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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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und das Sternenlicht nimmt weiter ab.«
    Von Osten wehte nun eine leichte Brise in die Segel.
    »Wir verlieren an Fahrt«, flüsterte Philpott und blickte hinauf zu den Segeln, die gegen die Masten gedrückt wurden.
    Hayden ging zum Steuerrad und drehte es schnell. »Wir müssen unsere Rahen drehen, Mr Philpott.«
    »Welchen Kurs schlagen wir ein?«
    »Ich möchte immer noch gern einen Franzosen aufbringen. Auf Nord in Richtung L'Orient.« Er spähte in die Dunkelheit. »Rufen Sie Männer an Deck, um die Schäden zu begutachten. Wir machen die nötigsten Reparaturen. Haben wir schon Wasser in der Bilge, Mr Wickham?«
    »Ich werde selbst nachschauen, Sir«, bot sich der junge Mann an und verschwand in Richtung Niedergang.
    Seeleute liefen eilig über Deck, räumten zerfetztes Segeltuch beiseite und warfen gebrochene Taue über Bord. Andere enterten auf. Bald hörte man das Flüstern der Männer aus den Wanten.
    »Brasse am oberen Vormarssegel an Steuerbord beschädigt.«
    »Unteres und oberes Großmarssegel beschädigt, Mr Philpott.«
    »Wanten an Steuerbord sehen schlecht aus, Sir«, kam es vom Bootsmann.
    »Halten die Wanten noch, Mr Plym?«, fragte Philpott.
    »Mit etwas Glück, aber nur bei diesem leichten Wind, Sir.«
    »Wir flicken notdürftig, was wir können, Mr Plym. Ziehen sie neue Brassen am oberen Vormarssegel auf. Das Segel brauchen wir in jedem Fall.«
    »Laschen Sie die Großmarsrah an das Rigg«, wisperte Hayden den Männern zu.
    Die Segel blähten sich wieder. Das Schiff schien zu schweben wie eine Möwe im Wind und nahm endlich Fahrt auf. Das Wasser gurgelte wieder am Schiffsrumpf - sie machten drei Knoten, so schätzte Hayden. Immer wieder blickte er nervös hinauf zum Großmast, als rechne er damit, dass die Segel zu viel Wind aufnahmen.
    Aus dem Niedergang kam Wickham. »Kein Wassereinbruch, Mr Hayden, soweit der Zimmermann das bisher beurteilen kann.« Er blieb neben dem Steuerrad stehen. »Aber im Rumpf haben wir ein Loch, drei Fuß über der Wasserlinie.«
    »Sagen Sie dem Schiffszimmermann, er soll kein Licht machen, wenn er sich an die Reparaturen macht. Und wenn wir vorerst nur ein altes Segel vor das Loch hängen.«
    »Habe ich schon veranlasst, Sir. Der Mann murrte, aber ich sagte ihm, dass wir womöglich noch mehr Löcher bekommen, wenn man unser Licht sieht.«
    »Gut gemacht. Und jetzt begeben Sie sich zum Klüverbaum und schauen durch Ihr Nachtglas. Halten Sie Ausschau nach einer Brigg oder einem Handelsschiff vor uns. Wir hätten nichts davon, wenn wir mit einem Franzosen zusammenstoßen.«
    Wickham eilte nach vorn und war Augenblicke später von der Dunkelheit verschluckt. Hayden konnte nicht einmal mehr den Bugspriet des eigenen Schiffes sehen, da die Sterne inzwischen hinter den Wolkenbändern verschwunden waren. Der Nebel wurde immer dichter. Von Osten hielt die Brise an, sehr zum Vorteil der Franzosen, die auf den Hafen von L'Orient zuhielten. Hayden legte die Weste ab und hängte sie über das Kompasshäuschen, um das matte Licht dort zu verbergen. Er konnte nur noch einen Kompass erkennen, aber beim Steuern orientierte er sich ohnehin nur am Wind.
    »Hoffen wir, dass meine Weste nicht Feuer fängt«, murmelte er.
    Einer der Midshipmen trat zu ihm, einen Arm in der Schlinge. »Wir haben ein Stück buntes Glas, das wir über das Kompasshäuschen legen können, Mr Hayden. So können wir das andere Licht löschen. Der Kompass ist dann auf zehn Schritt nicht mehr zu sehen.«
    »Gut, tun Sie das. Wie geht es Ihrem Arm?«
    »Ein paar Stiche. Der Arzt sagt, ich solle den Arm eine Woche ruhig halten. Aber das wird schon wieder.«
    Oben arbeiteten die Männer im Rigg. Leinen wurden heruntergelassen, um Taue zum Flicken der beschädigten Wanten hochzuziehen. Die Matrosen arbeiteten fast in vollkommener Dunkelheit, aber sie kannten ihr kleines Schiff vom Kiel bis zur Mastspitze. Die dicken Knotenenden von Wurfleinen schlugen auf Deck auf. Daran befestigten die Matrosen das Material, das sie für die Reparaturen brauchten. Kurz darauf wurden die Bündel hochgezogen.
    »Soll ich Sie am Steuerrad ablösen lassen?«, hörte Hayden Mr Philpotts Stimme aus der Dunkelheit.
    »Ja, bitte, Mr Philpott.«
    Daraufhin übernahm ein Maat das Steuerrad, während Hayden seine Weste vom Kompasshäuschen nahm, wo der Midshipman inzwischen das Licht des Kompasses mit dem bunten Rauchglas abgedeckt hatte.
    »Wo ist die Fregatte, die auf uns gefeuert hat?«, erkundigte sich Hayden. »Kann irgendjemand sie

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