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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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Einladung in dem Landhaus von Freunden, und was denken Sie, wer zum Dinner kam? Es waren Sir Josiah und Lady Hart ...« Der Erste Leutnant holte tief Atem, ehe er fortfuhr: »Sir Josiah sprach eine ganze Zeitlang von Ihnen in der hässlichsten Weise, wobei er Ihren Charakter und Ihre Leistungen mit den abfälligsten Ausdrücken herabsetzte. Ehe ich Sie verteidigen konnte, was ich ernsthaft beabsichtigte, übernahm jemand anders diese Aufgabe - es war zu jedermanns Überraschung der Earl of Westmoor. Lord und Lady Westmoor sind seit Langem mit Sir Josiah und Lady Hart befreundet. Der Earl sprach von Ihnen in der liebenswürdigsten Weise, indem er sagte: ›Mein Sohn gab mir einen bemerkenswert günstigen Bericht über Leutnant Haydens Charakter und schilderte eingehend, wie er ein Transportschiff am Eingang des Hafens von Brest aufgebracht hatte und später bei Belle Ile eine Fregatte trotz des Beschusses durch die Küstenbatterie gekapert hatte. Wie ich hörte, kommandierte Hayden die Brigg, die Bourne zu Hilfe kam, denn mein Sohn war ebenfalls an Bord dieses Schiffes und konnte alle Vorgänge aus erster Hand beobachten. Ein sehr wagemutiger junger Offizier!‹ Wie Sie sich vorstellen können, war das für Hart schrecklich demütigend. Vielleicht bringt ihn das dazu, in Zukunft vorsichtiger zu sein. Ich erzähle Ihnen das nur, damit Sie wissen, dass Hart alles versucht, um Sie bei einflussreichen Herren anzuschwärzen.«
    »Es ist nett von Ihnen, mir das zu berichten«, antwortete Hayden und spürte, wie ihm die Zornesröte ins Gesicht stieg. »Ich kann nicht sagen, dass mich das überrascht, aber es setzt mir doch sehr zu. Dieser Mann hasst mich wie kein anderer, ohne dass ich einen Grund dafür wüsste.«
    »Aber es muss Ihnen doch gut tun zu wissen, dass Sie einen Mann wie Lord Westmoor auf Ihrer Seite haben. Ich bin ganz sicher, dass es sich schnell unter den Familien in London herumspricht, dass der Earl Harts Anschuldigungen entschieden zurückgewiesen hat. Gar nicht zu sprechen davon, dass er es abgelehnt hat, für den Rest des Abends überhaupt weiter mit dem Mann zu reden.«
    »Ich glaube aber nicht, dass sich Hart so leicht davon abhalten lässt, mich überall zu verleumden. In solchen Dingen fehlt ihm die Selbstkontrolle.«
    Sie verabschiedeten sich voneinander, und auf dem Heimweg nahm Hayden kaum wahr, was auf der Straße um ihn herum vorging. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Hart, der den ganzen Ruhm ihrer letzten Seefahrt geerntet hatte und sogar in den Ritterstand erhoben worden war, damit aufhören würde, ihn auf Dinnerpartys in Verruf zu bringen. Vielleicht befürchtete Hart aber auch, dass Hayden überall die wahre Geschichte ihrer Seefahrt erzählen und damit versuchen würde, seinerseits ihn in Verruf zu bringen.
    Schließlich gingen etwa zehn Tage vorbei, ohne dass etwas geschah. Hayden hatte die ganze Zeit gehofft, eine Nachricht von Mrs Hertle zu erhalten, dass sie mit ihrer Cousine Henrietta wieder in ihr schönes Haus in der Stadt zurückgekehrt sei. Doch dazu kam es nicht. Die tägliche Enttäuschung hatte zur Folge, dass seine Erwartungen jeden Morgen schwanden und er letzten Endes auf keine Nachricht mehr zu hoffen wagte.
    Am zehnten Tag nach seiner Ankunft in London kam dann ganz überraschend doch noch ein Brief. Obwohl sich Hayden immer wieder gesagt hatte, der Brief stamme sicher von Wickham oder einem anderen Schiffskameraden, war dies nicht der Fall. Leider war es auch kein Brief von Mrs Hertle oder von Henrietta. Stattdessen handelte es sich um ein Schreiben des Ersten Sekretärs der Admiralität, in dem Hayden gebeten wurde, sich bei ihm in der Admiralität einzufinden.
    Hayden war viel zu ungeduldig, um eine höfliche Antwort zurückzusenden und eine Korrespondenz abzuwarten, aus der ein Termin für die Besprechung hervorging. So eilte er also unverzüglich nach Whitehall und ließ Mr Stephens eine Nachricht zukommen mit der Bitte um einen Gesprächstermin. Zu seiner Überraschung ließ der Erste Sekretär Hayden sofort zu sich kommen.
    Stephens saß wie zuvor an dem Schreibtisch und sah Hayden durch sorgfältig geputzte Brillengläser an. Er erkundigte sich ganz kurz nach Haydens Befinden und durchsuchte dabei einen nicht geringen Stapel von Papieren.
    »Ah«, rief er aus, »hier ist es!« Wenn der Erste Sekretär damit aber irgendetwas von Bedeutung ankündigen wollte, so war es jedenfalls nicht seine Absicht, sich sofort zu erklären.
    »In den Wechselfällen des

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