Unter feindlicher Flagge
Zweiunddreißiger schien mir sehr gut zu ihm zu passen, und ich wollte eine Batterie mit Achtzehnpfündern, sodass das Schiff es leicht mit den größeren französischen Fregatten aufnehmen konnte. Insgesamt gesehen war die Themis damit ihrer Zeit ein wenig voraus.
Etwas, was mich immer in Erstaunen versetzt, wenn ich einen Film sehe, in dem ein Segelschiff eine Rolle spielt, ist dies: Der Kommandant befiehlt einen Kurswechsel, der Steuermann versetzt das Steuerrad in Drehung, und schon segeln sie in die neue Richtung. Jeder, der segelt, weiß aber, dass man praktisch bei jedem Kurswechsel die Segel neu trimmen muss. Wenn man nicht gerade mit Passatwinden oder Westwinden segelt, erlebt man oft zu seiner Enttäuschung, dass sich Winde verändern, und zwar sowohl in der Richtung als auch in der Stärke (das kann aber genauso gut in Zonen mit »konstanten« Winden der Fall sein). Ich erinnere mich an einen Tag, als ein Freund und ich uns aufmachten, zu unserem Heimathafen zurückzusegeln - eine leichte Tagesstrecke. Der Morgen begann mit einem angenehmen Wind aus Nordwest, und wir trugen unsere Badekleidung und Sonnenbrillen. Sechzehn Stunden später machten wir bei einem heulenden Südoststurm am Dock fest und trugen unter unserer Schlechtwetterausrüstung buchstäblich jedes Kleidungsstück, das wir an Bord hatten. Zwischendurch hatten wir Winde aus allen Himmelsrichtungen. Wir segelten abwechselnd durch windstille Zonen, wurden von niederprasselnden Regengüssen durchnässt, und dann wieder ging uns die Kälte bis auf die Knochen. Wir veränderten unser Vorsegel so oft, dass ich mit dem Zählen aufhörte. Abwechselnd refften wir immer wieder das Großsegel und ließen es dann wieder fallen. Man stelle sich nur vor, wie viel Segelarbeit das auf einem vollgetakelten Schiff bedeutet hätte! Man hat sicher bei der Lektüre bemerkt, dass - abgesehen von einer Windänderung - bei jeder Kursänderung die Segel getrimmt und die Rahen gedreht werden.
So viel zur sachlichen Richtigkeit. Was die Wahrheit angeht, so habe ich mich bei allem, wo es nicht um sachliche Richtigkeit geht, bemüht, die Wahrheit zu erreichen.
Liebhabern von Laurence Sterne sei gesagt: Ja, es stimmt, dass Doktor Griffiths' vehemente Attacke gegen den Mangel an Originalität in Büchern fast wörtlich Sternes The Life and Opinions of Tristram Shandy entnommen wurde. Zu Griffiths' Ehrenrettung aber sei hinzugefügt, dass Sterne - brillant in seiner Komik - diese Stelle aus Burtons Anatomy of Melancholy entwendet hat. Sternes Buch und sein »Diebstahl« aus Burton waren den Lesern jener Zeit sicher gut bekannt, dennoch hat offenbar keiner derer, mit denen Griffiths das Abendessen einnahm, die Anspielung verstanden.
Wer Genaueres über die britische Navy jener Zeit erfahren möchte, hat Glück: Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Verlagen, die entsprechende Bücher herausgegeben haben. Für den Einstieg sind sehr zu empfehlen Brian Laverys Nelson's Navy, John Harlands Seamanship in the Age of Sail und das nautische Wörterbuch The Sailor's Word-book. Für diejenigen, denen diese drei Bücher nicht reichen, steht eine Fülle von Titeln zur Verfügung.
Wird es einen weiteren Roman geben, der den Werdegang des Charles Saunders Hayden begleitet? Es ist einer in Arbeit. Ach ja, wieder vorkommen werden auch Mr Barthe, Wickham, Griffiths, Hawthorne und verschiedene andere, die mit der Themis auf Fahrt gegangen sind.
Und übrigens: Der wissenschaftliche Name des sardischen gefiederten Sängers ist Sylvia melanocephala. Und der Name Scorbutus canis, den Hayden in dem Roman verwendet, lässt sich grob übersetzen als »fieser Hund«. Offenbar hielt Hayden sich für einen geistreichen Menschen.
S. T. R.
British Columbia
Februar 2007
D ANKSAGUNG
Dieses Buch, das in zwei Jahren geschrieben wurde, aber wesentlich länger in der Planung war, hätte ohne die Hilfe vieler Menschen nicht erscheinen können. Danken möchte ich meinen Freunden John und Francine, die mir mit ihrer langjährigen Segelerfahrung, die sie auf Tausenden von Meilen gewonnen haben, zur Seite gestanden und das Manuskript sorgfältig gelesen haben. Dank geht an John Harland, der das Manuskript peinlich genau durchgearbeitet hat und dessen umfassendes Wissen ich nutzen durfte. Fehler liegen jedoch ganz allein in meiner Verantwortung. Für die Übersetzungen ins Französische möchte ich der Autorin Margo McLoughlin sowie dem Autor und Übersetzer Guillaume Le Pennée danken (er hat
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