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Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Titel: Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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war, erkannten die Alten aber, dass dieses Mädchen der Fluch des Teufels war, denn es war klein und verkrüppelt: Die Füße waren gebogene Klauen, die Hände verkrümmt, und weicher weißer Flaum bedeckte die viel zu helle, nicht annähernd gelbbraune Haut. In ihrer Frömmigkeit hofften die Menschen zunächst nur, dass das Kind bald sterben würde; aber die junge Mutter, die ihre Tochter innig liebte, sorgte aufopfernd für sie und beschützte sie vor allem Übel.
    Sie nannte sie Flaumfeder .
    Das Mädchen war körperlich zwar schwach, aber von freundlicher Gesinnung und aufmerksam, und versuchte in unendlicher Geduld, die Liebe in den Herzen der Menschen zu erwecken. Doch je mehr Jahre vergingen und je näher der Flug des Schwarzen Adlers rückte, desto stärker wuchs der Aberglaube unter den Dorfleuten.
    Jedes noch so kleine Unglück wurde dem seltsamen Kind angekreidet, das nicht wie sie war, dessen Herkunft nicht nachweisbar war, und es wurde immer offensichtlicher, dass Flaumfeder die Tochter des Bösen war. Der Aberglaube steigerte sich schließlich zu Hass, aufgestachelt und genährt von den Priestern, die wussten, was seine Richtigkeit hatte. Natürlich konnte der Teufel die Erlösung der Sippe nicht dulden und besudelte mit seiner abscheulichen Tochter ihre göttliche Reinheit und Ehre. Missernten, Fehlgeburten, Krankheiten.
    All dies geschah nur, um die Telmadren auf die Seite des Teufels zu bringen, auf dass sie sich ihm unterwarfen, um nicht mehr leiden zu müssen. Selbst die Schwester stellte sich plötzlich gegen die junge Mutter und ihre Tochter, und die beiden wurden verstoßen und durften nur noch am Rande des Dorfes leben. Sie erhielten Bettelgaben, wie es der Anstand gebot, von denen sie aber gerade so nicht verhungerten. Ab und zu zeigte ein Mann Nächstenliebe und brachte kleine Geschenke vorbei, wenn ihm dafür Gastfreundschaft widerfuhr.
    Am Tag des Adlerflugs forderten die Schamanen Flaumfeders Mutter auf, mit ihrem Kind in den ewigen Gletscher zu ziehen, um dort zu sterben und den Fluch von den Telmadren abzuwenden. Die Mutter riss ihr Kind an sich und spuckte dem Ältesten ins Gesicht, der daraufhin unheilvoll zu kreischen begann und die ohnehin schon stark gereizten Dorfleute mit seinem Gebrüll aufstachelte. Die Stimmung war angespannt und gefährlich gewesen, und mit einem Schlag brach der so lange aufgestaute Hass hervor. Schon bückten sich die ersten nach Steinen und steckten die anderen rasch an. Während die Mutter klaglos und stumm unter dem Hass der Menschen fiel, rannte Flaumfeder schreiend davon, so schnell ihre verkrüppelten Beine sie tragen konnten. Die Telmadren, blind in ihrer Raserei, schlugen so lange auf die ermordete Frau ein, bis sie nur noch ein blutiger, im letzten Aufbäumen der Muskeln zuckender Fleischklumpen war. Dann erst erinnerten sie sich des Kindes und jagten ihm hinterher.
    Doch Flaumfeders Vorsprung war schon zu groß. Sie hatte die Felsen vor ihren Verfolgern erreicht und verbarg sich zitternd in einer winzigen Spalte. Bevor ihr Wimmern die Jäger auf ihre Spur bringen konnte, setzte der Sturm ein und riss ihr dünnes, hilfloses Stimmchen mit sich fort.
    Den ganzen Tag rannten und stolperten die Menschen in den Felsen umher und suchten das gut verborgene Kind, das sich so reglos verhielt, dass niemand es entdeckte. Als gegen Abend der Wind endlich wieder schwieg, hallte die hypnotische Stimmkraft des Dorfältesten bis zu Flaumfeder herüber.
    »Sucht weiter!«, schrie der Greis, bewegte wild die Arme, und seine Augen glühten fanatisch. »Noch ehe der Ruf des Adlers erklingt, muss die Tochter des Teufels gefunden sein! Denkt immer daran, dass dies die letzte göttliche Prüfung für unseren starken und heiligen Willen ist!«
    Seine leidenschaftlichen Worte rissen die erschöpften Menschen mit, und sie machten sich wieder auf die Suche und drehten jeden Stein um, als auf einmal ein riesiger Schatten die untergehende Sonne verdunkelte. Viele sanken in Ohnmacht, die anderen stürzten mit dem Gesicht voran in den Staub, als der heisere, erschauernde Schrei des als Adler manifestierten Gottes erscholl.
    * * *
    Und der Schwarze Adler landete, wie es die Legende so lange versprochen hatte, genau in den Felsen und direkt bei Flaumfeder.
    So erblickte der Gott in einer winzigen Spalte ein völlig verstörtes und verängstigtes kleines Mädchen in zerrissener Kleidung, das Gesichtchen von Schmutz und Tränen verschmiert; zitternd und unbeholfen drückte es mit

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