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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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vorwerfen, wenn er dadurch einen Vorteil hätte.«
    »Haben Sie schon von Landry gehört?«, fragte Archer leise. »Ich unterhielt mich mit einem Leutnant auf dem Schiff des Admirals. Er meinte, Landry soll einen Posten auf einem Flaggschiff erhalten. Ausgerechnet Landry!«
    Die Männer schüttelten fassungslos den Kopf und fluchten.
    »Und ich war so dumm, zu glauben, Landry wäre letzten Endes doch ein ganzer Mann geworden«, murmelte Hayden.
    »Dieser Tölpel!«, schimpfte der Master und schritt wieder unruhig in der Kabine auf und ab.
    »Landrys kleine verbale Breitseite hat den erwünschten Schaden angerichtet.« Der Schiffsarzt tippte mit einem dünnen Finger auf den Tisch. »Es bestand kein Zweifel, was für eine Absicht dieser Mann verfolgte, dieser - wie hieß der Kapitän noch gleich, dem ein Ohr fehlte ...?«
    »Bainsbridge, Doktor.«
    »Ach, ja, Bainsbridge. Er war es, der sagte, die Offiziere hätten Kapitän Hart keinen Dienst erwiesen, da sie ihm Informationen über die aufrührerischen Absichten der Mannschaft vorenthielten. Außerdem akzeptierte er es als unumstößliche Wahrheit, als Hart versicherte, die Zwistigkeiten an Bord der Themis hätten erst unter Mr Haydens Kommando begonnen. Hart wird freigesprochen, und Sie, Mr Barthe und Mr Hayden, werden gerügt. So wird es kommen, glauben Sie mir. So leid es mir tut, aber es kommt nichts anderes dabei heraus.«
    Hayden widerstand dem Verlangen, wieder vom Stuhl aufzuspringen. »Aber wird Duncan erlauben, dass Beschuldigungen gegen mich erhoben werden? Wenn ja, dann werden zukünftige Kriegsgerichte unter ganz anderen Voraussetzungen stattfinden. Ehemalige Offiziere könnten noch für Unzulänglichkeiten aller Art zur Verantwortung gezogen werden - für den Zustand des Schiffes, die schlechte Verfassung der Besatzung.«
    »Ich fürchte, Sie unterschätzen das Ansinnen von Sir Josiah Hart. Präzedenzfälle werden geschaffen, ganz gleich, wie groß die Auswirkungen sind. Hauptsache, unser tapferer Kommandant kommt unbeschadet aus der ganzen Sache heraus.«
    »Aber Mr Barthe und Mr Hayden sind nicht die Einzigen, die Harts Rachsucht fürchten müssen«, sagte Wickham mit besorgter Stimme. »Wir müssen dafür sorgen, dass Mr Aldrich in Sicherheit gebracht wird, koste es, was es wolle.«
    »Mr Wickham hat recht«, stimmte Griffiths zu. »Aldrich hat nicht richtig nachgedacht, als er in Harts Beisein gestand, die Pamphlete zu besitzen. Er ist zu ehrlich für diese Welt. Obwohl bewiesen werden kann, dass er nicht an der Meuterei beteiligt war und obendrein Landry vor der Auspeitschung bewahrte, so könnte ihm dennoch der Umstand zum Verhängnis werden, dass er seinen Schiffskameraden aus Paines Pamphlet vorlas. Man könnte ihm vorwerfen, dadurch die Meuterei angeheizt zu haben, und dafür wird er bestraft werden.«
    »Aber er wurde bereits für sein Vergehen ausgepeitscht«, hob Hawthorne hervor. »Wird das Gericht es da für nötig halten, ihn erneut zu bestrafen?«
    »Hoffentlich nicht, aber wenn Hart ungeschoren davonkommen soll, müssen andere an seiner Stelle bluten.« Doktor Griffiths zupfte betrübt an einem Fingernagel. »Das ist der Lauf der Dinge.«
    »Ich werde mit Aldrich sprechen und ihn noch einmal eindringlich warnen«, versprach Hayden und war froh, sich wenigstens kurz gedanklich von seinem eigenen Schicksal lösen zu können. »Aber wie Doktor Griffiths schon sagte, dieser Mann ist einfach zu ehrlich. Und eine solche Geradlinigkeit taugt nicht vor Gericht.«
    Im Lazarett im hinteren Bereich des Orlopdecks saß Aldrich aufrecht in seiner Koje und las ein Buch. Haydens erster Eindruck war, dass dieser Mann ganz wiederhergestellt war, doch in seinem Benehmen lag nun etwas Steifes, in seinem Blick ein Ausdruck von Kummer - oder vielleicht auch Scham -, den er zu verbergen suchte.
    Als Hayden eintrat und von dem Maat und dem Gehilfen des Schiffsarztes begrüßt wurde, tippte Aldrich mit der Hand an seine Stirn.
    »Wie ist das Kriegsgericht gelaufen, Sir?«, fragte er.
    »Nicht ganz so, wie wir es erwartet haben, Aldrich.« Hayden nahm auf einem Schemel Platz, den der junge Gehilfe ihm anbot. »Wie geht es Ihnen?«
    »Gut wie eh und je. Ich weiß nicht, warum der Doktor mich wieder ins Lazarett bestellt hat.«
    »Nun, er sagte, Sie haben wieder Fieber. Das kann er sich auch nicht recht erklären, da Ihre Wunden gut verheilt zu sein scheinen.«
    Aldrich zuckte mit den Schultern. Wie vielen anderen Männern war auch ihm die eigene Krankheit

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