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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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beiderseitiges Einvernehmen stärker war als jede kleine zögernde Zurückhaltung seinerseits. Sicherlich war sie sich dessen bewusst, dass sie eigentlich sehr wenig Zeit zusammen verbracht hatten - zu wenig, als dass jeder von ihnen schon ans Heiraten denken könnte. Henriettas gesunder Menschenverstand und ihre praktische Vernunft, so sagte er sich, waren zu stark, um seine Absichten falsch zu verstehen. Eine halbe Stunde später jedoch versank Hayden in Traurigkeit über seine eigene Torheit, da er überzeugt davon war, Henrietta abgewiesen zu haben, als sie ihm jede nur denkbare Gelegenheit zur Aussprache gegeben hatte. Hayden stellte sich Henrietta nun vor, wie sie einem Gentleman mit einem großen Besitz und einem noch größeren Verständnis zugetan war. Es war ihm plötzlich klar, dass es sehr unwahrscheinlich war, eine Frau kennenzulernen, die noch besser zu seiner Wesensart passte als sie. Dabei zählte er ihre vielen Qualitäten auf, eine beträchtliche Liste, aber dadurch wurde sein Kummer nur noch größer.
    Mit diesen Gedanken und Reflexionen vergingen die sechsunddreißig Stunden seiner Reise nach Plymouth.
    Bei seiner Ankunft erfuhr Hayden, dass sein Schiff den Hafen noch nicht erreicht hatte. Er mietete ein Zimmer mit Blick auf den Sund und war immer noch zu aufgeregt, um größere Enttäuschung darüber zu empfinden. Er ließ Mrs Hertle eine Nachricht zukommen und erhielt umgehend eine Besuchseinladung.
    Um vier Uhr klopfte Hayden an Lady Hertles Tür und wurde in den oben gelegenen Salon gebeten. Dort traf er die Dame des Hauses an, die in einen dicken Umhang gehüllt zusammengekauert am Herdfeuer saß. Sie begrüßte Hayden mit ausgesuchter Herzlichkeit und ließ Kaffee kommen.
    »Ich hoffe, Sie werden mir verzeihen, Mr Hayden, aber ich habe mir eine Herbsterkältung zugezogen und bin erst jetzt auf dem Wege der Besserung. Henrietta hat sich bei mir angesteckt und muss noch das Bett hüten.«
    »Miss Henrietta - ist hier?«
    »Sie machte sich vor einigen Tagen auf den Weg nach Plymouth, als sie erfahren hatte, dass ich krank war. So ein liebes Mädchen.« Lady Hertle schüttelte lächelnd den Kopf. »Als ob ich nicht schon früher Erkältungen gehabt hätte. So alt und gebrechlich bin ich nicht, als dass mich ein Schnupfen ins Grab brächte. Henrietta sorgte pflichteifrig für mich, und nun ist ihre gute Tat dadurch vergolten worden, dass sie sich dieselbe Erkrankung zugezogen hat, während der sie mich so kompetent gepflegt hat. Armes Kind!« Lady Hertle nahm von einem Tisch einen sorgfältig gefalteten Brief. »Als Henrietta erfuhr, dass Sie zu Besuch kommen würden, bat sie mich, Mr Hayden, Ihnen diesen Brief zu geben.« Damit erhob sich Lady Hertle, was ihr gewisse Schwierigkeiten bereitete, weil sie sich steif fühlte. »Wenn Sie möchten, können Sie ihn lesen. Ich muss mich für einen Augenblick entschuldigen.«
    Hayden war nun allein, und er hatte soeben das Siegel auf Henriettas Brief gebrochen, als er Schritte hörte. Er sah auf und erblickte eine blasse, unglücklich aussehende Henrietta Carthew. Ihre Augen waren gerötet und etwas geschwollen, und mit den Fingern ihrer rechten Hand presste sie immer wieder ein Taschentuch zusammen.
    »Miss Henrietta«, sagte Hayden und stand von seinem Stuhl auf. »Es tut mir sehr leid, Sie so krank zu sehen.«
    »Es ist nichts von Bedeutung, Mr Hayden, kaum der Rede wert.« Dabei wanderte ihr Blick zu dem Brief, den Hayden in der Hand hielt. »Sie haben meinen Brief gelesen?«
    Da Hayden in ihrem Verhalten etwas bemerkte, das er nur als äußerste Verzweiflung deuten konnte, erfasste ihn eine plötzliche Angst. »Ich habe gerade erst das Siegel gebrochen.«
    Henrietta kam rasch auf ihn zu und streckte ihre Hand aus, die leicht zitterte. »Darf ich Sie um den großen Gefallen bitten, mir meinen Brief ungelesen wieder zurückzugeben, Mr Hayden? Ich fürchte, ich habe ihn in einem verzweifelten Gemütszustand geschrieben. Es ist ein törichter Brief, der Wahrnehmungen beschreibt, die ganz flüchtig waren und vielleicht auch sogar grundlos.«
    Hayden reichte ihr den Brief unverzüglich, den Henrietta ihm fast aus der Hand riss. Dann setzte sie sich schnell auf das Sofa und bedeckte ihr Gesicht mit ihren zarten Händen, wobei sie den Brief, der leicht raschelte, immer noch mit den Fingern umklammert hielt.
    »Ich habe Ihnen, fürchte ich, Kummer bereitet«, sagte Hayden leise und setzte sich auf dasselbe Sofa, wobei er ihr halb zugewandt war.
    Henrietta

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