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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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Schicksals scheint sich jetzt, Mr Hayden, eine günstige Wendung für Sie ergeben zu haben. Trotz der Anstrengungen gewisser Leute haben die Kommissare der Lords von Ihren kürzlichen Unternehmungen Kenntnis genommen. Ich weiß nicht genau, wie es kam, aber sie haben es für gut befunden, Sie in den Rang eines Master and Commander zu erheben.«
    Stephens lächelte zufrieden über die gelungene Überraschung.
    »Darf ich der Erste sein, der Ihnen zu dieser glücklichen Entwicklung die herzlichsten Glückwünsche ausspricht?«
    Hayden war so überwältigt, dass er nur zu einer gestammelten Erwiderung fähig war, die dem Anlass kaum gerecht wurde.
    »Ich habe hier Ihre Ernennung, aber damit ist die gute Nachricht noch nicht zu Ende, zumindest hoffe ich, dass Sie das auch so einschätzen.« Er blickte kurz auf das Blatt Papier, das vor ihm lag, und fuhr dann fort: »Sie haben ein Schiff. Es ist die Kent, eine Sloop recht hohen Alters, fürchte ich.«
    »Ich kenne das Schiff«, antwortete Hayden, »oft habe ich es in dem einen oder anderen Hafen angetroffen. Ein hübsches kleines Ding mit einem erhöhten Quarterdeck und Vorderdeck. Es hat ein Deck mit Sechspfündern und Drehbassen auf dem Quarterdeck.«
    »Jetzt mit Karronaden, wie ich hörte. Ein Experiment der Admiralität und hoffentlich erfolgreicher als das letzte, bei dem Sie beteiligt waren. Armer Muhlhauser, er hatte so große Hoffnungen auf seinen neuen Geschützunterbau gesetzt.« Einen Augenblick schien Stephens wie abwesend, dann fuhr er fort: »Gerade jetzt, da wir miteinander sprechen, ist Ihr Schiff auf der Fahrt nach Plymouth. Es müsste morgen oder übermorgen den Hafen erreichen.« Damit erhob sich Stephens und reichte Hayden die Hand. »Ich wünsche Ihnen mit dem Schiff viel Erfolg.«
    Hayden schüttelte die ausgestreckte Hand. Er war sehr bewegt, als er erwiderte: »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken kann, Sir ...«
    »Mit Taten, Mr Hayden. Ich bin ganz sicher, dass das Vertrauen, das der Erste Lord in Sie setzt, voll gerechtfertigt ist.« Stephens langte nach einem weiteren Stapel von Papieren. »Damit ich es nicht vergesse, das sollten Sie zurückbekommen, denke ich.«
    Er ließ ein kleines verschnürtes Bündel in Haydens Hand fallen, und Hayden brauchte einen Augenblick, um sich darüber klar zu werden, was es war. Es handelte sich um seine Briefe, die er an »Mr Banks« gerichtet hatte.
    »Danke, Sir«, sagte Hayden mit belegter Stimme.
    »Üblicherweise entschuldige ich mich nicht, Mr Hayden ...«
    Hayden fühlte jenen ihm wohlbekannten ruhigen, distanzierten Blick auf sich ruhen und murmelte etwas, von dem er hoffte, dass es höflich war.
    Fast ohne dass er es merkte, war er wieder auf der Straße und wäre beinahe von einer Pferdedroschke überfahren worden, so zerstreut war er. Die Strecke bis zu seiner Herberge legte er dann fast im Dauerlauf zurück. Dort angekommen, schrieb er eine kurze Nachricht an Mrs Hertle, in der er ihr seine Ernennung mitteilte und sie bat, seine Grüße an Robert und Henrietta zu übermitteln. Ein zweiter Brief ging an Wickhams Vater, in dem er bedauerte, dass er London spätestens mit der ersten Postkutsche am folgenden Morgen würde verlassen müssen. Seine Prisenagenten informierte er in einem kurzen Schreiben über seinen neuen Status. Einem Dankesbrief an Philip Stephens folgte als Letztes ein an seine Mutter gerichteter Brief mit der guten Nachricht, die sie aber erst in einigen Wochen würde lesen können.
    Auf der Kutschfahrt nach Plymouth fühlte sich Hayden ziemlich einsam, da sich die Mitreisenden alle fremd waren und wenig Interesse an einer Unterhaltung hatten. Er vermisste die lebendigen Gespräche mit Wickham, und in dieser erzwungenen Selbstreflexion durchwanderte er eine Gefühlslandschaft, die fast so vielseitig war wie die Gegend, die die Postkutsche durchquerte. Dabei war er eine Zeitlang in gehobener Stimmung über das ihm widerfahrene Glück: endlich Master and Commander! Dann aber schwand seine Hochstimmung plötzlich, als ihm bewusst wurde, dass andere mit gleicher Anzahl an Dienstjahren nur Postschiffe kommandierten. Diese Erleichterung, die er bei dem Gedanken empfand, löste bei ihm einen gewissen Widerwillen gegen sich selbst aus. Doch dann wurde die Undankbarkeit der Welt ihm gegenüber von seinem überbordenden Stolz verdrängt.
    Dann jedoch gingen seine Gedanken zu Henrietta. Eine kurze Zeitlang wollte er glauben, dass er ihr immer noch etwas bedeutete und dass ihr

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