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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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unbeteiligt gab.
    »Monsieur«, sagte Hayden. »Wir werden den Meuterern etwas vorspielen, sobald wir in Rufweite sind, und Sie werden die Hauptrolle haben - als einziger Mann an Bord dieses französischen Schiffes, der Englisch spricht.« Zu den beiden Seesoldaten sagte er: »Bringen Sie ihn unter Deck. Schließlich soll er ja nicht im englischen Geschützfeuer fallen, oder?«
    »Monsieur«, redete der junge Leutnant ihn in seiner Muttersprache an. »Sie haben einen Fehler gemacht, als Sie sich auf die Seite der Engländer schlugen. Aber es ist noch nicht zu spät. Die französische Marine würde Sie willkommen heißen. Lassen Sie heimlich meine Besatzungsmitglieder frei. Gemeinsam erobern wir die Dragoon zurück, und Sie wären der Held Ihrer wahren Heimat. Sie täuschen sich selbst, Capitaine. In Ihrem Herzen sind Sie ein Franzose. Schauen Sie sich doch an - fühlen Sie sich nicht viel wohler in unserer Uniform als in dem verschlissenen Rock eines englischen Leutnants?«
    »Bringen Sie ihn unter Deck«, wiederholte Hayden. Als der junge Leutnant den Niedergang erreichte, schaute er noch einmal zurück und warf Hayden einen wissenden Blick zu.
    Aufflammende Geschützläufe und Rauchschwaden auf der französischen Fregatte rissen Hayden aus seinen Gedanken. Die Franzosen waren nun fast in Schussweite, und ihre Buggeschütze verfehlten die Themis nur knapp. Die Meuterer würden ans Nachdenken kommen, ging es Hayden durch den Kopf. Zwei französische Verfolger, und die Themis nur mit halber Besatzung.
    In diesem Moment feuerte wieder das Heckgeschütz der Themis und schickte eine heulende Kugel auf die Höhe der Männer im Rigg.
    »Mr Landry, geben Sie an den Geschützführer durch, die Kanone mit Kettengeschossen zu laden und auf das Rigg zu zielen.«
    »Wird gemacht, Mr Hayden.« Landry schickte einen der Midshipmen mit der Nachricht nach vorn.
    Wickham nutzte den Augenblick und rief wieder etwas auf Französisch, worauf Hayden sofort antwortete. Er war sich nicht sicher, ob die Stimmen bis zur Themis schallten, aber die Entfernung zwischen den beiden Schiffen schrumpfte. Daher war es ratsam, das Tarnspiel beizubehalten.
    Wickham zeigte dann auf die La Rochelle, die nun aus den Nebelschwaden auftauchte. Ein Sonnenstrahl beleuchtete ihre Segel. Der schwarze Rumpf setzte sich von dem nun jadegrün schimmernden Wasser ab. »Sie überholen uns, da uns nun einige Segel fehlen, Mr Hayden.«
    »Sie dürfte die Themis zeitgleich mit uns erreichen.« Hayden wandte sich an seinen Ersten Leutnant. »Mr Landry, ich denke, wir sollten so navigieren, dass wir längsseits zur Themis kommen, unsere Kanonen mit Traubengeschossen laden, eine Breitseite abfeuern und entern.«
    Landry dachte kurz über den Vorschlag nach. »Und was ist mit Ihrem Englisch sprechenden Franzosen?«
    »Er soll ihnen zurufen, dass sie sich ergeben sollen, wenn wir näher dran sind. Wenn sie sich weigern, entern wir. Sobald wir längsseits kommen, haben wir Zeit für genau eine Breitseite. Dann müssen die Männer an den Geschützen zu den Waffen greifen und zu uns an Deck kommen.«
    »Aye, Sir. Soll ich Wickham zum Kanonendeck beordern?«
    »Ich hätte ihn gern an meiner Seite, wenn es geht. So können wir uns weiterhin Befehle auf Französisch zurufen. Mr Archer hat das Kommando auf dem Kanonendeck und übergibt Wickham die Signalflaggen.« Er drehte sich zu seinem Midshipman um. »Mr Wickham? Haben Sie gehört?«
    »Aye, Sir.«
    Pflichtbewusst wanderte das Signalbuch von Archer zu Wickham. Daraufhin begaben sich Landry und der Zweite Leutnant zum Kanonendeck, doch Augenblicke später kam Landry wieder an Deck.
    Der Beschuss durch die Themis richtete keine größeren Schäden mehr an, doch Bournes Geschützbedienung am Buggeschütz war weitaus tödlicher. Hayden bedauerte fast, dass seine eigenen Leute so schlecht waren - was nicht zuletzt darauf zurückzuführen war, dass Hart kaum je Geschützdrill durchexerzierte. Er fragte sich, wie es Hart gehen mochte - ausgepeitscht von seinen eigenen Leuten. Sosehr Hayden auch überlegte, ein solcher Fall war ihm nicht bekannt. Wenn der ganze Vorfall in England publik gemacht würde, wäre die Themis mit Schande befleckt, und zwar nicht nur die Mannschaft, sondern auch die Offiziere.
    Erst jetzt fragte sich Hayden, ob das nicht der wahre Grund war, warum er sich überhaupt auf dieses irrsinnige Unterfangen eingelassen hatte, die Themis zurückzuerobern, während eine französische Fregatte ein paar Kabellängen

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