun nicht mehr so gut …
Also stammelte ich einfach: »Ja, klar. Gerne.« Und war froh, dass er das Zittern in meiner Stimme nicht bemerkt hatte.
Später kam er in die Küche, wo ich gerade Franz streichelte.
»Na, ihr beiden, kuschelt ihr?«
Das war Herrn Doktors Art zu sagen, dass alles wieder gut war zwischen uns.
Wir waren wieder »Freunde«.
Ein komischer Kauz. Ich frage mich, wie seine Patienten mit ihm zurechtkommen.
Ob ich mal meine Schwester fragen soll?
Rentner ohne Zeit
E in süßes Rentnerehepaar rief mich an, weil sie eine Putzfrau suchten.
Beide um die 70.
Sie lebten in einem Riesenhaus. Ein Bungalow von gut und gerne 400 m 2 . Der Mann war ein bekannter Anwalt gewesen und hatte eine eigene Kanzlei gehabt. Bei meinem ersten Besuch zeigte mir seine Frau, was zu tun war.
Ich sollte jeden Mittwoch die Teppiche saugen, Küche und Bäder putzen, Betten neu beziehen, den Boden putzen und Staub wischen. Sechs Stunden. Zehn Euro pro Stunde.
Ich mochte die alte Dame sehr gerne, und ich wurde behandelt wie ein Teil der Familie. Jedes Mal, wenn ich am Mittag kam, saßen die beiden wie ein verliebtes Pärchen zusammen auf dem Biedermeier-Sofa. Nie gab es ein gekochtes Mittagessen, sondern immer Kaffee und Kuchen.
»Mittags immer nur eine Kleinigkeit, Jusytna, wissen Sie. Wir bewegen uns ja nicht mehr so viel.«
Zu Weihnachten und Ostern bekam ich ein kleines Geschenkpaket und etwas Geld, zur Hochzeit dasselbe. Wenn ich abends mit der Arbeit fertig war, fragte mich die Dame des Hauses immer ganz besorgt:
Sie: Frau Justyna, kann ich Ihnen nicht ein paar Brote einpacken?
Ich: Nein danke. Das ist sehr nett, aber ich bin gar nicht hungrig.
Sie: Aber Sie haben so einen langen Heimweg. Ein kleines belegtes Brot?!
Ich: Wirklich nicht, danke. Aber beim nächsten Mal esse ich wieder ein Stück Kuchen mit Ihnen.
Sie: Das tun Sie! Da freuen wir uns drauf.
Abgesehen davon, dass ich sie am liebsten einpacken und aufessen wollte, weil sie so süß waren, erschienen mir beide als aufmerksame und kultivierte Menschen.
Meine Schwester durfte auch kommen und mich bei Sonderaufgaben wie Fensterputzen unterstützen.
Es machte mir Spaß, bei ihnen zu arbeiten.
Bis eines Tages etwas geschah, das alles veränderte.
Beide haben im Oktober Geburtstag. In diesem Jahr wurden sie 70. Weil er seinen Geburtstag nicht an die große Glocke hängen wollte, hatten die beiden beschlossen, nur den der Frau zu feiern.
Und so fragte sie mich, ob ich ihnen bei der Feier in ihrem Haus helfen könne. Ich sollte Gläser und Geschirr spülen und ein wenig beim Auf- und Abdecken helfen.
Ich sagte gerne zu.
Um 12 Uhr mittags begann das Fest. Eine kleine Gesellschaft von drei weiteren Paaren und vier verwitweten Damen saß um den Wohnzimmertisch und ließ sich Kaviar-Schnittchen und Champagner schmecken.
Die Stimmung war gelöst, und man lachte viel.
Ich half in der
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