Unter die Haut: Roman (German Edition)
Frau, die ihm den Rücken zukehrte und einen Hauch Satin trug, der höchstwahrscheinlich für eine durchschnittlich große Frau gedacht war. Das Hemd hatte schmale Träger und einen tiefen V-Ausschnitt und endete knapp unterhalb ihres wohlgerundeten Hinterteils, das es schmeichelnd umfloss. Es ließ viel von ihrer zarten blassen Haut und ihren langen, wunderbaren Beinen sehen. Als sie sich umdrehte, sah er, dass es vorne ebenfalls einen tiefen V-Ausschnitt hatte. Für dieses Kleidungsstück konnten nicht mehr Stoff als im Wert von zwei Dollar verarbeitet worden sein.
Ivy registrierte mit Befriedigung, dass seine Augen förmlich an ihrem Körper klebten, als sie durch den Raum auf ihn zuging, und kam zu dem Schluss, dass es nicht allzu kompliziert sein dürfte, ihn zu verführen. Das war gut, weil sie ihn heute Nacht nämlich wirklich brauchte.
Seit dem Moment, in dem sie sich wieder so weit im Griff gehabt hatte, um Vincent im Krankenhaus anzurufen, hatte sie das merkwürdige Gefühl, geschrumpft zu sein. Der Anruf hatte bei ihr das Bedürfnis ausgelöst, sich in sich selbst zurückzuziehen, sich so klein und unauffällig wie möglich zu machen … als ob sie auf diese Weise ein weniger leicht zu treffendes Ziel abgeben würde. Es war beunruhigend, sich plötzlich nicht mehr als vollständige Person zu empfinden. Sie fühlte sich, als wäre heute Nacht ein Teil ihrer Identität verloren gegangen, und sie wollte sich in leidenschaftlichem Sex verlieren, um ihn wiederzugewinnen. Oder zumindest irgendetwas wiederzugewinnen. Etwas, das dieser Anruf ihr geraubt hatte.
Vincent war so in die Betrachtung der Bewegungen ihres Körpers unter diesem Nichts von Nachthemd versunken, dass er überhaupt nicht darauf vorbereitet war, als sie sich plötzlich in seine Arme warf.
Ihr Gewicht brachte ihn ins Stolpern, und sie fielen nach hinten und landeten ineinander verschlungen auf der Matratze. Die unnatürliche Apathie, die von Ivy Besitz ergriffen hatte, war wie weggeblasen. Sie umfasste Vincents stoppelige Wangen und küsste ihn voll heftigem Verlangen: seinen Mund, seine Augen, seinen Hals. Sie drückte ihn auf den Rücken und ließ sich auf ihn gleiten, lustvoll rieb sie sich an seiner Brust. Mit flatternden Händen bahnte sie einen Weg für ihren Mund, bedeckte seinen Hals mit Küssen, knabberte an seiner Haut, fuhr mit der Zunge darüber. Als sie bei seinem Schlüsselbein ankam, hatte sie in ihrer Hast, seine Brust zu entblößen, bereits zwei Knöpfe von seinem Hemd gerissen.
Vincent fasste mit beiden Händen in ihre Haare und schlang seine Beine um die ihren in dem Versuch, ihrem Angriff wenigstens ein bisschen Einhalt zu gebieten. Obwohl ihn die Empfindungen, die auf ihn einstürmten – der Geruch einer erregten Frau, nackte Haut und glatter Satin, die über seine Brust strichen, ein heißer, feuchter Frauenkörper, der sich gegen seine beinahe schmerzhaft harte Erektion presste -, aufs Äußerste erregten, verspürte er gleichzeitig ein leichtes Unbehagen. An der Art, wie sie seinen Körper zum Lodern brachte, war etwas Verzweifeltes, das ihm merkwürdig unpersönlich vorkam. Ihr Mund trieb ihn zum Wahnsinn, die feuchten Küsse, die mit heiserer Stimme geflüsterten Worte, die von Begehren und Verlangen sprachen, und dennoch … sie schienen nicht direkt an ihn gerichtet zu sein. Kein einziges Mal sagte sie seinen Namen.
»Warte«, sagte er rau. Er rollte sie auf den Rücken, beugte sich über sie und packte ihre Hände, als sie nach ihm griff, um sie auf die Matratze zu pressen. »Ivy, warte einen Moment.«
»Nein«, wimmerte sie und wand sich unter ihm in dem Bestreben, ihm näher zu kommen, immer noch näher. »Liebe mich. Bitte.« Sie hob den Kopf und drückte ihre heißen geöffneten Lippen wieder und wieder auf seine Wange. »Liebe mich.«
Er wollte es ja. Oh, wie sehr er es wollte, aber er musste ganz sicher sein … »Wie heiße ich?«, stieß er hervor.
»Was?« Sie ließ den Kopf aufs Kissen sinken und sah ihn verwirrt an. »Wie du …? Du … heißt Vincent.«
Die Seitensprünge seiner Exfrau hatten Vincent darauf konditioniert, misstrauisch zu sein, und Ivys Zögern kam ihm verdammt lange vor. Mit einem Schlag war sein Verlangen verschwunden, als hätte ihm jemand einen Kübel Wasser über den Kopf geschüttet. »Jeder würde es tun«, flüsterte er fassungslos und richtete sich auf den Armen auf. Mit einem anklagenden Funkeln in seinen schwarzen Augen sah er auf sie hinunter. »Nicht wahr, Ivy?«,
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