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Unter die Haut: Roman (German Edition)

Unter die Haut: Roman (German Edition)

Titel: Unter die Haut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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»hab ich auch schon gemacht.«
    »Saft ist wunderbar.« Sie legte zwei Sets auf den kleinen Tisch und deckte für sie beide. Sie hatte bereits den Orangensaft und die Salz- und Pfefferstreuer geholt und hingestellt und faltete gerade die Servietten, um sie neben die Teller zu legen, als Vincent mit einem Teller kam, auf dem sich gebratene Champignons, Rührei und Bratkartoffeln häuften. Sie setzten sich und schoben ihr Gespräch in stiller Übereinkunft auf, bis sie gegessen hatten.
    »Ich hole den Kaffee«, sagte Vincent und schob seinen Stuhl zurück. »Bist du fertig? Dann gib mir deinen Teller.« Er trug den kleinen Stapel Geschirr zurück in die Küche. »Vielleicht solltest du bei mir einziehen«, rief er lässig und erschien einen Moment später mit der Kaffeekanne in der Hand wieder in der Tür. Am Zeigefinger seiner anderen Hand baumelten zwei Becher.
    Ivy, die noch am Tisch saß, starrte ihn verblüfft an, und Vincent ließ unbehaglich die Schultern kreisen. Na gut, das war vielleicht ein bisschen unvermittelt gewesen, und er hatte auch nicht erwartet, dass sie sein Angebot sofort begeistert annehmen würde, aber genauso wenig hatte er damit gerechnet, dass es sie so sehr aus der Fassung bringen würde. »Sag doch was«, knurrte er und stellte Kanne und Becher unsanft ab. Er setzte sich rittlings auf den Stuhl ihr gegenüber. »Nein, lass es mich erst erklären -«
    »Ich soll bei dir einziehen?«, krächzte sie.
    »Es ist sinnvoll, Ivy, wenn du darüber nachdenkst.« Er sprach schnell weiter, um einer ablehnenden Antwort zuvorzukommen. »Hier wärst du sicherer. Wir können bei deinem Telefon eine Rufumleitung einrichten, damit alle deine Anrufe hier ankommen, ohne dass die Nummer geändert werden muss. Niemand wüsste, dass sie nicht in deiner Wohnung landen.« An ihrem Gesichtsausdruck hatte sich nicht das Geringste geändert, und Vincent fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Hör mal«, sagte er eindringlich, »es macht mir Sorgen, dass dieser Kerl es geschafft hat, deine Nummer rauszukriegen, obwohl sie nicht eingetragen ist. Das gefällt mir nicht. Verdammt noch mal, wenn er das fertig bringt, dann kennt er inzwischen vermutlich auch deine Adresse. Wenn du bei mir einziehst, findet er dich wenigstens nicht in deiner Wohnung, falls er so weit geht und hier aufkreuzt.« Das klang etwas wirr, aber er hoffte, dass sie verstand, worauf er hinauswollte.
    »Du willst also, dass ich bei dir einziehe, damit ich in Sicherheit bin«, stellte sie nüchtern fest.
    Er hätte beinahe ja gesagt, die Versuchung war allzu groß. Das wäre das Einfachste gewesen, eine Möglichkeit, sich davor zu schützen, etwas zu sagen, das als Bekenntnis ausgelegt werden konnte – eine Möglichkeit, seinen Stolz zu retten, falls sie ihm ins Gesicht lachte und sagte, das könne er vergessen. Aber dann sah er ihr in die Augen, bemerkte, wie unnatürlich aufrecht sie sich hielt, und ganz tief in seinem Inneren wusste er, dass er damit den letzten Rest an Glaubwürdigkeit verlieren würde, den er für sie noch besaß.
    Sie hatte ihren Stolz häufiger geopfert, als Vincent es verdiente, indem sie zuerst geschworen hatte, sie würde ihn nie mehr so nah an sich heranlassen, dass er sie verletzen konnte, und dann eine Kehrtwendung gemacht und sich selbst verraten hatte, als sie ihn wieder in ihr Leben ließ. Und er hatte es ihr damit vergolten, dass er sie mehr als einmal zum Weinen gebracht hatte. Zumindest war er ihr jetzt eine ehrliche Antwort schuldig.
    »Zum Teil«, gab er zu. Er schenkte Kaffee in einen der Becher und schob ihn über den Tisch zu ihr. »Zu einem großen Teil, aber du weißt verdammt gut, dass das nicht alles ist.«
    Er zögerte, als Ivy ihren Becher mit beiden Händen umklammerte und ihn mit großen ernsten Augen ansah. Er schämte sich ein wenig dafür, dass er sie am liebsten dazu überreden würde, bei ihm einzuziehen, ohne ihr zu sagen, wie viel es ihm bedeutete. Er war ihr eine ehrliche Antwort schuldig, ja. Aber nicht, wenn der Preis dafür war, dass er sich in eine Situation hineinmanövrierte, die es wieder jemandem erlauben würde, auf seinen Gefühlen herumzutrampeln. Schließlich holte er tief Luft und sagte: »Ich will neben dir in meinem Bett aufwachen. Ich will die Hand ausstrecken und dich berühren, wann immer mir danach ist. Ich will mehr über dich wissen – was du gerne isst, deine Lieblingsfarbe, ob du Hunde oder Katzen lieber magst.«
    Noch immer gab sie keine Antwort, und er kämpfte

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