Unter feindlicher Flagge
und Antwort stehen müssen, nicht Sie, Mr Hayden. Ich möchte, dass Sie sich so schnell wie möglich auf den Weg machen. In L'Orient liegt ein französisches Geschwader. Die Franzosen könnten versuchen, sich die Fregatte zurückzuholen.« Bourne wandte sich dem Midshipman zu. »Mr Wickham, würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich kurz mit Mr Hayden unter vier Augen spreche?«
»Keineswegs, Sir«, antwortete Wickham und sprang fast vom Tisch auf. Augenblicke später war der junge Mann zur Tür hinaus.
»Wie schätzen Sie Lord Arthur ein?«, wollte Bourne wissen.
»Ich denke, er wird eines Tages ein hervorragender Offizier sein.«
»Ja, das denke ich auch.« Bourne lehnte sich zurück und betrachtete seinen ehemaligen Ersten Leutnant mit ernster Miene. »Sie glauben, dass gestern Nacht Hart auf Sie gefeuert hat, nicht ein Franzose?«
»Das lässt sich nur schwer sagen, aber ich glaube nicht, dass uns ein französisches Schiff so schnell erreichen konnte. Der Wind hatte erst kurz zuvor gedreht.«
»Und Sie haben, wie vereinbart, die Laternen gesetzt?«
»Haben wir.«
Bourne machte ein besorgtes Gesicht. »Eine verdammt unangenehme Sache, aber so etwas kommt vor. Ich habe schon erlebt, wie Schiffe einer Flotte in der Dunkelheit aufeinander gefeuert haben.« Bourne schüttelte den Kopf. »Vielleicht ist Hart weiter nach Süden gesegelt, und Sie sind ihn los. Sie und Wickham.«
»Aber wenn ich nach England zurückkehre, werde ich wieder ohne Schiff dastehen.«
Bestürzung zeichnete sich auf Bournes Miene ab. »Ich werde für Sie tun, was ich kann, Charles. Vielleicht finden Sie vorübergehend wieder eine Stellung als Erster Leutnant. Das ist weniger, als Sie verdienen, aber an Bord eines guten Schiffes mit einem kampfwilligen Kommandanten werden Sie sich erneut im Gefecht auszeichnen können.«
»Es wäre eine Erleichterung, endlich einem Kommandanten zu dienen, der bereit ist, den Feind anzugreifen, anstatt Hart ertragen zu müssen. Ich musste mich mit ihm streiten, ein einfaches Handelsschiff anzugreifen.«
»Sie haben das Beste aus einer schwierigen Situation gemacht. Die Admiralität müsste auf Sie aufmerksam werden, da Sie nicht nur eine Prise vor Brest genommen haben, sondern mir mit der Lucy zu Hilfe geeilt sind. Sie können sich darauf verlassen, dass ich ein gutes Wort für Sie einlegen werde.«
»Sie waren immer mein großer Fürsprecher, Kapitän Bourne, und dafür möchte ich Ihnen danken.«
»Leider verfüge ich nicht über mehr Einfluss bei den Kommissaren der Lords. Hat nicht einer der hohen Herren eine Tochter, die Sie heiraten könnten?«, scherzte Bourne und grinste breit. »Von der reinen und wahren Liebe könnten Sie profitieren.«
»Leider lassen die Lords der Admiralität ihre Töchter nicht in den Tiefen angeln, in denen ich schwimme.«
Bourne lachte. »Was für ein Pech für uns. Ich habe meinen Zweiten Leutnant an Bord der Dragoon. Sie hat Schaden am Rumpf und im Rigg. Aber auch wieder nicht so viel, dass wir nicht ein hübsches Sümmchen erhalten werden, wenn sie ihren Dienst in der Navy Seiner Majestät antritt.« Bourne ging zu einem kleinen Schreibtisch und nahm einige Papiere, die dort lagen. Ein Blatt reichte er Hayden. »Ihre Befehle.« Dann reichte er dem Leutnant noch einige Briefe. »Ich habe der Admiralität geschrieben, dass wir keine Verbindung mehr zu Kapitän Hart haben. Und da wir nicht wissen können, wann wir ihm wieder begegnen, habe ich Sie damit beauftragt, mit der Prise nach Plymouth zurückzukehren. Ich habe auch einen vollständigen Bericht unseres Gefechts vor der Belle Ile beigefügt, habe aber nichts von Ihren Abenteuern während der Nacht verlauten lassen. Das müssen Sie in Ihrem eigenen Bericht erwähnen, aber seien Sie vorsichtig mit Ihrer Aussage, wer auf Sie gefeuert haben könnte. Das müsste wiederum aus Harts eigenem Logbuch hervorgehen, auch wenn das keine Folgen nach sich zieht. Solche Dinge passieren nun einmal und werden in den seltensten Fällen überhaupt geahndet. Ein Versehen im Krieg - bedauerlich, aber manchmal nicht zu vermeiden. Ich denke, Sie möchten jetzt bald Ihr Prisenschiff übernehmen.« Bourne fasste sich unbewusst an den verletzten Kopf, und seine gutmütige Miene veränderte sich.
»Wie geht es Ihrem Kopf, Sir?«, fragte Hayden besorgt nach.
Bourne löste sich von seinen Gedanken, sein Lächeln kehrte zurück. »Ach, das ist nichts. Ich habe schon schlimmere Wunden im morgendlichen Kampf mit meinem Rasiermesser
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