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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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Hayden spürte, wie Bitterkeit und Zorn wie Galle in ihm hochstiegen. Dann sah er seinen Gast an. »Schließlich wurde er durch das Kriegsgericht gerettet.«
    Gardner richtete seinen klugen Blick auf Hayden. »Nicht Hart wollte ich retten, Mr Hayden, sondern Sie. O ja! In einer vollkommenen Welt hätten sich die Dinge von selbst ganz anders entwickelt, und der Welt wäre Kapitän Hart vorgeführt worden, wie er wirklich ist ...« Gardner machte eine Pause. »Aber die Welt ist alles andere als vollkommen, und man muss sich arrangieren. Hart wurde zwar für keine seiner Verfehlungen zur Verantwortung gezogen, aber im Gegenzug wurde dafür gesorgt, dass Sie nicht verurteilt wurden. Und ich muss Ihnen sagen, dass ohne Admiral Duncans Unterstützung Harts Freunde die Genugtuung gehabt hätten, Sie statt seiner als Beschuldigten zu sehen.«
    »Ich muss mich entschuldigen, Kapitän Gardner. Ich habe ohne Überlegung gesprochen - eine meiner schlechten Eigenschaften.«
    »Wir alle müssen manchmal deutlich sagen, wie uns zumute ist. Aber es sollte Sie trösten zu wissen, dass Hart in der Navy erledigt ist. Selbst seine Befürworter in der Admiralität müssen das jetzt erkennen. Sein Freispruch und die Erhebung in den Ritterstand sind der Ausgleich dafür. Es war vielleicht ein Handel mit dem Teufel, und doch kam etwas Gutes dabei heraus: Ihre Zukunft in der Navy.«
    »Ich schulde Ihnen und Ihren Freunden großen ...«
    »Sie schulden mir nichts, Mr Hayden«, unterbrach ihn Gardner. »Meine beiden guten Freunde, Mr Bourne und Mr Stephens - Letzterer wird in Kürze ebenfalls, und zwar hochverdient, in den Ritterstand erhoben - haben Ihnen ein so exzellentes Charakterzeugnis ausgestellt, dass ich mich verpflichtet fühlte, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um Sie aus Ihrer unglücklichen Lage zu befreien. Dabei hatte ich Helfer, denn allein hätte ich es nicht tun können.« Ein etwas schiefes, fast verschwörerisches Lächeln überzog bei diesen Worten kurz sein Gesicht.
    Das Lächeln verschwand, und Kapitän Gardner schüttelte traurig den Kopf. »Es ist fast ein Verbrechen, dass Hart das als Verdienst zugerechnet wird, was Sie geleistet haben. Ich glaube jedoch, dass die Wahrheit recht bald die Runde machen wird.« Für eine kurze Zeit schwieg Gardner. Es schien, als sei sein Gedankengang unterbrochen worden. Dann fuhr er fort: »Es gibt da noch etwas, über das wir sprechen müssen, Mr Hayden. Es ist eine Angelegenheit, die Ihre größte Aufmerksamkeit verdient. Ich hatte den zuverlässigen Eindruck, dass dieser Seemann, Peter Aldrich, bei allen Offizieren beliebt war - mit der bemerkenswerten Ausnahme Ihres heldenhaften Kommandanten.« Er hielt kurz inne, gab Hayden aber keine Gelegenheit zur Erwiderung. »Der Mann schwebt in größter Gefahr, Mr Hayden. Er wurde wegen aufrührerischer Äußerungen ausgepeitscht. Obwohl das Gericht ihn wegen dieses Vergehens nicht noch einmal bestrafen wird, ist er gewiss der aufrührerischen Zusammenrottung schuldig, zumindest wird das so gesehen ...«
    »Aber das Verlesen der Pamphlete war doch völlig harmlos - weil er glaubte, dass dies zur Erbauung beitrug. Er hätte der Mannschaft genauso unbefangen aus den medizinischen Büchern des Arztes vorlesen können.«
    Gardner hob seine kräftigen, kantigen Hände hoch, die fleischigen Handflächen nach außen gewandt. »Ich zweifle nicht einen Augenblick an dem, was Sie sagen, Mr Hayden, aber die Kommandanten des Kriegsgerichts kennen Ihren Aldrich nicht. Es stellt sich für sie so dar, dass er der Mannschaft aufrührerische Texte vorlas. Daraufhin meuterten die Männer, während er in der Koje lag, zu krank, um sich ihnen anzuschließen. Zwar sorgte er wirklich dafür, dass die Auspeitschungen beendet wurden, aber selbst wenn anerkannt wird, dass sich der Mann nicht an der Meuterei beteiligt hat, so wird man doch davon ausgehen, dass er zu den Unruhen beigetragen hat, die zu der Meuterei führten. Es kann sein, dass man ihn nicht hängt, aber es wird fast mit Sicherheit zum Auspeitschen durch die Flotte kommen - hundert Schläge, wenn das Gericht milde gestimmt ist, sonst dreihundert.«
    »Das wird er nicht überleben«, antwortete Hayden und spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. »Zwei Dutzend Schläge waren schon fast sein Ende.«
    Nach dem Frühstück machte Hayden einen Besuch bei Robert Hertle an Bord dessen neuer Fregatte, die von den Kommissaren der Lords den Namen Fairway erhalten hatte.
    »Ich nehme an, dass der

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