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Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Titel: Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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stand.
    Erschöpft ließ ich meine kraftlosen Gliedmaßen zurück auf den Boden sinken und atmete tief durch.
    Da bemerkte ich einen kühlen Luftzug durch das Zimmer wehen, und ich sah, wie sich links von mir eine Pforte wie von selbst öffnete. Das erschien eine Einladung, eine Aufforderung zu sein.
    Schnell machte ich mich auf, um diesen unwirklichen Ort für immer zu verlassen.
    * * *
    Es gelang mir, problemlos aus dem mysteriösen Haus zu entkommen.
    Im Hafen von Kapstadt ging ich unverzüglich an Bord der Sailing Mary , eines erstklassigen europäischen Passagierdampfers, der mich unversehrt in meine geliebte Heimat brachte.
    Die Heimreise habe ich gut überstanden und bin nach Hause zurückgekehrt.
    Zurückgekehrt in die Stadt, in der ich meine Kindheit verbrachte, der Stadt, der ich wegen der verdrängten Erinnerungen so lange den Rücken gekehrt hatte.
    Vereinsamt und ausgezehrt lebe ich hier nun seit vielen Jahren. Das Grab meiner Mutter habe ich bis heute nicht besucht.
    Ich bitte um Ihr Verständnis, aber auf die Auswirkungen der beschriebenen Begebenheit, die nun meinen Tag beherrschen und mich Nacht für Nacht mehr ergrauen lassen, möchte ich nicht näher eingehen.
    Darüber zu sprechen, bedeutet für mich, ihn aus der Hölle heraufzubeschwören.
    Nur soviel will ich noch preisgeben: So, wie der lüsterne Vampir seinem Opfer das Blut aussaugt, um ewig zu leben, so ist er in jener Nacht am Kap der Guten Hoffnung in meinen Körper und meinen Geist eingedrungen, um mir meine Seele zu entreißen.

Christoph Hardebusch
    Christoph Hardebusch ist einer der jungen Kollegen, die in den letzten Jahren erfolgreich die Fantasybühne betreten haben.
    Er studierte Anglistik und Medienwissenschaft in Marburg und arbeitete anschließend als Texter bei einer Werbeagentur.
    Sein Interesse an Fantasy und Geschichte führte ihn schließlich zum Schreiben. Seit dem großen Erfolg seines Debütromans »Die Trolle« ist er als freischaffender Autor tätig.
    Auch auf dem Kurzgeschichtensektor ist er in letzter Zeit häufig vertreten.
    www.hardebusch.net



Unter dunklen Schwingen –
geht der Tod auf die Jagd
    Christoph Hardebusch
    I ch weiß, wie es ist, eine Göttin zu sein . Der Gedanke verschwand so schnell, wie er gekommen war. Ihre Schritte führten sie durch wenig beleuchtete Straßen, ein Wohngebiet am Rand der Stadt, Reihenhäuser, ordentlich, mit kleinen Vorgärten und Hecken und Lattenzäunen. Es war spät, aber noch flackerte es hinter vielen Gardinen, fahles, künstliches Licht, der schnelle Wechsel des Fernsehens. In den Häusern waren die Menschen noch wach, aber die Straßen waren schläfrig leer. Hinter einer schweren Tür bellte ein Hund. Mut – geboren aus Panik. Auf der anderen Seite der Straße ertönte das Greinen eines Kleinkindes aus einem dunklen Fenster.
    Ihre Absätze klapperten auf dem Asphalt. Immer wieder strich sie mit den Fingerkuppen über den Lack der parkenden Autos. Sie mochte das Gefühl der Berührung, die Kühle und Glätte. Sie kannte den Namen der Straße nicht, aber das war für sie unwesentlich, solange sie nur zum Ziel führte. Nicht einmal der Name der Stadt wollte ihr in den Sinn kommen.
    Die Grundstücke wurden größer, die Abstände zwischen ihnen weiter. Die Straße wand sich einen Berg hinauf, über die Kuppe und auf der anderen Seite wieder hinab. Hier gab es nur wenige Laternen, deren orangefarbenes Licht die Dunkelheit noch greifbarer machte. Ein kleines Waldstück duckte sich an die Flanke des Hügels. Dorthin führte der Weg, der von der Straße abging. Jetzt war es Kies, der unter ihren Sohlen knirschte. Links von ihr befand sich ein Parkplatz, vollkommen unbeleuchtet, vor ihr das Tor, leicht angelehnt.
    Gestern hatte sie gekichert, als er den Friedhof als Treffpunkt vorgeschlagen hatte. Sein Lächeln war überzeugend gewesen, und er hatte ihr zugezwinkert.
    »Hier ist es so laut«, hatte er gerufen, um die Musik zu übertönen. »Wollen wir uns nicht irgendwo anders treffen? Wo es ruhiger ist … zum Reden.«
    Vermutlich hatte er mit dieser Masche häufiger Erfolg. Er sah gut aus, groß gewachsen und schlank, mit seiner schwarzen Kleidung, eng am Körper anliegend, die Formen betonend. Seine Haltung war selbstsicher, sein Lachen schnell und seine Augen voller Versprechungen. Er wirkte mysteriös, aber nicht Furcht einflößend.
    Die Verlockung war groß gewesen.
    Sie schob das Tor auf, das sich überraschend leise öffnete. Auf dem Friedhof war es noch dunkler,

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