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Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Titel: Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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erzählten von Gespenstern, die anderen von Waldgeistern und Flussnixen, wieder andere von Teufeln und Dämonen. Als die Reihe an einen jungen Mönch kam, der Pater Ambrosius hieß, berichtete dieser einen geheimnisvollen Traum: ›In meinem Traum stand ich auf dem höchsten Turm des Klosters und blickte hinunter. Es war um die Zeit der Dämmerung. Da sah ich dort unten zwischen dem Nebelstein und den Hochmooren ein bösartig schillerndes Licht zucken. Es war so groß wie eine Wolke, die mehrere Dörfer bedeckt, und ich befand mich plötzlich unterhalb dieser Wolke, unter der es wie Gewitterlicht leuchtete. Ich schritt eine Straße entlang. Fürchterliche Laute drangen an mein Ohr. Die Felder links und rechts brachen auf und Särge sprangen hervor, als speie die Erde sie aus. Ich sah, dass mir ein Zug Leute auf der Straße entgegenkam, trat beiseite und ließ sie passieren. Sie waren hager und verblichen wie Mumien. In meinem Traum wusste ich, dass sie kein Spiegelbild und keinen Schatten warfen. Stumpf und wortlos trotteten sie an mir vorbei und verneigten sich alle vor einer Frau, die auf einem Thron saß. Ich sah, dass es eine sehr schöne Frau war, mit langem blondem Haar und in eine kostbare rote Robe gehüllt. Dann aber erkannte ich, dass ihre Robe aus Menschenhaut gefertigt war! Blut tropfte davon herab. Gott öffnete mir die Augen, und ich erkannte in der schönen Frau die Hexenkönigin, die Teufelin Astarte ...‹
    Als nun Pater Ambrosius von diesem Traum berichtet hatte, erhob sich ein uralter Mönch, der ehrwürdige Pater Romuald, der Älteste unter den Klosterherren, und sagte: ›Dein Traum, Bruder Ambrosius, beruht auf Wahrheit, und ich selbst bin ihr Zeuge.‹
    Er gebot den Mönchen Schweigen und verkündete: ›Ich werde die Geschichte erzählen, wie ich sie erlebt habe. Vor fünfzig Jahren wurde ich von meinen Ordensoberen nach Schloss Heidebrock geschickt. Ich fand die Burg in heller Aufregung. Ein Groß-Inquisitor mit seinem Gefolge war hier, ebenso ein Abgesandter des Kaisers. Alles lief durcheinander und es dauerte lange, bis ich Aufklärung erhielt.
    Der kaiserliche Abgesandte sagte mir schließlich, die Burgherrin sei wegen vielfacher Morde angeklagt und verurteilt worden. Sie war schön wie ein Engel, mit langem blondem Haar und leuchtend blauen Augen, aber im Herzen eine wahre Teufelin. Sie hatte einen Pakt mit der Hexenkönigin Astarte geschlossen. Diese sollte sie ewig jung und schön bewahren, wenn sie ihr Fleisch und Blut unschuldiger Jungfrauen zum Opfer darbrachte. Mehr als hundert Mädchen und junge Frauen aus den umliegenden Dörfern waren im Laufe der Jahre verschwunden. Ihre grausam gefolterten und zerstückelten Leiber habe man bei einer Hausdurchsuchung in einem großen Grab im hinteren Burghof gefunden. Man nennt es heute den Jungfernhügel.
    Aus Furcht vor der grausamen Gräfin hatte niemand darüber zu sprechen gewagt außer einer krummen alten Frau. Die sagte: ‚Ich bin alt und muss bald sterben, ich habe keine Furcht vor der Gräfin, denn mehr als den Tod kann sie mir doch nicht antun.’ So ging die Greisin zum geistlichen Gericht und zeigte die Sache an. Als nun der Inquisitor kam, löste sich der Bann der Furcht, der auf den Dörflern lag, und sie erzählten ihm mancherlei. Man sprach davon, dass die Gräfin häufig Mädchen aus dem Dorf für eine Nacht zu sich genommen und am Morgen blutig zerkratzt und von Nadeln zerstochen wieder heimgeschickt habe. Auch habe sie nach jungen, schönen Mädchen in allen Städten des Landes geschickt. Alle diese Jungfrauen gingen in das Schloss, aber niemand sah sie jemals wieder. Die Gräfin saugte ihnen das Blut aus, oder sie ließ ihnen die Kehle durchschneiden und trank das warme Blut der Unglücklichen. Sie war im Umkreis gefürchtet, sodass kein Mädchen bei ihr Magd sein wollte. Aber was blieb ihnen übrig? Sie waren Leibeigene, die ihrer Herrin gehorchen mussten, was immer sie ihnen befahl.
    Der Inquisitor – ein Bischof namens Severin – befragte die Gräfin, und sie räumte dreist und furchtlos alles ein. ‚Da ich eine Frau von Stand bin’, sagte sie stolz, ‚kann ich mit den Niedrigen tun, was ich will’. Sie gestand auch, dass sie einen Pakt mit dem Satan und Astarte, der Königin der Hexen, geschlossen und mit ihrem eigenen Blut unterzeichnet hatte. Zur Strafe verfluchte der Bischof sie, von der Welt zu verschwinden und ewig von Schatten umgeben zu leben.
    ‚Ich habe die Gräfin verurteilt, in ihrem eigenen

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