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Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Titel: Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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folgte ihnen auf dem Fuß.
    Er sah sich interessiert in dem düsteren Saal um. »Hier liegen sicherlich Schätze vergraben. Wenn ich mit meiner Arbeit fertig bin, werde ich mich hier umsehen.«
    »Ihrer Arbeit?«, fragte Jan. »Was meinen Sie damit?« Er lächelte unsicher. »Was macht ein Geisterjäger eigentlich?«
    Professor Pike ignorierte den leisen Spott in seiner Stimme. »In erster Linie arbeite ich hier, um Herrn von Weldern und seine zukünftige Frau vor Schaden zu bewahren. Aber natürlich spielt auch wissenschaftliches Interesse eine Rolle. Ich untersuche die Phänomene hier, dokumentiere sie – das heißt, wo es möglich ist, werde ich Fotos und Tonbandaufnahmen machen –, und wenn es nötig wird, exorziere ich sie.«
    »Muss man dazu nicht Priester sein?«, wollte Jan wissen.
    »Nicht unbedingt. Der katholische Exorzismus ist nicht der Einzige. In vielen Kulturen hatte man das Problem, auf bösartige Geister zu stoßen, und entwickelte Rituale um sie zu vertreiben. Ich beherrsche ein gutes Dutzend verschiedene Exorzismen. Welchen ich anwende, hängt von den Umständen ab.«
    Julia mischte sich neugierig ein. »Diese merkwürdigen Flaschen und Behälter, die Sie mitgebracht haben, gehören die zu Ihrer Arbeit?«
    »Ja. Sie enthalten verschiedene Substanzen und Tinkturen, die dazu dienen, Menschen und Gegenstände zu reinigen, zu beschützen und zu befreien. Ich werde einige davon im Ostturm anwenden. Außerdem lasse ich den Sarkophag öffnen, in dem die Gräfin beigesetzt wurde.«
    »Um nachzusehen, ob sie wirklich noch darin liegt?«, vermutete Julia. »Glauben Sie denn daran, dass Samantha tatsächlich aus ihrem Sarg entweicht, sobald eine Frau auf der Burg ist?«
    Professor Pike hob beide Hände. »Das weiß ich noch nicht genau, deshalb will ich morgen nachsehen. Es wäre sicherlich besser gewesen, man hätte der Gräfin, wie es alter Brauch ist, sofort den Kopf abgeschlagen und einen Pfahl durchs Herz getrieben, anstatt den Sarg nur zu versiegeln. Aber ihre Verwandten wussten es zu verhindern – zu ihrem eigenen Schaden, denn sie waren die Ersten, die von der Teufelin heimgesucht wurden.«
    Julia fühlte, wie ihr ein Schauder über den Rücken rann. »Sie meinen wirklich, die tote Gräfin konnte ihren Sarg verlassen und wieder in ihn zurückkehren? Das ist doch unmöglich! War sie nun tot oder nicht?«
    Professor Pike wehrte lächelnd ab. »Nicht so hastig! Diese Dinge sind zu kompliziert, als dass man sie mit einem einfachen Ja oder Nein erklären könnte. Außerdem brauchen wir nicht zu spekulieren. Morgen werde ich selbst den Sarkophag öffnen und nachsehen, ob sich etwas darin befindet – und was.«
    * * *
    Sie gingen kurz darauf in ihre Zimmer. Mitten in der Nacht erwachte Julia von einer heftigen Bewegung. Sie setzte sich verschlafen auf und sah zu ihrem Erstaunen, dass Jan mit einer Kerze in der Hand neben dem Bett kniete. Er hielt die Decken hoch und leuchtete in das Dunkel unter der altertümlichen Lagerstatt.
    »Was machst du da?«, murmelte sie schlaftrunken. »Hast du etwas verloren?«
    »Nein, aber ich habe etwas Seltsames gesehen.« Jan richtete sich auf und stellte die Kerze auf eine Truhe neben dem Bett. »Ich wachte auf, als draußen ein Käuzchen schrie. Da sah ich etwas auf dem Fensterbrett liegen. Ich weiß nicht, was es war. Es war schwarz oder grau, rund wie ein Kürbis und ebenso groß, aber es hatte Augen. Funkelnde rote Augen, die mich anstarrten! Schließlich stand ich auf und holte die Kerze, um zu sehen, ob ich es mir nur einbildete. Aber da sprang es vom Fenster und rollte unter das Bett. Und jetzt finde ich es nicht mehr. Ich bin aber sicher, dass ich gesehen habe, wie es unter dem Bett verschwand.«
    »Das ist seltsam. Ich habe gestern Nacht etwas Ähnliches gesehen, etwas wie ein großes Knäuel Wolle, das auf dem Fensterbrett lag. Dann sprang es hinaus und war verschwunden. Ich dachte, ich hätte geträumt.«
    »Nun, ich habe nicht geträumt«, widersprach Jan grimmig. »Und es gefällt mir nicht, was ich gesehen habe. Erinnere dich, was uns Bühler erzählt hat! Anfangs wollte ich seine Geschichten ja nicht so recht glauben. Aber jetzt bin ich überzeugt, Julia. Hier ist etwas Böses am Werk, und wir werden uns in Acht nehmen müssen. Ich möchte – ja? Wer ist da?«
    An der Tür war kräftig geklopft worden. Jan öffnete sie einen Spalt weit und spähte misstrauisch hinaus. »Sie, Herr Professor? Was bringt Sie mitten in der Nacht hierher?«
    Die Tür ging

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