Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
Vom Netzwerk:
ermahnte ihn der Admiral. »Sie dürfen gleich Ihre Fragen stellen, Sir.«
    Hart schien von der Wendung der Befragung nicht sonderlich beunruhigt zu sein, doch sein Anwalt wirkte ein wenig nervös. »Ich denke, dass Mr Landry dies von dem Ersten Leutnant, Mr Hayden, erfuhr«, antwortete Hart.
    »Aber Mr Hayden informierte Sie nicht selbst?«
    »Nein, das tat er nicht.«
    »Wäre es nicht Aufgabe des Ersten Leutnants, alle Auffälligkeiten umgehend dem Kommandanten zu melden?«
    »Doch, Sir, aber der Erste Leutnant war in diesem Punkt zu nachlässig, und daher fühlte sich Mr Landry verpflichtet, mir den Vorfall zu melden.«
    »Warum denken Sie, dass er in diesem Fall zu nachlässig war?«
    »Ich glaube, er hat die Tragweite dieses Vergehens nicht ermessen.«
    »Sie jedoch schon?«
    »Dieses Vergehen verstößt gegen die Kriegsartikel, Sir.«
    »In der Tat. Welches Pamphlet von Mr Paine haben Sie diesem Aldrich weggenommen?«
    »Keins, Sir.«
    »Keins?«
    »Das ist korrekt.«
    »Auf welcher Beweisgrundlage ließen Sie dann Aldrich auspeitschen?«
    »Ich berief mich auf die Informationen von Mr Landry.«
    »Hat denn Mr Landry gehört, dass dieses Pamphlet vor der Mannschaft verlesen wurde?«
    »Ich glaube, nein.«
    »Dann muss ich gestehen, dass ich ein wenig verwundert bin, Sir. Sie ließen einen Mann auspeitschen, aber Sie befanden es nicht für nötig, sich zunächst selbst davon zu überzeugen, ob es überhaupt einen Beweis dafür gab, dass gegen die Kriegsartikel verstoßen worden war. Denn immerhin kommt es an Bord eines Schiffes oft zu Unstimmigkeiten zwischen Männern unterschiedlichen Temperaments. Ich habe schon erlebt, dass ein Mann seinen Kameraden aus reiner Boshaftigkeit eines Vergehens bezichtigte.«
    »Ich fragte Aldrich, ob er den anderen Matrosen das Pamphlet von Thomas Paine vorgelesen habe, was er umgehend gestand.«
    Bei diesen Worten stutzte Gardner erneut. »Er hat das aus freien Stücken zugegeben?«
    »Ja, Sir.«
    »Für gewöhnlich sind Meuterer nicht so entgegenkommend, jedenfalls meiner Erfahrung nach, Kapitän Hart. Aber wie dem auch sei, Sie hatten gewiss Ihre Gründe, Unruhe in der Mannschaft zu ahnen. Wenn Sie Mr Aldrich aufgrund von aufrührerischen Äußerungen auspeitschen ließen, dann müssen sich doch die Männer, denen er aus dem Pamphlet vorlas, der aufrührerischen Zusammenrottung schuldig gemacht haben. Sind auch diese Leute ausgepeitscht worden?«
    Diese Frage brachte Hart in Verlegenheit, was er mit zorniger Miene zu überspielen suchte. »Nein, das ordnete ich nicht an«, erwiderte er gereizt.
    »Und wieso nicht?«
    »Wie es schien, hat er vor fast allen Männern aus dem Pamphlet vorgelesen. So sagte er mir jedenfalls.«
    Einige der Kapitäne unterdrückten ein Lachen.
    »Es sieht danach aus, Kapitän Hart«, fasste Gardner zusammen, »dass Sie tatsächlich Grund zu der Annahme hatten, Ihre Mannschaft sei meuterisch. Und dennoch unternahmen Sie nichts, um für die Sicherheit des Schiffes zu sorgen?«
    »Ich denke, wir messen einem einzelnen Vorfall zu große Bedeutung zu«, sagte Bainsbridge mit Nachdruck. »Einem Vorfall, der so oft an Bord vorkommt, dass wir die dreifache Anzahl an Seesoldaten bräuchten, wenn wir bei den ersten Anzeichen von aufrührerischen Äußerungen gleich die Wachen verdoppeln wollten.«
    »Hat noch jemand eine Frage an Kapitän Hart?«, fragte der Admiral, aber niemand meldete sich.
    »Sie dürfen sich dann erheben, Sir Josiah, aber vielleicht müssen Sie zu einem späteren Zeitpunkt noch die eine oder andere Frage beantworten. Sie werden auch Gelegenheit erhalten, auf Vorwürfe einzugehen, die gegen Sie gerichtet werden.«
    Nun stand Sir Hubert schnell auf und half Hart von seinem Platz hoch. Hayden sah, dass Hart seine Schmerzen nicht spielte, doch er empfand kein Mitleid mit ihm. Dieser Mann hatte ihn soeben vor dem Gericht in Verruf gebracht. Seine ohnehin schon angeschlagene Karriere war jetzt in großer Gefahr.
    »Sprechen wir nun nacheinander mit den einzelnen Offizieren«, gab Admiral Duncan vor.
    Der Rechtsoffizier rief Leutnant Herald Landry in den Zeugenstand.
    »Sollten wir nicht zuvor den Ersten Leutnant befragen?«, fragte Bainsbridge. »Kapitän Hart hat ausdrücklich gesagt, dass die Unzufriedenheit der Mannschaft begann, als der Erste Leutnant das Kommando übernahm.«
    »Er hatte aber zum Zeitpunkt der Meuterei das Kommando über die Prise, Kapitän Bainsbridge«, rief ihm der Rechtsoffizier in Erinnerung.
    »Das ist mir bewusst,

Weitere Kostenlose Bücher