Unter die Haut: Roman (German Edition)
Sekunde, in der ich dich zum ersten Mal gesehen habe, der Fantasie nachhänge, dich mit Handschellen ans Kopfende meines Betts zu fesseln und mich auf jede erdenkliche Art über dich herzumachen? Und das nach drei Jahren Zölibat, in denen ich über Wochen nicht einmal einen Gedanken an Sex verschwendet habe.«
»Ich kann nicht mehr viele von deinen Stimmungsumschwüngen ertragen«, sagte Ivy. Sie wischte sich verstohlen die Tränen von den Wangen, warf ihm einen kurzen Blick über die Schulter zu und drehte sich dann wieder weg. »Am einen Tag schläfst du mit mir und am nächsten ignorierst du mich«, sagte sie verbittert. »Dann bedrängst du mich mit allen möglichen Mitteln, aber wenn ich dir gebe, was du willst – oder, Gott bewahre, es wage, selbst die Initiative zu ergreifen -, bekomme ich entweder zu hören, dass ich nicht weiß, mit wem ich zusammen bin, oder dass ich eine Hure bin.«
Vincent zuckte zusammen. »Ich weiß«, sagte er und strich mit seinen Händen an ihren Armen auf und ab. »Ich habe mich wie ein Verrückter aufgeführt -«
»Du vertraust mir nicht – das ist es, worauf es letzten Endes hinausläuft. Wie sollen wir weitermachen, wenn kein Vertrauen zwischen uns herrscht?«
»Es liegt nicht an dir, Ivy«, versicherte er ihr. Dann fügte er mit schmerzlicher Aufrichtigkeit hinzu: »I-ich … ich bin nicht sicher, ob ich überhaupt noch in der Lage bin, jemandem zu vertrauen. Ich glaube, diese Fähigkeit habe ich irgendwann verloren.«
»Du meinst, du hast sie dir von deiner Ex rauben lassen!«
Seine Hände packten unwillkürlich ihre Schultern; er musste sich dazu zwingen, seinen Griff wieder zu lockern. »Das stimmt wahrscheinlich. Aber ich werde sie zurückgewinnen«, versprach er und drehte Ivy zu sich herum. Er sah zu, wie der Wasserstrahl den Schaum von ihren Schultern spülte, bevor er ihr in die Augen blickte.
»Keith hat mal gesagt, LaDonna hätte mich um den Verstand gebracht, und vermutlich hat er damit ins Schwarze getroffen, auch wenn ich es damals nicht zugeben wollte. Aber ich verspreche dir, dass ich dich in Zukunft nicht mehr damit quälen werde.« Er strich ihre nassen Haare zurück und nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände, küsste ihre Augenlider, die Schatten unter ihren Wangenknochen, ihre Schläfen. Dann sah er in ihre Augen, die der Gefühlsaufruhr, in dem sie sich befand, hellgrün funkeln ließ, und sagte: »Ich will nicht, dass du gehst, Ivy. Bitte. Sag, dass du bleibst, und ich tue alles, damit du es nicht bereust.«
Dann küsste er sie, und Ivy wusste, dass sie ihm alles geben würde, was er wollte. Ein winzig kleiner Teil von ihr hätte gern noch länger an ihrem Groll festgehalten – und sei es auch nur, um sich selbst zu beweisen, dass sie über die Willensstärke verfügte, sich nicht von ihrer Lust manipulieren zu lassen wie ein Teenager, der sich zum ersten Mal verliebt hat. Aber sein Mund war heiß, seine Zunge erfahren, und sie wollte sich nur zu gern überzeugen lassen.
Sie hob die Arme und legte die Hände an seine Wangen, ein kleiner wohliger Schauer durchfuhr sie, als sie die glatt rasierte Haut unter ihren Fingern spürte.
Aus Vincents Kehle stieg ein heiserer Laut, und er wirbelte sie herum und drückte sie gegen die warme, nasse Wand. Der Strahl der Dusche prasselte auf sie nieder, und Vincent tastete nach dem Hahn und stellte das Wasser ab.
Ivy spürte die Bewegung seiner Wangen unter ihren Händen, als er ihren Mund mit seinen Lippen verschloss, sie nahm den Geschmack seiner forschenden Zunge auf. Ihr Kopf wurde nach hinten gegen die Wand gedrückt, und sie stieß laut die Luft aus, als er seine Hand vorschob und besitzergreifend auf ihre Brust legte. Ihr Atmen ging in ein stoßweises Keuchen über, das in der Duschkabine noch lauter klang.
Vincent riss seinen Mund von ihr los. Seine Brust hob und senkte sich heftig, als er vor ihr stand und ihre verhangenen Augen, ihre geschwollenen Lippen betrachtete. »Oh mein Gott«, flüsterte er ehrfürchtig und beugte die Knie, um ihren Hals mit Küssen zu bedecken. Schwer atmend, den Mund gegen ihre feuchte, zart duftende Haut gepresst, murmelte er: »Was machst du bloß mit mir?« Seine Zunge erforschte die kleine Einbuchtung an ihrem Hals, seine Zähne strichen leicht über ihr Schlüsselbein.
Es gefiel ihm, dass sie kaum kleiner war als er. Das bedeutete, dass er sich nicht den Hals verrenken musste, um sie zu küssen, es bedeutete außerdem, dass sie besser zueinander passten, als es
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