Unter feindlicher Flagge
Männer Platz und wurden von den emsigen Dienern mit Speisen und Getränken versorgt. Hayden fiel sofort auf, wie freudig sich diese Männer an die Arbeit machten, im Gegensatz zu den Leuten an Bord der Themis, wo jeder mit eingezogenem Kopf herumschlich, aus Angst vor Tadel und unablässigen Demütigungen.
»Dies ist unsere gegenwärtige Situation, Gentlemen«, begann Bourne und stellte sein Glas ab, nachdem er einen Toast auf den Erfolg und auf den König ausgebracht hatte. »Wir sind zweieinhalb Seemeilen von der französischen Küste entfernt und haben eine feindliche Fregatte in unseren Besitz gebracht. Hart ist nirgends zu sehen, doch mein Ausguck meldete ein Schiff, das unmittelbar vor Sonnenaufgang nach Norden segelte. Dann war es in den Nebelbänken verschwunden.«
»Norden?«, hakte Hayden nach. »Das kann nicht die Themis gewesen sein. Sie sollte nach Süden segeln, entlang der französischen und spanischen Küste bis nach Gibraltar.«
»Nun, dann muss mein Mann sich geirrt haben«, antwortete Bourne, »aber Hart ist nirgends zu sehen. Ich fürchte, er verfolgt eigene Ziele und hat Sie zurückgelassen. Eine andere Erklärung fällt mir nicht ein.«
Wickham warf einen vorsichtigen Blick auf Hayden, der keine Antwort auf die unausgesprochene Frage hatte. Hayden war sich sicher, dass Hart ihn ohne zu zögern zurücklassen würde - aber in Wickhams Fall? Das erschien ihm unwahrscheinlich.
»Mindestens ein französisches Kriegsschiff hat gestern Nacht L'Orient verlassen. Es fuhr in der Dunkelheit an uns vorbei. Glauben Sie, dass die Themis geentert wurde?«, fragte Wickham.
»Falls ja«, erwiderte Bourne, »dann hat sich Hart ergeben, ohne dass ein Pistolenschuss abgefeuert wurde, da wir keinen Kanonendonner gehört haben, abgesehen von der Breitseite, die die Lucy traf. Hören Sie, was ich vorschlage«, fuhr Bourne fort. Er schien nicht sonderlich um Kapitän Hart besorgt zu sein. »Sie werden das französische Schiff Dragoon zurück nach Plymouth bringen. Dafür müssen wir noch eine Prisenmannschaft zusammenstellen. Sie haben Ihr Dutzend Männer von der Themis und natürlich Mr Wickham. Von der Lucy möchte ich nicht noch mehr Männer nehmen, da sie ohnehin schon unterbemannt ist ...« Bourne hob seine Hände. »Die restlichen Männer werde ich stellen müssen, da Kapitän Hart nicht da ist.«
»Dennoch wird er seinen Anteil am Prisengeld verlangen«, meinte Hayden.
Bournes gutmütiger Blick schwand nicht. »Nun, Hart ist fort. Auf dem französischen Schiff sind viele Gefangene, obwohl etliche Männer noch in die Boote sprangen, als sich der Kampf zu unseren Gunsten neigte. Dennoch, es sind mehr als einhundert Mann. Ungefähr genauso viele fielen im Kampf.«
»Die Franzosen haben hundert Mann verloren?«, rief Wickham.
»Über siebzig Infanteristen, die meisten davon fielen der Kanonade zum Opfer. Dann noch mehr als sechzig Tote aus der Besatzung. Hohe Verluste, fürchte ich, bei einem so kurzen Gefecht. Und die Verwundeten haben wir da noch gar nicht berücksichtigt. Sie werden von dem französischen Schiffsarzt und dessen Assistenten versorgt. Mehr als fünfzig Mann stehen auf der Liste der Verwundeten, einige sind schwer verletzt.«
»Das habe ich noch nicht erlebt ...«, sagte Hayden und rang um Worte.
Bourne nickte und fuhr ernst fort: »Es wurde hart gekämpft, und auf diese Distanz forderten unsere Breitseiten ihren Tribut.«
»Trotzdem ...« Hayden legte die Gabel auf den Tisch. Ihm war der Appetit vergangen.
»Wir haben wenig Zeit, die Verluste zu beklagen - auf beiden Seiten«, stellte Bourne nüchtern fest. »Ich möchte, dass die Dragoon sicher nach England kommt. Sie ist ein gutes, stabiles Schiff, wenn auch ein wenig zu leicht gebaut, aber das kennen wir ja von den Franzosen. Dennoch, ich sehe keinen Grund, warum sie nicht in Dienst gestellt werden sollte.«
»Ich werde die Prise gern nach Hause bringen, aber mir wäre es lieber, wenn Hart hier wäre, um mir die Vollmacht zu geben. Wahrscheinlich wird er wieder verärgert sein, wenn er erfährt, dass ich fort bin und Lord Arthur mitgenommen habe.«
»Hart hat Sie unter mein Kommando gestellt. In seiner Abwesenheit erteile ich Ihnen den Befehl, das Kommando über das beschlagnahmte Schiff zu übernehmen und es nach Plymouth zu bringen. Wir wissen ja nicht einmal, ob wir Hart wiedersehen. Mag sich Hart beschweren, so viel er will, ich übernehme die Verantwortung. Und wenn sich die Admiralität dazu äußert, dann werde ich Rede
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