Unter die Haut: Ein romantischer SM-Roman (German Edition)
Donner ist so laut, dass sie das Gefühl hat, das alte Haus werde buchstäblich in seinen Grundfesten erschüttert. Wieder und wieder hört sie die Hunde anschlagen, bis Fernando sie hereinruft, sicher um sie vor dem fürchterlichen Wetter zu schützen.
Auch Georgs Schlaf ist nicht tief, immer wieder wälzt er sich herum, greift nach ihr, hält sie fest.
Sie wundert sich zunehmend, dass der Sturm nicht in der Lage scheint, das Inferno am Himmel ins Landesinnere weiterzutreiben. Ungewöhnlich lange, schon seit Stunden nun, hält sich das Zentrum über ihnen. Langsam beginnt es zu dämmern.
Juliette hat eigentlich keine Angst vor Naturgewalten, ist ausgestattet mit einem gelassenen Grundvertrauen darin, dass es sich verziehen wird, ohne größeren Schaden anzurichten, bemüht sich immer wieder, einzuschlafen, den Lärm zu überhören, kann aber mehr als einen gespannten Halbschlaf dennoch nicht erreichen.
Entsprechend schnell ist sie hellwac h, als sie Lydias sich überschlagende, panische Stimme hört.
„ Feuer, Feuer! Der Blitz hat eingeschlagen!“
Georg ist gleichzeitig auf den Beinen, beide sind in Windeseile in Hosen, Stiefeln und Jacken, schon auf dem Weg nach unten in die Halle, wo fast zeitgleich alle Freunde zusammengelaufen sind, die große schwere Eingangstür schon schwer im Sturm schlägt, Fernando als Erster auf dem Wege zum Stall die Männer um Hilfe ruft.
Sofort erkennt Juliette die aus dem Stalldach schlagenden Flammen.
Aus jeder Heuluke quillt dichter Rauch, grelle orangefarbene Flammen, vom Wind angefachte Funken lassen keinen Zweifel daran, dass der gesamte Heuboden lichterloh brennt.
Die Pferde! Allein der Gedanke lässt Juliettes Adrenalinspiegel derart hochschießen, dass sie für einen Moment das Gefühl hat, es zöge ihr die Beine unter dem Leib weg. Gemeinsam mit Fernando, Georg, Robert und Daniel stürzt sie auf die verschlossene Stalltür zu.
Jetzt ist es so weit! Jetzt kriege ich dich, Schweinehund!, beschließt sie.
Juliette atmet tief durch. Beinahe hätte die Erinnerung sie gezwungen, umzukehren, wegzulaufen. Heute nicht! Heute wird sie sich zwingen, sich zu stellen, wissend, was auf sie zukommt. Sie wird hinsehen und sie wird handeln. Und sie wird dem alten Dämon in sich die Köpfe abschlagen, ihn endlich besiegen.
Robert muss Fernando die Schlüssel aus der Hand reißen, zu fahrig sind dessen Handbewegungen.
Das Öffnen der Türen entlässt eine dunkle Rauchwolke nach draußen. Mit einem Blick wird die kritische Situation erkennbar. Die Abwurfluke über dem Stallgang bietet den Blick auf ein Flammenmeer, die steinerne Decke hält noch, der gesamte Stall aber ist schon mit beißendem, undurchdringlichem schwarzem Rauch gefüllt.
Die Pferde stehen bewegungslos in den Boxen. Juliette weiß, dass es schnell gehen muss. Sie weiß, dass die Tiere immer wieder zurück in ihre als schützend empfundenen Umgebung laufen würden, wenn man einfach nur die Boxen öffnen und hoffen würde, sie würden den Stall allein verlassen.
Juliette zieht den Kragen ihres Rollkragenpullovers über Mund und Nase, tastet sich nur beim Licht der Flammen über sich zu Diegos Box, greift sich im Türöffnen sein Halfter. Die Augen brennen, die Knie werden wieder weich, sie versucht, ihre Atemzüge so flach wie möglich zu halten, realisiert Georg bei Ovido, Fernando bei seiner Stute.
Mit sicherem Griff zieht sie dem Hengst das Halfter über die Ohren, dann läuft sie mit ihm die paar Meter hinaus, Georg und Fernando folgen mit den anderen Pferden. Keinen Moment zu früh! Hinter ihnen kracht der erste brennende Heuballen auf die Stallgasse.
Die Pferde sind wie paralysiert, keines rührt sich, draußen auf dem Hof, in Sicherheit.
Juliette steht schwer atmend, gebückt, die Hände auf die Knie gestützt neben dem Hengst, lehnt sich an seine Schulter und sieht ein wenig Blut unter ihrer Hand hervorquellen. Nein! Es ist nicht wie damals!, ruft sie sich zur Ordnung. Ich habe mir nur das verletzte Knie etwas angestoßen!
Sie richtet sich auf, strafft sich, als ihre Augen Georgs treffen. Jetzt, in diesem Moment, ist sie sicher, angekommen zu sein. Sie weiß, sobald dieses Chaos hier in geordnete Bahnen gelenkt ist, wird sie mit ihm reden.
Er hebt den rechten Daumen: Alles okay!
Blaulicht erhellt die Szene. Lydias Anruf hat in erstaunlicher Geschwindigkeit die Ortsfeuerwehr aus den Betten geklingelt. Diszipliniert arbeiten die Männer, schnell sind die Rohre auf die Luken gerichtet.
„ Auf die
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