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Unter die Haut: Roman (German Edition)

Unter die Haut: Roman (German Edition)

Titel: Unter die Haut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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ungläubig gerufen, als sie ihm mit sich überschlagender Stimme von dem Anruf berichtet hatte. Es folgte eine Reihe Flüche, dann: »Bleib, wo du bist, ich komme nach Hause. Mach kein Licht an, und bleib von den Fenstern und der Tür weg, bis ich da bin, hast du verstanden?«
    Vincent ließ die Jalousie los und drehte sich wieder zu ihr um. »Wahrscheinlich ist alles in Ordnung, ich kann niemanden sehen«, sagte er, und dann holte er tief Luft und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Sich innerlich gegen die zu erwartende Auseinandersetzung wappnend, sah er Ivy durch den Raum hinweg an und sagte im Befehlston: »Pack das Nötigste zusammen. Du bleibst heute Nacht bei mir.«
    Ivy hatte nicht im Entferntesten die Absicht, ihm zu widersprechen. Mit einem knappen Nicken machte sie kehrt und verließ wortlos das Zimmer. In ihrem Schlafzimmer warf sie Unterwäsche und Kleider für den kommenden Tag in eine Tasche, dann drehte sie sich um und betrachtete nachdenklich die Schale mit den Kondomen. Nach Hause, hatte er gesagt. Zweimal. Er hatte hartnäckig behauptet, dass er nur an ihrem Körper interessiert sei. Sein Verhalten und seine spontan geäußerten Worte schienen jedoch etwas ganz anderes auszudrücken.
    Oder interpretierte sie zu viel hinein? Ach zum Teufel, und wenn schon, wen kümmerte es? Sie hatte es satt, gegen die Bedürfnisse anzukämpfen, die er in ihr weckte, und insbesondere heute Nacht könnte sie ein bisschen Körperkontakt gut brauchen, um sich wieder wie ein ganzer Mensch zu fühlen. Sie nahm ein paar Kondome und stopfte sie in die Seitentasche ihres kleinen Koffers.
    Dann ging sie zurück ins Wohnzimmer zu Vincent. Er streckte die Hand aus, um ihr das Köfferchen abzunehmen, legte ihr die andere Hand leicht auf den Rücken und geleitete sie aus ihrer Wohnung.
     
    Vincent beobachtete Ivy mit wachsender Verblüffung, als sie kurze Zeit später schweigend auf seinem Sofa saß. Er hatte gegen so gut wie jede Verkehrsregel verstoßen, um so schnell wie möglich zu ihr nach Hause zu kommen. Und während der ganzen Fahrt hatte er erwartet, an der Tür mit einem ärgerlichen oder panischen Wortschwall empfangen zu werden, mit wütenden Fragen, wie der Vergewaltiger ihre Geheimnummer herausbekommen hatte. Zumindest hatte er erwartet, Ivy in einem Zustand nervöser Zerfahrenheit zu sehen, wie an dem Tag nach ihrem Gesangsauftritt, an dem sie die Karte erhalten hatte.
    Stattdessen hatte sie kaum etwas gesagt, seit er über ihre Schwelle getreten war. Keine Tränen, keine Wut, überhaupt keine Reaktion, die ihm einen Hinweis hätte geben können, was er nun tun sollte. Das sah Ivy gar nicht ähnlich, und es fing an, ihn nervös zu machen.
    Er sah sie an, wie sie da vor ihm saß, merkwürdig still in ihrem dünnen Kimono mit Blumenmuster, die bloßen Füße mit eingezogenen Zehen übereinander gestellt, und mit gesenktem Kopf auf ihre ineinander verkrampften Hände in ihrem Schoß starrte. Sie wirkte wie gelähmt, und Vincent wusste nicht, ob er sie einfach ins Bett bringen und sich am nächsten Morgen mit dem Problem beschäftigen sollte oder ob er alles aus ihr herauspressen sollte, so wie man eine eiternde Wunde öffnete, um Linderung zu schaffen. Gott allein wusste, was in ihrem Kopf vor sich ging. Dann bemerkte er, wie straff sich die Haut über ihren Wangen und an ihrem Kiefer spannte und traf rasch eine Entscheidung. Zum Teufel damit, was sie vermutlich nötiger brauchte als alles andere, waren ein paar Stunden ungestörter Schlaf. Er konnte morgen früh wieder in seine Rolle als Polizist schlüpfen – heute Nacht würde er einfach nur ihr Freund sein.
    Er streckte die Hand aus, und mit ungewohnter Nachgiebigkeit ließ Ivy es zu, dass er sie hochzog und durch den Flur in sein Schlafzimmer führte.
    Er ließ ihre Hand los, stellte das Köfferchen, das er mit ins Schlafzimmer genommen hatte, auf der Kommode ab und ging durchs Zimmer, um die Bettdecke zurückzuschlagen. Er schüttelte ein Kissen auf und drehte sich wieder zu ihr um. Der Anblick, der sich ihm bot, ließ ihn mitten in der Bewegung erstarren.
    Sie hatte ihren Kimono auf den Boden fallen lassen, und jetzt stand sie vor der Kommode und wühlte in ihrem Köfferchen. Das Einzige, was ihre Blöße bedeckte, war ein kurzes smaragdgrünes Satinnachthemd. Er konnte den Blick nicht davon abwenden und musste ein paarmal hart schlucken.
    Kurz war eigentlich noch übertrieben. Auf der anderen Seite des Zimmers stand eine ein Meter achtzig große

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