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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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davongetragen.«
    Hayden folgte Bourne aufs Deck, wo der wolkenlose Himmel der Biskaya sie empfing.
    »Ein schöner Morgen, um Segel nach England zu setzen. Meiner Mannschaft liegt sehr daran, dass Sie unsere Post nicht vergessen, Mr Hayden.«
    »Ich werde daran denken.« Er schüttelte dem Kommandanten zum Abschied die Hand. »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen für Ihre Freundlichkeit danken soll.«
    Bourne blickte fast verwundert drein. »Freundlichkeit? Ehre, wem Ehre gebührt, glauben Sie mir. Die Admiralität fördert womöglich die Karriere von Männern, die es nicht verdient haben, aber das würde mir nicht einfallen. Viel Glück, Mr Hayden.«
    Hayden kletterte rasch über die Reling und stieg hinab ins Beiboot. Die französische Fregatte hatte keine Boote mehr, da viele Besatzungsmitglieder zur Belle Ile geflohen waren. Daher hatte Bourne der Dragoon eins seiner Boote überlassen - ein großes Opfer von seiner Seite. Wenn das Schicksal es einmal nicht gut mit Hayden meinte, könnte ein Beiboot vielleicht das Schiff und das Leben der Besatzung retten.
    Während er über die leichte Dünung gerudert wurde, starrte er auf die gekaperte Fregatte - alles in allem ein ansehnliches Schiff. Wäre er in Frankreich geblieben, hätte er womöglich das Kommando über ein solches Schiff bekommen. Ein beunruhigender Gedanke, denn diese Vorstellung war ebenso anziehend wie abstoßend. So kam es, dass er die Sprosse der Jakobsleiter mit leicht zittriger Hand zu fassen bekam und an Bord stieg.
    Im Gegensatz zur Rückkehr auf die Tenacious wurde kaum Aufhebens gemacht, als er nun das Deck der französischen Prise betrat. Bournes stellvertretender Zweiter Leutnant gratulierte ihm herzlich. Bald fiel die Unruhe von Hayden ab, sodass er sich auf seine Arbeit konzentrieren konnte. Seine eigenen Leute von der Themis wurden von der Lucy herübergerudert. Den jungen Wickham ernannte er zum stellvertretenden Ersten Leutnant. Schließlich wurde das Schiff begutachtet, der Schaden abgeschätzt.
    Weiter vorn auf dem Orlopdeck hatte man zusätzliche Schotten errichtet, um die französischen Gefangenen einzupferchen. Hayden rief nach dem Waffenmeister, der ihm die Tür aufschließen sollte. Das leise Stimmengewirr seiner Muttersprache erstarb, als er mit eingezogenem Kopf in die schwach beleuchtete Kammer trat. Ein wenig Licht und Luft kamen durch eine vergitterte Luke, doch die Luft war abgestanden. Die Gefangenen hockten eng beieinander in dem vollen Raum und blickten den Engländer finster an, der plötzlich in ihrer Mitte stand. Die Männer waren bedrückt und wirkten gekränkt, als hätte man sie fälschlicherweise beschuldigt und ohne Grund eingesperrt. Hayden war im Begriff, etwas zu sagen, aber mit einem Mal war sein Mund trocken, worauf er schnell wieder durch die Tür zurückwich und dem Wachtposten zunickte, er solle das Schloss wieder vorhängen. Er brauchte unbedingt Luft, aber ehe er die Leiter zum Deck erreichte, sprach ihn Bournes Leutnant an.
    »Unter den Gefangenen ist jemand, der von den anderen gemieden wird«, teilte der Mann ihm mit. »Er hat versucht, mit uns zu sprechen, aber wir können nicht genug Französisch, um zu verstehen, was er uns sagen will. Der einzige Franzose, der wohl etwas Englisch kann, zuckt nur mit den Schultern, wenn wir ihn fragen, was der Mann will. Die französische Mannschaft nennt ihn ›Le Boho‹, was immer das heißen soll.«
    »Boho?«, wiederholte Hayden erstaunt. »Wissen Sie, wie der Mann heißt?«
    Der junge Offizier sah Hayden an. »Ich glaube, er nennt sich selbst Fournier, aber die Gefangenen sagen Sanson zu ihm.« Als er sah, dass Hayden aufhorchte, fragte er: »Sagt Ihnen das etwas, Sir?«
    »Sanson ist zunächst kein ungewöhnlicher Name bei den Franzosen. Können Sie den Mann holen?«
    »Sofort, Sir.« Der junge Leutnant eilte los.
    Hayden begab sich wieder an die frische Seeluft auf dem Quarterdeck. Dort stieß Wickham zu ihm.
    »Die Vorräte werden reichen, bis wir in England sind, Mr Hayden«, berichtete der frisch ernannte junge Offizier. »Auch Pulver, Kugeln und Tauwerk sind in genügendem Maße vorhanden. Was uns fehlt, ist Rum, Sir, dafür haben wir jedoch eine Menge Wein an Bord.«
    »Dann müssen die armen Matrosen wohl mit französischem Rotwein vorlieb nehmen«, antwortete Hayden und lächelte. »Und mit französischem Essen.«
    Im Niedergang erschien Bournes Leutnant und brachte einen Mann mit an Deck, dessen Hände gefesselt waren. Zwei Seeleute mit Musketen

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