Unter die Haut: Ein romantischer SM-Roman (German Edition)
unangenehmen Geschichte, nicht ohne sehr deutlich hervorzuheben, dass sie zwar damals erschüttert gewesen ist, solche Dinge aber in dem Geschäft durchaus an der Tagesordnung sind.
„ Fernando und ich haben uns öfter in Zuchtschau-Konkurrenzen gegenüber gestanden. Dass er schlecht verlieren kann, wusste ich, hielt ihn aber so lange für integer, bis ich den Beweis für die Schweinerei erstmals selbst vor Augen und das Ergebnis am eigenen Leib erfahren hatte. Ihm war das damals schon peinlich, das war offenkundig für mich und ich denke, er hat dieses Ertapptwerden verdrängt. Mir war spätestens seit dem gemeinsamen Ausritt klar, dass er ahnte, mit wem er es zu tun hat.“
„ Es muss sein verdammter Stolz sein“, überlegt Georg, „der ihn zum derart schlechten Verlierer macht. Eigentlich ist er ein anständiger Kerl, aber das ist seine Achillesferse.“
„ Ja, siehst du, und weil ich solche Achillesfersen nicht gut akzeptieren kann, musstest du dir wirklich nie Sorgen machen, er könne ein Gegner für dich sein im Zusammenhang mit mir, ausgerechnet mit mir!“, erklärt sie. „Jeder von uns hat seine schwachen Stellen. Allerdings ist es sehr unangenehm, mit ihnen ganz unverhofft konfrontiert zu werden. Ich weiß gar nicht, wem von uns die Sache letztlich peinlicher ist, und möchte gern einen Schwamm darüber machen.“
„ Na, ganz so leicht werde ich ihn mit dieser Sache trotzdem nicht davonkommen lassen. Ich wäre mir nämlich nicht sicher, dass er in Zukunft anders handeln würde. Und es macht mich wütend, ausgerechnet im Zusammenhang mit dir auf diese Züge stoßen zu müssen!“
„ Ach, Georg, das ist so lange her“, beschwichtigt Juliette, „du musst da jetzt kein Fass mehr aufmachen und mit einem deiner besten Freunde in Streit geraten.“ Ein Blick in sein Gesicht genügt ihr, um sicher zu sein, dass für ihn das Thema durchaus nicht ausgestanden ist, obwohl er es vorerst hintanzustellen scheint.
„ Aber, sag mal, die Erinnerung an etwas, was du so abgeklärt sehen kannst, wird doch vorhin nicht dazu geführt haben, dass du ihm da heulend am Hals hingst, nicht wahr? Da ist doch viel mehr, oder? Und das will ich wissen, denn da trägst du offenbar eine alte Wunde mit dir herum, die uns beiden unverheilt im Wege steht.“ Georg hilft ihr wieder in ihr Kleid, als er bemerkt, dass sie jetzt fröstelt.
„ Es ist ja schon eine etwas seltsame Situation, dass ich dir das hier auf der Streckbank hockend erzählen soll. Lieber wäre mir das etwas entspannter in meinem Bett, mit einer Zigarette und einem Glas Wein. Meinst du, das lässt sich einrichten?“
„ Meine Güte, ja, entschuldige, Lebensbeichten soll man in gemütlicher Atmosphäre ablegen“, lacht Georg, hebt sie von der Bank und nimmt sie bei der Hand, um mit ihr zum Haus hinüberzugehen.
Der Garten ist mittlerweile leer und aufgeräumt, ein frischer Wind ist aufgekommen und lässt die Lampions wild in den Ästen schaukeln, treibt düstere Wolkenfetzen vor den Mond, der deutlich erkennbar abnehmend über dem Wäldchen steht. Die Terrassentür ist verschlossen, was Juliette für einen Moment wieder bewusst macht, dass nicht mehr alles so friedlich ist, wie es während der ersten Tage gewesen ist. Georg hat einen Schlüssel, und sie ist froh, aus dem kalten Zug herauszukommen.
Die Wärme des Tages hat sich in ihrem Zimmer noch gehalten und tut gut, als sie sich in ihrem Bad umzieht, während er etwas zu trinken besorgt. In einen großen weißen Frottébademantel gewickelt macht sie es sich beim sanften Licht der kleinen Nachttischlampen auf ihrem Bett bequem.
Juliette ringt mit sich, wie viel sie ihm, wie genau sie erzählen soll. Der eigentliche Hintergrund für die „halbe Wahrheit“, die sie beschließt, ihm zu eröffnen, wird die ganze Sache nicht vollkommen nachvollziehbar machen. Das ist ihr klar. Sie geht das Risiko ein, hofft auf eine weitere, spätere Gelegenheit, sich selbst und ihm die Chance zu geben, wirklich fertig zu werden mit den Schatten der Vergangenheit. Schneller und brutaler, als ihr lieb sein kann, wird sie diese Gelegenheit bekommen.
„ Weißt du, eigentlich ist es von außen besehen ziemlich unspektakulär, was ich zu berichten habe“, beginnt sie und dreht ihr Glas in den Händen, „vielleicht ist es für dich auch wenig nachvollziehbar, weil dir einfach der Bezug fehlt.“
„ Das lass mal meine Sorge sein“, fällt er ihr etwas empört ins Wort, „und wenn es für dich wichtig ist, hat es auch
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