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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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war eine Aufgabe von Sekunden. Die Kanone wurde ausgerannt. Baldwin ließ sie noch einmal etwas nach steuerbord ausrichten, korrigierte die Rohrhöhe und brachte Keile an. Wieder die Warnung an die Mannschaft, ehe Baldwin hart an der Abzugsleine riss.
    Und abermals dieser Höllenlärm. Hayden blinzelte durch den Rauch und hoffte darauf, die Wasserfontäne - oder besser gar - das splitternde Holz zu sehen. Einen Moment lang herrschte Verunsicherung.
    »Kreuzmarssegel getroffen, Mr Baldwin!«, verkündete Wickham. »Haben Sie gesehen?«
    »Sie haben Augen wie ein Habicht, Mr Wickham«, sagte Baldwin voller Bewunderung. Die Geschützbedienung machte sich erneut ans Werk und wiederholte die Prozedur mit Eifer. Auf eine pilzförmig aufquellende Wolke am Heck der Themis folgte rasch das vertraute und beängstigende Kreischen einer heransausenden Kanonenkugel. Das Vormarssegel schlug zur Seite, das Geräusch von zerschmettertem Holz war zu hören. Splitter flogen durch die Luft.
    Hayden schaute hinauf und sah, dass die Fock zerfetzt im Wind flatterte.
    »Mr Barthe, die haben uns die Nock der Fockrah weggeschossen. Wir müssen eine neue Klammer einscheren und das Segel verkleinern. Ich möchte weiter unter vollen Segeln fahren, wenn möglich.«
    Matrosen enterten eilig auf, und ehe die Themis wieder feuern konnte, waren Notbrassen angebracht worden. Die Segel flatterten nicht mehr, während die Männer an Deck angespannt auf den nächsten Schuss warteten.
    Tatsächlich feuerte die Themis wieder, aber ob die Meuterer nun schlecht gezielt oder die Aufwärtsbewegung unterschätzt hatten, die Kugel klatschte an Backbord ins Wasser. Alle an Bord lachten. Hayden stimmte in das Lachen mit ein, obwohl er nicht genau wusste, warum.
    Das Buggeschoss bellte erneut, und Hayden zog eine Grimasse bei dem lauten Knall. Sekunden verstrichen. Dann wurde ein Fenster in der Galerie der Themis völlig zertrümmert, dass die Splitter nur so durch die Luft flogen. Die Männer jubelten.
    Ein Schuss aus der Ferne erregte Haydens Aufmerksamkeit. Rauch waberte über den Bug der La Rochelle.
    »Unsere Landsleute scheuen nicht vor dem Kampf zurück«, meinte Hawthorne.
    »Die Gelegenheit wollen sie sich nicht entgehen lassen. Zwei Fregatten gegen eine. Unsere kleine masquerade de guerre scheint zu klappen.«
    Doch die Kugel der La Rochelle verfehlte die Themis um eine Kabellänge.
    »Mr Wickham, ich denke, es wäre klug, wenn Sie noch einmal zur Marsplattform aufentern und uns etwas auf Französisch herunterrufen, als wären Sie der Ausguck.«
    Wickham grinste, tippte an seinen Hut und lief zu den Wanten.
    »Geben Sie das an Mr Barthe weiter«, sagte Hayden und gab einen Befehl auf Französisch, obwohl er nicht damit rechnete, verstanden zu werden. Schließlich erschien Barthe am Fockmast, eine Sprechtrompete unter dem Arm. »Ich hoffe, Sie wollen die nicht benutzen«, meinte Hayden, »es sei denn, Sie sprechen Französisch.«
    »Nein, Sir, die brachte mir gerade mein Maat. Ich nahm sie nur aus Gewohnheit entgegen.«
    »Wir sind zu schnell. Ich möchte nicht, dass wir die Themis vor der französischen Fregatte erreichen. Könnten Sie uns etwas langsamer machen, ohne dass es zu sehr auffällt?«
    »Ich werde etwas Tuch einholen lassen, Mr Hayden. Wir nehmen den Wind aus der Fock und dem Großsegel und holen die Bramsegel ein.«
    »Das können Sie tun, Mr Barthe, aber ich glaube nicht, dass sich die Meuterer dem Kampf stellen. Sie werden so lange fliehen, bis wir ihr Schiff beschädigt haben. Fock und Großsegel brauchen wir noch, samt Bramsegel.«
    Barthe nickte und ging, als Hayden etwas auffiel.
    »Mr Barthe? Sie müssen sich einen Hut holen, Sir. Ihr rotes Haar ist zu auffällig. Verbergen Sie es bitte.«
    Der Master nickte und schickte seinen Maat los auf die Suche nach einer passenden Kopfbedeckung.
    Die nächste Kugel flog so scharf über das Deck, dass Hawthorne behauptete, den Luftzug gespürt zu haben. Das Geschoss schlug einmal an Deck auf, sauste nach achtern, verletzte zum Glück niemanden und ging über Bord.
    Hayden blickte sich um und sah, dass die Männer mit blassen und grimmigen Mienen auf ihren Positionen standen.
    In die Stille hinein rief Wickham etwas auf Französisch. Hayden rief betont laut zurück, doch seine Worte gingen in dem Kanonendonner von Baldwins Geschütz unter. Der Schuss verfehlte jedoch sein Ziel, woraufhin der Geschützführer den Kommandanten verlegen ansah.
    »Verzeihung, Kapitän Hayden«, sagte er. »Das Schiff

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