Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
Vom Netzwerk:
wohl wissen - verloren gehen kann? Und wie kommt es, dass es jetzt hier urplötzlich auftaucht?«
    »Wie bereits berichtet, Sir, wurde das Buch ohne mein Wissen und ohne meine Erlaubnis aus meiner Kabine entwendet. Und was das plötzliche Auftauchen betrifft, so kann ich im Augenblick auch nicht sagen, wie das geschah.«
    Die Kapitäne sahen einander verständnislos an und waren von den Ausflüchten des Masters wahrlich nicht begeistert.
    »Das ist höchst eigenartig, Mr Barthe«, hielt Bainsbridge fest.
    »Es tut mir furchtbar leid, Sir, aber ich habe selber keine Erklärung dafür.«
    Wieder tauschten die Kapitäne vielsagende Blicke.
    »Hoffen wir, dass sich die Sache bald von selbst aufklärt«, sagte der Admiral. »Aber fahren wir fort. Kommen wir noch einmal auf den Punkt zu sprechen, zu dem sich bereits Ihre Vorredner geäußert haben. Hatten Sie den Verdacht, dass es innerhalb der Mannschaft der Themis meuterische Tendenzen oder Anzeichen von Unzufriedenheit gab?«
    »Hatte ich, Sir.« Der Master verlagerte sein Gewicht von einem Bein auf das andere und wirkte von seiner ganzen Haltung her streitlustig.
    »Könnten Sie uns das bitte etwas genauer erläutern, Mr Barthe?«
    »Als wir im Sommer im Plymouth Sund nach zweimonatiger Fahrt vor Anker lagen, gab es an Bord Gerüchte, dass sich die Mannschaft weigern wollte, wieder mit Kapitän Hart in See zu stechen. Und dass man eine Petition an den Hafenadmiral schicken werde, mit der Bitte, den Kommandanten abzuberufen.«
    Diese Worte riefen sowohl im Gremium als auch bei den Zuhörern heftige Reaktionen hervor. Der Vorsitzende brauchte eine Weile, bis wieder Ruhe in der Kajüte herrschte.
    »Das ist eine äußerst polemische Behauptung, Mr Barthe«, sagte Bainsbridge sofort. »Woher wussten Sie von diesem Gerücht, wie Sie es nennen?«
    »Ich erfuhr davon von einem der Seesoldaten, Sir. Von Davidson.«
    »Starb dieser Mann nicht bei der Verteidigung des Schiffes?«
    »In der Tat, Sir.«
    »Und hat er Ihnen auch gesagt, woher er von dieser Bittschrift wusste, Mr Barthe?«, fragte Gardner.
    »Er verstand sich gut mit vielen Matrosen, Sir, und ich hatte den Eindruck, dass er sogar der Organisator der Petition war.«
    »Haben Sie das dem Ersten Leutnant gemeldet?«
    »Der Erste Leutnant war aus dem Dienst ausgeschieden, Sir. Ich sprach darüber mit Mr Landry und bestimmten Offizieren, aber wir kamen überein, vorerst nichts zu sagen. Wir dachten, noch mehr erfahren zu können.«
    »Als der Kommandant zurückkehrte, meldeten Sie diesen Umstand also nicht. Und Sie informierten auch den Ersten Leutnant Hayden nicht, als er an Bord kam?«
    Barthe warf einen kurzen Blick auf Hayden und sog die Luft ein. »Nein, Sir.«
    »Und warum taten Sie das nicht, Mr Barthe?«
    »Weil es sich bloß um ein Gerücht handelte. Als der Kommandant zurückkam, machte sich die Mannschaft mit wenig Murren an die Arbeit, und daher glaubte ich, die Krise sei wohl überwunden. Leutnant Hayden sagte ich nichts, da er gerade neu an Bord war und die Besatzung ja noch nicht gut genug kannte, um sich dieser Angelegenheit anzunehmen.«
    »Haben Sie auch erfahren, warum die Mannschaft einen so drastischen Schritt unternahm, den Hafenadmiral um die Absetzung von Kapitän Hart zu ersuchen?«
    »Weil die Mannschaft der Ansicht war, Kapitän Hart sei ein Tyrann, Sir, und weil sie ihn zudem für zu feige hielt.«
    »Feige, Sir?«, sagte Gardner und sah den Master über den Rand seiner Brille an. »Kapitän Hart? Warum, um alles in der Welt, sollte die Besatzung so von ihm denken?«
    »Admiral Duncan«, meldete sich einer der Kapitäne zu Wort, ehe Barthe antworten konnte, »dürfen wir es zulassen, dass Kapitän Sir Josiah Hart durch die Wiederholung von Gerüchten verleumdet wird? Kapitän Hart hat sich während seiner ganzen Dienstzeit als tadellos erwiesen, so steht es in seiner Akte. Viele gute Kommandanten hatten schon Besatzungen, die sich über die angebliche Tyrannei an Bord empörten. Ich möchte behaupten, dass jeder von uns hier im Gremium schon einmal das Gemurre aus den unteren Decks gehört hat. Es ist jedoch offensichtlich, dass diese Offiziere ihrem Kommandanten viel vorenthalten haben, sodass er nicht in der Lage war, mit diesen Meuterern fertig zu werden, bevor sie die ganze Besatzung mit ihren radikalen Ideen infizierten. Hätten Mr Barthe und Mr Hayden ihren Kommandanten immer ausreichend informiert, dann hätte man diese unglückseligen Vorfälle schon im Vorfeld verhindern und manch ein

Weitere Kostenlose Bücher