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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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Leben retten können. Aber so haben die Offiziere der Themis Kapitän Hart keinen Dienst erwiesen.«
    In diesem Augenblick ertönte die Schiffsglocke, und der Admiral blickte aus dem Fenster der Heckgalerie. Womöglich war er überrascht, wie viel Zeit bereits vergangen war.
    »Schließen wir die Verhandlung für heute«, verkündete er. »Morgen werden wir Mr Barthe weitere Fragen stellen.«
    Unter einem wolkenverhangenen Himmel ließen sich die Offiziere zurück zur Themis rudern, doch während der kurzen Fahrt sprach im Beisein der Rudergasten niemand ein Wort. Kaum hatten sie die Themis erreicht, als sie sich sofort in die Offiziersmesse begaben und sich am Portwein bedienten - abgesehen von Mr Barthe. Nachdem die Diener den Raum verlassen hatten, schritt ein aufgebrachter Master in der Messe auf und ab.
    »Es musste einfach heraus«, polterte er, da er die gedrückte Stimmung seiner Kameraden wahrnahm. »Die Matrosen sprachen schon lange vor unserer Fahrt von Meuterei. Jetzt kommt alles ans Licht. Sir Josiah Hart! Für Feigheit in den Ritterstand erhoben!«
    »Beruhigen Sie sich, Mr Barthe«, ermahnte Griffiths ihn. Der Doktor wirkte sehr beunruhigt. »Man muss Sie zwar für Ihre Ehrlichkeit loben, aber ich glaube, Hart und Landry haben alles versucht, die Schuld für die Meuterei auf Ihren und auf den Schultern von Mr Hayden abzuladen. Ich weiß nicht, was morgen geschehen wird. Denn wenn zwei Parteien bei der Aufarbeitung der Ereignisse derart unterschiedlicher Auffassung sind, dann werden sich die Kapitäne des Gremiums gezwungen sehen, sich bei der Wahrheitsfindung auf ihr Gespür zu verlassen. Nicht unbedingt die beste Ausgangslage, denn ich fürchte, die Herren werden eher einem aus ihren Reihen Glauben schenken, einem Kapitän.«
    »Gewiss werden die Kapitäne sehen, dass unser ›zaghafter‹ Sir Josiah Hart nur versucht, seinen im Augenblick guten Ruf zu bewahren, oder?«, sagte Hawthorne angewidert.
    »Aber warum sollten Mr Hayden und Mr Barthe nicht das Gleiche versuchen?«, gab der Doktor zu bedenken. »Wenn Admiral Duncan beschließt, Mr Hayden in die Liste derjenigen aufzunehmen, gegen die wegen des Verlusts der Themis verhandelt wird, dann könnte die Sache schlecht für Sie ausgehen.« Er sah vom Master zu Hayden. »Es liegt doch auf der Hand, dass Hart gleich mehrere Fürsprecher im Gremium hat. Und ich behaupte, dass auch Admiral Duncan über Beziehungen zu Mrs Harts Familie verfügt.«
    »Ich jedenfalls habe mich von Harts Anwalt täuschen lassen«, sagte Hawthorne. »Ich bin fest davon ausgegangen, Hart würde aufstehen und behaupten, im Vorfeld nichts von den meuterischen Absichten der Mannschaft gewusst zu haben. Das wird der Anwalt alles genau mit Hart abgesprochen haben, um uns auf dem falschen Fuß zu erwischen.«
    »Aber wenn Sie die Miene von Sir Hubert gesehen hätten, als der gute Hart begann, Mr Hayden die Schuld in die Schuhe zu schieben«, sagte Wickham, »dann wären Sie anderer Meinung, denke ich. Nein, es war ganz allein Harts Idee, andere für die Unzufriedenheit der Mannschaft verantwortlich zu machen, da bin ich mir ganz sicher.«
    Jetzt war es Hayden, der aufstand und auf und ab schritt. »Als wir zum Schiff des Admirals gerudert wurden, hätte ich nie gedacht, dass ich in Gefahr sein könnte.« Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihm aus. Die Sache war ihm auf den Magen geschlagen, und als Hayden jetzt noch der saure Wein aufstieß, verzog er angewidert die Miene.
    Griffiths beobachtete ihn ruhig. »Ich habe Sie gewarnt, Mr Hayden, die Drohungen nicht zu unterschätzen, die Hart ausstieß, als er bei mir im Lazarett lag. Er sagte, er würde Sie ruinieren, wenn er wieder in England sei.«
    »Ja, auch ich hatte fest damit gerechnet, er werde alles in seiner Macht Stehende tun, um meine Karriereaussichten zu ruinieren. Aber nicht einen Moment hatte ich mit dieser Wendung gerechnet. Hat schon einmal irgendeiner von Ihnen gehört, dass gegen einen Mann wegen des Verlusts eines Schiffes verhandelt wird, der gar nicht an Bord war?«
    Alle schüttelten den Kopf.
    Da Hayden die Sorgenfalten auf der Stirn des Doktors nicht entgingen, der ihn unverwandt ansah, setzte er sich wieder, auch wenn es ihm schwerfiel, da er so aufgewühlt war.
    Hawthorne stützte sich mit seinen kräftigen Armen auf dem Tisch ab und lehnte sich wie unter Schmerzen vor. »Hart wird alles daransetzen, seinen Ruf zu retten. Ich glaube, er würde sogar seinen Speichellecker Landry den Hunden zum Fraß

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