Unter die Haut: Ein romantischer SM-Roman (German Edition)
einen Bezug zu mir. Notfalls werde ich den eben herstellen müssen.“
Was er da gesagt hat, erleichtert sie und lässt sie freieren Herzens fortfahren.
„ Es ist eben so, dass ich schon einmal einen Teil meiner Lebensinhalte aufgegeben habe für einen Mann, von dem ich sicher war, er wäre der richtige für mich. Du wirst das nicht ganz verstehen können, aber meine Pferdezucht war so ein Teil von mir, den ich aufgab. Schließlich habe ich viele Jahre harte Arbeit, Leidenschaft und Energie darauf verwendet, damit so weit zu kommen, wie ich damals war. Abgesehen davon und von dem Erfolg, den ich hatte, liebte ich das Leben mit den Tieren auf dem Lande. Ich bin absolut kein Stadtmensch, bin unglücklich, wenn ich in Häuserschluchten leben muss, keinen freien Himmel über mir habe, keinen Platz um mich herum, kein Grün vor der Nase. Krasser hätte der Wechsel für mich nicht sein können, und kaum hatte ich mich mühsam mit der Sache arrangiert, musste ich feststellen, dass er mich gnadenlos und ausdauernd betrog. Er tat das völlig selbstverständlich, gab sich nicht einmal die Mühe, es besonders zu verbergen, behauptete, er bräuchte das eben einfach, es täte seiner Liebe zu mir aber absolut keinen Abbruch. Da saß ich dann, allein in seinem schicken, großstädtischen kahlen Loft zwischen lauter teuren Designermöbeln als einzige lebendige Staffage und wartete auf ihn. Nächtelang! Bis mir der Kragen platzte und ich flüchtete. Zunächst zu meinen Eltern aufs Land, um durchzuatmen, dann in den kleinen Vorort, wo ich heute noch meine Wohnung habe. Mein altes Leben konnte ich nicht wieder aufnehmen damals, alles war verkauft, die Brücken abgebrochen. Du kannst dir vielleicht vorstellen, dass ich schwer Zutrauen finden kann in Beziehungen, zumal dann, wenn ich die Befürchtung habe, erneut etwas opfern zu müssen.“
Georg hat einfach nur aufmerksam zugehört und sich verkniffen, dazwischenzureden, bis sie geendet hat. Juliette fühlt sich nicht gut und fühlt sich noch schlechter, als sie wahrnimmt, mit welchem Ernst er nun antwortet.
„ Deine Geschichte, Juliette, ist deine persönliche Katastrophe, und ich kann nachvollziehen, woher deine Ängste vor einer neuen Bindung rühren. Weißt du, wir sind in unserem Alter alle keine unbeschriebenen Blätter mehr, jeder von uns hat seine mehr oder weniger verarbeiteten Traumata, viele bringen schwere Hypotheken mit in neue Partnerschaften. Gerade dann, wenn eine Geschichte alltäglich ist, so dass sie jedem jederzeit wieder passieren kann, ist es schwierig, darauf zu vertrauen, dass es einen Schutz vor Wiederholungen geben kann. Ich traue mir aber durchaus zu, dir das Vertrauen in ein Leben mit mir geben zu können, denn ich bin kampferprobt und ich habe auch lernen müssen, nicht jeden Kampf gegen die Vergangenheit gewinnen zu können. Mein Optimismus aber ist mir dennoch nie dauerhaft abhanden gekommen.“
„ Susanna hat mir eine sehr unglücklich verlaufene Geschichte angedeutet, ohne viel zu sagen“, erwidert Juliette. „Magst du mir jetzt schon Genaueres erzählen?“
Sie ist froh, so davongekommen zu sein, froh, nun von sich ablenken zu können.
Georg nimmt einen sehr tiefen Zug aus seinem Weinglas, reibt sich die Stirn, richtet sich auf, scheint sich entschlossen zu haben, als er fortfährt.
„ Sabine war schon einige Jahre lang mit ihrem damaligen Mann zusammen gewesen. Gewisse sadomasochistische Praktiken waren zwischen den beiden gang und gäbe. Nach und nach uferte die Sache aus, denn er fand nichts aufregender, als zuzusehen, wie andere Männer sie nahmen. Immer häufiger verlieh er sie, war jedes Mal dabei, achtete auf sie. Sie hatte Spaß an der Sache, fühlte sich gut aufgehoben. Irgendwann eskalierte alles, weil er in gewissen Internet-Foren auf die Geschichte mit den Parkplatztreffen stieß, die ihn faszinierte. Die Idee, sie absolut unbekannten Netzkontakten an fest ausgemachten Orten, die den Extra-Kick des leichten Entdecktwerdens dazubrachten, zu überlassen, wurde zur lang diskutierten Lieblingsphantasie der beiden. Eines Tages setzten sie dieses Kopfkino in die Realität um. Sie ließ einen Gangbang mit fünf fremden Männern über sich ergehen, war sich hinterher gar nicht mehr sicher, ob es wirklich das war, was sie gewollt hatte, sah aber seine extreme Erregung an der Umsetzung dieser Phantasie als ausreichenden Anlass, sich wieder und wieder auf diese Spielchen einzulassen. Er ließ sie nicht im Unklaren darüber, wie sehr die
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