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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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ersetzen werden.«
    Der Admiral schien mit der Antwort nicht zufrieden zu sein, ebenso wenig mit dem Gemurmel unter den Besatzungsmitgliedern der Themis. Dann jedoch fragte er, ob einer der Kapitäne Fragen an Kapitän Hart habe.
    »Kapitän Hart«, fragte ein Kapitän namens McLeod sichtlich verdrießlich, »ist Ihnen diese Nachlässigkeit schon vorher bei dem Master aufgefallen?«
    »Leider ja, Sir, wie in Mr Barthes Akte nachzulesen ist.«
    Hayden schaute hinüber zu Griffiths, der dem Master beschwichtigend eine Hand auf den Arm legte. Denn Barthe war im Begriff gewesen, mit puterrotem Gesicht von seinem Stuhl aufzuspringen, die Hände zu Fäusten geballt. Hawthorne und der Doktor konnten ihn gerade noch zurückhalten, doch da hatten bereits viele der Anwesenden die Reaktion des Masters gesehen.
    »Kapitän Hart«, meldete sich dann Kapitän Gardner zu Wort, Kommandant des Vierundsiebzigers Goliath, »waren Sie im Verlauf dieser unglücklichen Vorfälle mit dem Verhalten irgendeines Mannes unzufrieden?«
    »Den Offizieren, die zurzeit der Meuterei an Bord des Schiffes waren, kann ich kaum Vorwürfe machen. Alle Besatzungsmitglieder widersetzten sich den Meuterern so gut sie konnten. Ich denke, das ist schon an der langen Liste der Gefallenen und Verletzten ersichtlich.« Hart verlagerte sein Gewicht auf dem Stuhl und schaute sich vorsichtig in der großen Kabine um. »Mit einigen, die das Glück hatten, das Schiff ein paar Stunden vor der Meuterei verlassen zu können«, stieß er grollend hervor, »war ich jedoch nicht so zufrieden.«
    »Wie meinen Sie das?«, hakte der Kapitän der Defiant, Bainsbridge, nach.
    Den ahnungsvollen Blick seines Rechtsberaters schien Hart in diesem Moment nicht wahrzunehmen.
    »Ehe wir ausliefen, Sir, war ich zehn Wochen nicht auf dem Schiff und befand mich erst wenige Tage wieder an Bord, als die Meuterei ausbrach. Und doch sitze ich auf der Anklagebank. Leutnant Charles Hayden hingegen hatte während meiner Abwesenheit über Wochen das Kommando auf der Themis und hatte das Schiff kaum verlassen, als es zur Meuterei kam. Nun trifft ihn offenbar keine Schuld, obwohl er zur Verantwortung gezogen werden müsste.« Bei den letzten Worten begann Harts Kinn zu zittern, ob nun aus Zorn oder innerer Schwäche, vermochte Hayden nicht zu sagen. Im Raum herrschte Totenstille.
    »Was wollen Sie damit sagen, Sir Josiah?«, fragte Bainsbridge leise.
    Hart antwortete ohne Umschweife. »Ich will damit sagen«, sprach er verbittert, »dass die Unzufriedenheit der Besatzung begann, als Leutnant Hayden während meiner Abwesenheit das Kommando über die Themis erhielt - bis zu diesem Zeitpunkt gab es keine Anzeichen von Missmut und Verdrossenheit. Aber im Verlauf der Wochen, die ich nicht an Bord war, veränderte sich die Stimmung der Mannschaft so drastisch, dass ich bei meiner Rückkehr stutzte. Und das ist mit ein Grund, warum mich die Meuterei so unvorbereitet traf.«
    Muhlhauser und Wickham blickten Hayden erschrocken an.
    Dieser rückgratlose kleine Tyrann!, dachte Hayden, da er sich genau erinnerte, wie viel Zwietracht und Zwist bereits an Bord herrschte, als er im Auftrag von Stephens das verfluchte Schiff betrat. War nicht ein Seemann von einem seiner Schiffskameraden ermordet worden?
    »Wir sind nicht zusammengekommen, um über Männer zu verhandeln, die zum Zeitpunkt der Meuterei nicht an Bord der Themis waren«, stellte Gardner nüchtern fest, »ganz gleich, welche Meinung Kapitän Hart von ihnen hat.«
    Einige Mitglieder des Gremiums protestierten nun, doch Admiral Duncan hob die Hand. »Kapitän Gardner hat ganz recht. Fahren wir fort. Möchte noch jemand eine Frage an Sir Josiah richten?«
    Gardner beugte sich vor. »Sie haben Ihre Offiziere für ihren Eifer bei der Verteidigung des Schiffes gelobt. Aber habe ich das richtig verstanden, dass Sie nicht verfolgen konnten, wie Ihre Leute sich zur Wehr setzten, da Sie in Ihrer Kajüte gefangen gehalten wurden?«
    »Das ist wahr, Sir, aber ich bin mir sicher, dass die Aussagen meiner Offiziere mir recht geben werden. Erlauben Sie mir noch zu meiner Verteidigung zu sagen, dass ich mich mit Leibeskräften an dem Kampf um mein Schiff beteiligt hätte, wenn die Meuterer mich nicht heimlich im Schlaf überrascht hätten.«
    »Wer könnte das bezweifeln, gemessen an Ihren ruhmreichen Taten?«, erwiderte Gardner trocken.
    Der leise Spott, der in diesen Worten mitschwang, verfehlte seine Wirkung nicht. Denn einige Anwesende unterdrückten ein

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