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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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zu stehen. Das wird wohl niemand verstehen, der es nicht selbst erlebt hat.« Mit diesen Worten schritt er forsch die Stufen des Niedergangs hinunter.
    Archer, der nicht weit entfernt stand, meinte ein wenig spöttisch: »Wie gut es doch mitten im Gefecht tut, ein nettes Wort von einem Landbewohner zu hören ...«
    »Nun, noch haben wir kein richtiges Gefecht«, antwortete Hayden. »Mr Archer, gibt es unter den Gefangenen nicht einen, der ein bisschen Englisch spricht?«
    »Ein Offizier namens Marin-Marie spricht unsere Sprache leidlich, Sir.«
    »Sagen Sie Mr Hawthorne, er soll diesem Mann den Rock und den Hut eines Offiziers geben und ihn dann aufs Quarterdeck bringen, bewacht von zwei Seesoldaten.«
    Verwunderung lag auf Archers Miene, als er sich auf die Suche nach dem Leutnant der Seesoldaten machte, der vorn bei der Geschützbedienung aushalf. Kurz darauf wurde ein verunsicherter Franzose aufs Quarterdeck gebracht.
    »Leutnant Francois Marin-Marie«, verkündete Hawthorne. Der Mann, ein wenig untersetzt, hatte noch keine Bekanntschaft mit dem Rasiermesser gemacht, dachte Hayden, da er noch fast ein Junge war - kaum älter als Wickham. Dennoch vollführte er eine elegante Verbeugung und beäugte Hayden dann mit einem recht verächtlichen Blick.
    »Warum 'aben Sie misch 'olen lassen?«, fragte er in gebrochenem Englisch.
    »Ich brauche Ihre Hilfe, Leutnant«, erwiderte Hayden auf französisch. Er deutete auf die Themis. »Dieses britische Schiff dort ist in der Hand von englischen Meuterern. Sie glauben, dass Ihr Schiff nach wie vor den Franzosen gehört, und deshalb tragen wir diese Uniformen.« Er deutete auf die Verkleidung. »Wir haben die Absicht, das Schiff zu erobern. Aber da die Meuterer wahrscheinlich mich und andere aus der Besatzung erkennen werden, möchte ich, dass Sie mit ihnen sprechen, sobald wir in Rufweite sind.«
    Der Junge straffte die Schultern. »Und warum sollte ich das tun?«, fragte er auf Französisch. »Das ist nicht meine Angelegenheit.«
    »Nun, in England werden Sie vielleicht besser behandelt, wenn Sie mit uns kooperiert haben. Der Krieg kann noch lange dauern, und ich persönlich möchte nicht Monate oder gar Jahre auf einer gottverlassenen Hulk verbringen, weitab von Freunden und Familie, die nicht wissen, wie es mir geht.«
    Die Fassade aus Verachtung erhielt Risse, und der junge Mann schluckte sichtlich. Dann schaute er sich in dem Kreis von Engländern um. »Und was ist das für ein Schiff?«, fragte er mit starkem Akzent auf Englisch und nickte in Richtung der französischen Fregatte.
    »Kapitän Bournes Tenacious unter französischer Flagge.«
    Wieder blickte der junge Franzose in die wenig freundlichen Gesichter der Engländer. »Was soll ich denen sagen? Mein Englisch ist - schlecht.«
    »Ich werde hinter Ihnen stehen und Ihnen sagen, was Sie sagen sollen.«
    Eine Kugel traf den Schiffsrumpf vorn. Mr Baldwins Geschütz erwiderte das Feuer, und kurz darauf erschallte wieder Jubel.
    »Warum tun Sie das?«, fragte der Junge leise in seiner Muttersprache. »Sie sind Franzose, das höre ich doch.«
    »Meine Mutter ist Französin, Leutnant. Ich bin Engländer.« Hayden wandte sich halb ab. »Mr Hawthorne, sorgen Sie dafür, dass Leutnant Marin-Marie hier auf dem Quarterdeck weiterhin von Ihren Männern bewacht wird. Nehmen Sie ihm die Fesseln ab. Im entscheidenden Moment werde ich nach dem Leutnant rufen.«
    Hayden trat an die Reling und schaute zur Themis, die unter dem Beschuss inzwischen ihr Kreuzmarssegel eingebüßt hatte. Doch Hayden ahnte, dass sie den Meuterern aus diesem spitzen Winkel keine entscheidenden Treffer mehr würden zufügen können, selbst wenn Baldwin sein Geschütz neu ausrichtete. Wenn sie jetzt den Kurs änderten, um die Breitseite einzusetzen, würde die Themis wieder Vorsprung haben, und solange die Salve keine Segel herunterriss, würde die Dragoon erneut die Verfolgung aufnehmen müssen. Besser wäre es daher, den Kurs beizubehalten und so lange zu warten, bis der Schusswinkel günstig wäre.
    Ein dumpfer Donner auf der Themis kündigte den nächsten Schuss an. Die Kugel klatschte auf einen Wellenkamm und sprang über das Meer wie ein flacher Kiesel auf einem Teich.
    Einige Matrosen hatten sich kurz vor dem Quarterdeck versammelt und unterhielten sich mit dem dort postierten Seesoldaten.
    »Was hat das zu bedeuten?«, wunderte sich Landry und nickte in Richtung der Männer. »Das sind doch Leute von der Themis. Ich hatte sie unter Deck an die

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